So, dann will ich Euch meine Erlebnisse beim "Highlander light" nicht vorenthalten:
Schon vor dem Schwimmstart ging's viel ruhiger und gemütlicher her, als bei den "normalen" Trias. Ich stand mit Lederhose im hüfttiefen Wasser und wir quatschten über Gott und die Welt. Nur eine einzige Wolke stand am Himmel, doch genau diese entleerte sich heftig kurz vor dem Start. Den Schwimmern in ihren Neos schien dies nicht viel auszumachen, doch die Zuschauer waren weniger davon angetan, zumal praktisch niemand einen Regenschutz dabei hatte. Nach dem Start vom Strand aus blieb die Keilerei aus (was sicher auch am überblickbaren Teilnehmerfeld lag), und ich kam sehr schnell in meinem Rhythmus. Dank der Sonne, die von vorne rechts ins Wasser blinzelte, konnte ich mich an ihren Strahlen auch unter Wasser grob orientieren, und so musste ich nur selten den Kopf aus dem Wasser strecken um eine Landmarke anzupeilen. So stieg ich nach 35:33 Min. völlig entspannt aus dem Wasser, als wäre ich eine halbe Stunde lang in der Badewanne gelegen.
Beim Umziehen war ich noch nie der Schnellste, darum brauchte es schon ein paar Minuten, bis ich meine Kleider und die Schutzausrüstung für die Inlines montiert hatte, obschon mir meine Frau in Funktion als Betreuerin alle Sachen fein säuberlich bereit gelegt hatte. Die Strecke war vom Platzregen schon fast überall wieder trocken, nur an den schattigen Orten war es noch feucht und daher sehr rutschig. Die Wechselzone war bereits in Sicht, als es leicht bergab ging und ich gab nochmals Gas, doch ein Stein blockierte kurz meine linken Rollen, so bekam mein Körper einen heftigen Links-Drall und plötzlich war nur noch die Wiese vor mir. Also machte ich mit über 30 km/h einen Abflug in diese Wiese, doch ich fand im ersten Moment, dass ich mich gut abgerollt hätte, bis ich wieder aufstehen wollte, da merkte ich, dass mir der Atem still stand. Also sitzen bleiben, das kennt man ja von früher: Einfach ruhig sitzen bleiben, der Atem kommt von alleine wieder zurück, auch wenn man gerne etwas Panik bekommt, wenn man atmen will aber nicht kann. Als ich wieder auf meinen Rollen stand, bemerkte ich einen stechenden Schmerz auf meiner linken unteren Brustseite. Offensichtlich hatte es mir beim Abrollen meinen Ellbogen in die Rippen gerammt. Doch ein echter Emu kennen keinen Schmerz und so fuhr ich halt etwas langsamer und mit weniger Luft bis zur Wechselzone. Immerhin 27:48 Min. trotz Sturz, schneller als meine Prognose. Da es eingangs Wechselzone noch eine steile Rampe die Wiese hinunter hatte, zog ich vorsichtshalber meine Inlines noch zuvor aus (gebrannte Kinder...), und wollte in den Socken zu meinem Wechselplatz rennen. Rennen? Es kam mit vor, als würde mir Neptun persönlich mit seinem Dreizack bei jedem Schritt in die Rippen piksen, Zudem konnte ich nur noch flach atmen, weil sonst Neptun auch wieder intervenierte. Also liess ich mir ein wenig Zeit beim wechseln, meine Frau (nun auch Therapeutin) zückte ihre Arnika-Salbe und rieb meinen lädierten Brustkorb damit ein.
Auf dem Rennrad dann das selbe Bild, sobald ich etwas mehr in die Pedale steigen wollte, wurde das Atmen zur Qual, Wiegetritt war gar ganz unmöglich. Es war wie ein eingebauter Pulsmesser: Sobald ich den Puls über 140-145 hatte, wurden die Schmerzen mühsam. Also verlangsamte ich das Tempo und versuchte die schöne Landschaft zu geniessen. Kurz nach der Verpflegungsstelle wurde ich bergauf von ein paar Classic-Teilnehmern überholt, und zwar so, dass ich das Gefühl hatte, eine Schnecke wird von einem D-Zug überholt. Respekt wie die da ihr Rad den Berg hinauf wuchteten! 10 Min. später das selbe Bild, ich fuhr auf einer leicht abschüssigen Strecke mit 45-50 km/h und freute mich ab meinem flotten Tempo, als eine Dreiergruppe an mir vorbei zog, als stünden mein Rad und ich im Ständer in der WZ. Da habe ich offensichtlich noch viel Potential... Durch meinen unfreiwilligen Drehzahlbegrenzer kam ich relativ frisch (aus muskulärer Sicht) in die Wechselzone, mit 2:41 Std. hatte ich noch einen akzeptablen Rückstand auf meinen Zeitplan in Betracht der Umstände, das war natürlich ein Aufsteller. Also nochmals etwas Arnika-Salbe auf die Rippen, und ab ging es mit dem MTB.
Welche Wohltat auf dem MTB. Die aufrechtere Sitzposition und der bequemere Sattel gaben mir neuen Mut. Zudem waren es ja nur 22 km, die es zu bewältigen gab. Doch die Euphorie währte nur bis zum ersten Steilhang. Als der Puls anstieg, meldete sich Neptun wieder energisch mit seinem Dreizack :-(. Als ich endlich auf der Krete angelangt war, dachte ich das Gröbste sei geschafft, doch weit gefehlt. Nach einer erholsamen Abfahrt begann es wieder zu steigen, diesmal war es aber kein steiniger Forstweg mehr, sondern grössere Teile der Strecke waren mit nassem Morast bedeckt, was das Vorwärtskommen noch mühsamer machte. Zudem war das Gelände wellenförmig, immer wenn man meinte man hätte den höchsten Punkt erreicht, kam noch eine fiese Steigung, das grenzte schon fast an psychologische Kriegsführung. Auch die wohlverdiente zweite längere Talfahrt brachte nicht die erhoffte Erholung, denn das Gelände war sehr holperig und steil, so dass man die ganze Zeit in den Bremsen hing. Inzwischen war ich schon recht froh, dass ich mich auf dem Rennrad zurückhalten musste, denn das MTB kostete mich recht an Substanz. Und als es dann in Richtung WZ von Bodman ging und ich mich schon in Sicherheit wähnte, kamen da noch so fiese Markierungen die uns wieder den Berg hinaufscheuchten. Psycho-Terror pur! In der Wechselzone blieb dann meine Uhr bei 1:49 stehen, 39 Min mehr als geplant, das konnte ich natürlich nicht nur auf meine Rippen schieben, mehr als 10 Min hätte ich wohl kaum rausholen können in gesundem Zustand. Die Strecke hatte es einfach in sich.
Durch die Schmerzen beim Schieben der Räder in der WZ vermutete ich es schon im voraus, dass es im abschliessenden Lauf wohl nichts mit laufen sein würde, doch die 12 km kann man ja auch wandernd bewältigen, denn aufgeben wollte ich nicht. Mich bücken und die Laufschuhe schnüren war wegen den Rippen nicht mehr drin, und als ich so verloren am Boden sass um die Latschen zu binden, zog Wehaka gnadenlos an mir vorbei und übernahm die Führung bei den Emu-Singles. Also machte ich mich auch wieder auf die Strecke. Durch das Festzelt probierte ich sogar etwas zu joggen, denn ich fand, das sei ich den Zuschauern schuldig, doch ich bekam kaum mehr Luft. Kaum war die Menschenmenge beim Zelt vorbei begann ich zu wandern, das ging schon viel besser. Die gutgemeinten Zurufe einiger Zuschauer im Dorf: "Du machst das gut, es ist nicht mehr weit" konnten mich nicht so recht überzeugen, denn es waren noch über 11 km. Nach dem Dorf als es steil bergauf ging, konnte ich mein Tempo gut halten. In den Tagen vor dem Wettkampf freute ich mich auf den abschliessenden Serpentinen-Weg hinunter ins Dorf, denn von meinen Trainingsstrecken her bin ich das Bergab-Rennen gut gewohnt, und hoffte, dass dort noch ein paar Konkurrenten einpacken könne. Doch damit war jetzt natürlich wegen den Rippen auch nichts mehr, und so war ich es, der dort noch ein paar Mal überholt wurde.
Im Zielbereich wieder das selbe Spiel, ich joggte durchs Zelt, versuchte sogar den klatschenden Zuschauern etwas zuzulächeln und der Speaker kündigte mich mit den Worten an: "Der läuft ja noch so locker, dass er wohl am liebsten eine zweite Runde laufen möchte." Am liebsten hätte ich ihm sein Mikrofon quer in eine seiner Körperöffnung geschoben, doch irgendwie hatte er vielleicht schon recht: Nach 11.9 km wandern läuft es sich schon locker. 2:03 Std. dauerte mein Spaziergang. Muskulär hatte ich die Sache gut überstanden hätte wohl sogar noch ein paar Reserven gehabt, doch mein Brustkasten war heilfroh, dass diese Schinderei nach 8:10 Std. endlich ein Ende hatte.
Der Wettkampf mit seiner Atmosphäre hat mir sehr gut gefallen. Die freundlichen Helfer, die übersichtliche Grösse, die grosszügige Wechselzone, die abwechslungsreichen Stecken, das persönliche Kennenlernen von einigen EMU5- und 3athlon-Mitgliedern -- für mich passte einfach alles!
Grüsse
Thomas
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