emu5.de

echt das Messer in der Hose auf...

http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,364776,00.html

Das solche "Lebewesen" (Mensch kann man das ja nicht nennen) überhaupt noch was sagen dürfen...

Auch wenn es auf den ersten Blick unglaublich anmutet scheint mir die Sache abstakt betrachtet gar nicht so abwegig.
Immerhin geht es darum, ob Folter oder Folterandrohung durch die Justizbehörden zulässig sind. Sollte nur Folterandrohung zulässig sein wäre das ein Witz, wirksam ist die Drohung nur, wenn sie auch umgesetzt wird. Sollte Folter zulässig sein hätte ich damit ein Problem.

Soviel zur Theorie - in der Praxis verstehe ich nicht, wieso die Folterandrohung damals überhaupt öffentlich wurde - das wäre doch auch ohne Anwalt im stillen Kämmerlein gegangen!

Also ich hätte ihm die Gewalt sicher nicht nur angedroht

Ist schon klar. Natürlich öffnet sowas unter Umständen Tür und Tor für falsche Gefangenenbehandlung.

Trotzdem.

Und ganz offen gestanden: wer ein Kind ermordet hat, darf meiner Meinung nach gerne gefoltert werden. Mir geht diese "Wir schützen erstmal den Täter, dann kommt das Opfer" - Mentalität ziemlich gegen den Strich.

Der Kerl versucht halt rauszuholen, was möglich ist. Aber ich glaube nicht, dass er deshalb auf freien Fuß gesetzt wird.

Die Folterandrohung damals war natürlich nicht rechtens und dazu noch überflüssig. Wenn ein der Entführung Verdächtiger festgenommen wird, und er sich nicht zur Geisel äußert und diese in dem Versteck ums Leben kommet, macht der Täter sich des Mordes schuldig. Verrät er das Versteck der lebenden Geisel kommt er im Prozess sehr viel besser weg. Vor diese Alternative gestellt werden sich wohl die meisten Täter für die zweite Möglichkeit entscheiden.

Da der Gäfgen seine Geisel aber schon umgebracht hatte, hat er den Mund gehalten. Die Folterandrohung ging völlig ins Leere.

Manchmal bin ich heilfroh, daß ich nicht Richter geworden bin.

Mein Bauch sagt mir, daß ich die Folter nicht nur angedroht, sondern auch angewendet hätte. Ich habe nicht das geringste Verständnis für Kindermörder und Opferschutz geht für mich vor Täterschutz.

Mein Kopf sagt mir, daß Folter niemals ein Instrument eines Rechtsstaates sein darf. Wie will man der Türkei mit dem Hinweis auf Folter und Menschenrechtsverletzungen den möglichen EU-Beitritt verwehren und gleichzeitig Folter im eigenen Land zulassen?

Das eröffnet nur die "Möglichkeit" an erpreßte Geständnisse heranzukommen.
Dabei bleiben immer einige Fragen offen:
Ist ein erpreßtes Geständnis ein solches, oder sagt da jemand alles, nur um in Ruhe gelassen zu werden? Sprich, gesteht jemand auch etwas, was er nicht getan hat? Wenn man jemand lange genug quält, gibt er auch zu, irgendein Kind getötet zu haben, damit er dann Ruhe hat. Hat er dann auch. Lebenslang. Hinter Gittern. Toll. Ein erpreßtes Geständnis ist daher wertlos.

Ich glaub das nennt sich Rechtstaat.

Egal was Herr Gäfgen verbrochen hat und wie unsympatisch es ihn den meisten machen mag - er hat ein Recht auf einen fairen Prozess nach rechtstaatlichen Regeln. Diese Regeln sind bekanntlich verletzt worden - und das ist IMO nicht hinnehmbar. Ansonsten besäßen langfristig Menschen wie Herr Gäfgen in zusamenarbeit mit dem "gesunden Volksempfinden" die Macht unserem Rechtstaat ernsthaft zu schaden.

Gruß Torsten

wenn jemand an meine Kinder gehen würde, es gäb NICHTS was mich Aufhalten würde,
der sogenannte Rechtsstaat funktioniert in meinen Augen nicht.....

Solange du die rechtstaatlichen konsequenzen für dein handeln anschließend bereit bist zu tragen....

Gruß Torsten

Wenn der rechtsstaat nicht funktionieren würde, dann frage ich mich, warum Du deine rechnungen bzahlst, bzw. warum Deine Rechnungen bezahlt werden....

Zu 100%

Mir sind in der Vergangenheit verschiedene Rechnungen NICHT bezahlt worden und ich habe einige Stunden deshalb auch schon vor GEricht verbracht----nun, niemand hat interessiert wer im Recht ist---wegen 500 Eur würde ich zb ne Rechnung einfach nur Zähneknirschend vernichten und es als Lehre verbuchen, hier sein Recht vor Gericht einzuklagen wäre witzlos


Die Starken und Mächtigen biegen sich den "Rechtsstaat" zurecht, die schwachen bleiben IMMER auf der Strecke

ich gehe deshalb meinen ganz persönlichen Weg

In dem Punkt ist unser Rechtsstaat wirklich nicht brillant. Zahl ich meine Rechnungen, ist das Thema Gewährleistung im Zweifel abgehakt. Zahl ich nicht, ist der Rechnungssteller im Zweifel der Gekniffene. Was hier fehlt ist ne 20/80 Lösung: 20% Aufwand für 80% Erfolg mit schnellen, unbürokratischen Schiedsstellen - auch wenn dann nicht immer 100% recht geschieht. Aber eher wird ne Farbige Papst.

Rechtsstaat heißt leider nicht, dass jeder sein Recht bekommt und Gerechtigkeit in allen Punkten herrscht. Es heißt in erster Linie, dass Rechtssicherheit herrscht. Natürlich darf die Schere zum Ideal der Gerechtigkeit auch nicht zu groß sein, aber es lebt sich schon angenehmer, wenn man weiß, dass die Polizei nicht ohne Grund Leute verhaften darf, dass sie niemanden misshandeln darf etc.

Guckt euch doch die Länder an, wo die Exekutive zulangen darf, wie sie will. Dort produziert sie in der Regel mehr Opfer als sie Täter bekämpft.