Hier endlich auch mein Bericht. Es war ein unglaublich schönes Wochenende und es war nicht leicht, dies alles mit Worten zu beschreiben:
Auch im Wissen, dass high-W-heels auf mich wartet – ein merkwürdiges Gefühl war es schon, nach 2002 mal wieder ohne Rad zu einem Triathlon anzureisen. Ansonsten fühlte ich mich erstmalig gut vorbereitet und machte mir zumindest ums Finish keine Sorgen. Ich weiß nicht, woher dieses gute Gefühl kam, da ich vom Schwimmen abgesehen die anderen Disziplinen nicht wesentlich mehr trainiert hatte als die letzten Jahre.
Die Tage bis zum Wettkampf verlaufen eigentlich ebenso wie in den letzten Jahren – ich komme nachhause zum Heuberg, treffe lauter Freunde, denen ich sonst nur übers Internet begegne – EMUhausen, Forumstreff, Pastaparty, Messe, Rad einchecken, Pasta bei Winklers, eine letzte schlaflose Nacht und gespanntes warten auf den Start…. Eigentlich wäre alles wie immer, hätte sich nicht eine Horde wild gewordener EMUs und sonstiger 3athleten in den Kopf gesetzt, mir mehrere Jahrgänge Weihnachten, Ostern und Geburtstag auf einmal zu servieren.
Kaum hatte Schmadde mich am Heuberg abgesetzt, sah ich es auch schon. Es ist schwarz, es ist schlank – und es ist schnell. Vor der offiziellen Übergabe während des Forumstreffen sind Bigfoot, Crazy und ich noch eine kleine Runde gefahren um die Sitzposition einzustellen. Die Position stimmte auf Anhieb und war auch ohne längere Gewöhnung schon bequemer als die meines Cannondale. Allerdings musste mir Bigfoot unterwegs mehrfach bestätigen, dass auch der Tacho richtig eingestellt war. Ohne nennenswerte Anstrengung trug high-W-heels mich mit gut 30 auf ebener Strecke, schon bei leichtem Gefälle zeigte der Tacho eine Vier an vorderster Position.
Das Forumstreffen war unbeschreiblich. In Laken verpackt wartete high-W-heels auf die offizielle Übergabe – und als es soweit war fehlten mir (wie eigentlich immer noch) die Worte. Mit vielen bekannten und einigen neuen Gesichtern gutem Essen und nicht alkoholfreiem Bier vergeht der Abend viel zu schnell.
Am Freitag verhindert leider Dreckswetter die eigentlich geplante Proberunde auf der Wettkampfstrecke. Mit Glück schaffen wir es jedes Mal rechtzeitig ein dach zu finden, bevor der nächste Guss niedergeht. Dennoch schaffe ich es gut 60km zu sammeln und mich an mein neues Rad zu gewöhnen. Auf der Pastaparty jedoch verspricht Felix gutes Wetter für Sonntag – und nur das zählt. Als wenig später die Favoriten auf die Bühne stürmen übermannt mich die bis dahin weitgehend verdrängte Wettkampfnervösität.
Samstag morgen dreh ich mit Micha, Svens Staffelschwimmer, noch ne Runde im Kanal. Anschließend Frühstück, Wechselbeutel packen, Rad einchecken, warten. Nachmittags am Rothsee sehen wir Nicole und Lothar Leder bei einer letzten Schwimmrunde. Inzwischen trifft auch Svens Staffelläufer sowie die restliche Kanzlei als Supportteam ein. Leider ist das Abendessen beim Italiener in Roth (sowohl qualitativ als auch vom Service) grottig. Mit Hilfe von Bigfoots/Outis Zeitplänen erkläre ich wann wir morgen wo zu sehen sein werden. Anschließend traditionell zweites Abendbrot bei Winkler, noch ein letztes Hefe, gegenseitiges aufmuntern und der Versuch in der Nacht vorm Wettkampf schlafen zu können.
Raceday
Noch bevor der Wecker um 4:30 losquäkt stehe ich auf. Zum Wachwerden mach ich gleich einen Spaziergang zur Oberarmbeschriftung bevor ich mich auf Winklers Frühstücksbuffet stürze. Letzte Sachen packen (gestern brauchte bloß der T2-Beutel abgegeben werden) und kurz nach dem Start der Profis um 6:30 erreiche ich den Fahrradpark. Viel Zeit für Nervosität bleibt keine. Nochmals Position des Rads merken, Neo anziehen Glückwünsche austeilen und entgegennehmen, Dixie und los.
Mein Startschuss fällt um 7:10. Um dem Gedränge zu entgehen schwimme ich ganz rechts am Rand. Dabei nehme ich sogar in Kauf mich leicht in die Hafenausbuchtung abdrängen zu lassen und ziele mit minimalem Umweg am Ende der Ausbuchtung auf das rechte Kanalufer. Abseits der Ideallinie kann ich hier fast alleine und ungestört meinen Rhythmus schwimmen. Alle 200m beweisen die Kilometersteine am Ufer, dass ich tatsächlich voran komme. Rechtzeitig vor der Wende orientiere ich mich näher zur Kanalmitte und merke malwieder, wie schlecht meine Orientierung im Wasser abseits des Ufers ist.
Erste Wende – 1400m – Zwischenzeit 22:xy. Leider hat sich beim Start meine Uhr verstellt, so dass ich statt der Stoppuhr nur die Uhrzeit auf dem Display hab. Genauere Zwischenzeitnahme scheitert daher. Doch auch im Worst Case – xy=59 – wäre ich mit perfekt im Plan.
Rückweg wie Hinweg – direkt nach der Wende peile ich wieder meine Position am rechten Ufer an, schwimme nahezu unbedrängt mein Tempo und freue mich alle 200m über das Erreichen des nächsten Kilometersteins. Etwa beim passieren der Wechselzone jedoch nach knapp 3km schwimme ich auf den Pulk der früheren Startgruppe auf. Unerwartet muss ich während der restlichen Strecke mich doch noch durch die Massen kämpfen. Mehrfach öffnet sich durch Kontakt mit anderen Schwimmern dar Klettverschluss meiner Uhr und ich muss jeweils kurz stoppen um sie nicht zu verlieren. Nachdem ich mit dem Verlauf der ersten 3km sehr zufrieden war, muss ich doch noch um meine Schwimmzeit fürchten. Glücklich (und mit Uhr) erreiche ich endlich den Ausstieg – Uhrzeit 8:10:5x. Vor dem Wettkampf sagte Ole, sein Neo (den er mir für den Wettkampf geliehen hatte) sei auf 1:00:xy Zeiten geeicht. Um diese Prophezeiung zu bestätigen, versuche ich einen kurzen Sprint aus dem Wasser bis zur Matte. Leider vergeblich, dennoch ist meine Zeit von 1:01:03 wesentlich besser als erwartet.
Wechseln war noch nie meine Stärke. Nach langem Kampf gelingt es, mich aus dem Neo zu befreien. Das Radtrikot übern nassen Körper zu ziehen jedoch ist nicht wesentlich leichter. Socken, Schuhe, Sonnencreme zum Rad, Helm und los – 0:06:46. Dank Schwimmtraining und Neo sitze ich fast 25 Minuten schneller als je zuvor auf dem Rad.
Beim Losfahren mach ich mir noch Gedanken über meine Taktik bzw. mein anzupeilendes Reisetempo. Bisherige Bestzeit 6:18:xy. Mit meinem Cannondale hätte ich die 6h unterbieten wollen. Wie viel schneller kann ich auf high-W-heels fahren? Auf der Kanalbrücke überschreite ich erstmals die 30km/h. Bei 32 zwinge ich mich zur Vorsicht und versuche das Tempo zu halten ohne weiter zu beschleunigen. Wenig später, die Strecke biegt links ab zur Schleuse Haimpfarrich. Erstes Gefälle – das Tacho zeigt 51. Ganze 500m hat es gedauert, bis mich der Rausch der Geschwindigkeit übermannt und ich meine Vorsicht aufgebe. Auf flacher Strecke pendelt sich meine Geschwindigkeit im Bereich 33-36 ein. Die erste Runde vergeht wie im Rausch. Auch wenn die Angst vorm Überzocken die ganze Zeit mitfährt – ich habe nicht das Gefühl mich übermäßig zu Strapazieren und es macht einfach zuviel Spaß, als dass langsamer eine realistische Möglichkeit wäre.
Nach 30km erfahr ich per SMS von Newbie, dass Crazy das rettende Ufer erreicht hat und aufm Rad sitzt. Wenig später überholt mich Bigfoot. Am Kalvarienberg muss ich eine kurze Pause bei den Sannis einlegen und Vaseline schnorren, da ich befürchte mich sonst wund zuscheuern. Am Solarer Berg suche ich vergeblich nach Svens Supportteam – selbst Schuld, schließlich hatte ich mich frühestens für in 15 Minuten angekündigt. Dennoch ist die Stimmung wieder umwerfend.
Hätte ich unterwegs realisiert, dass ich die erste Hälfte, die ersten 90km in 2:38:30h geschafft hab, wäre mir wahrscheinlich das Herz in die Hose gerutscht. So fahr ich einfach weiter und halte das Tempo ohne größere Probleme bis nach Greding. Auch den Kalvarienberg komm ich gut hoch, merke oben jedoch, dass mir erstmals der Biss fehlt, um bei nachlassender Steigung wieder angemessen zu beschleunigen. Nach der Abfahrt – etwa bei km 140 beschließe ich mit Rücksicht aufs Laufen konsequent Tempo rauszunehmen. Mit durchschnittlich 32 fahr ich auch die letzten 40km zwar noch immer schneller als erwartet, verliere hierbei jedoch etwa 8min verglichen mit dem entsprechenden Abschnitt der ersten Runde. Letztlich erreiche ich eine Radzeit von 5:24:19h. Mit insgesamt 6:32:08h steige ich gut 70min schneller als je zuvor vom Rad.
Erneut wechseln – Radschuhe aus, Trikot aus, Radhosenträger runter, Trikot wieder an, Radhose aus, Laufhose an, Laufschuhe an, nochmals Sonnencreme ins Gesicht und los – 4:40min. Das nächste Mal nehme ich eine Trägerlose Radhose!
Mit gemischten Gefühlen starte ich die Laufstrecke. Einerseits bin ich noch ganz euphorisch vom Rad fahren, andererseits hab ich bisher beim abschließenden Marathon immer leiden müssen (bisherige Bestzeit 4:59h). Erstmal Tempo finden. Leider steht die erste Kilometertafel falsch. Auch wenn ich wahrscheinlich viel zu schnell losgelaufen bin – 3:50min ist kompletter Unsinn. Nach knapp 2km spür ich eine gefährliche Verhärtung in der hinteren Oberschenkelmuskulatur. Anlass zur Pinkelpause mit anschließendem Dehnversuch. Leider ohne Erfolg, im Gegenteil wird der Muskel noch härter. Also versuche ich ganz langsam weiterzutraben. Endlich lockert sich die Verspannung.
An der Lände erfahr ich von Dieter, dass Bigfoot 5-10mim vor mir ist. Das „langsame Traben“ stellt sich als 5:35-5:40er Tempo heraus – exakter Kurs EMU4. Relativ Problemlos gelingt es mir, dieses Tempo bis zur ersten Wende zu halten. In der Umgebung des Wendepunktes halte ich Ausschau nach Bigfoot. Jedoch verpassen wir uns knapp in der verwinkelten Streckenführung bei Schwanstetten. Telefonisch erhalte ich hier die ersten Zwischenstände von Svens Staffel – Micha ist knapp 1h geschwommen, Sven hat auf dem Rad 5:40 gebraucht und Stefan ist auf die Laufstrecke gestartet kurz nachdem ich den ersten Wendepunktpassiert habe. Auf halbem Rückweg zur Lände bekomme ich (mal wieder) leichte Magenprobleme. Das Tempo fällt auf etwa 6min/km. Kurz vor der Lände ist zunächst Ende – Gehpause! Dank TOT gibt es ein Beweisfoto von diesem Zwischentief.
Am Sanniwagen lass ich mir Magentropfen geben und wandere weiter. Am Ausgang des Hafens, wo die Strecke wieder den Kanal erreicht versuche ich fürs Foto ein paar Laufschritte, gehe jedoch anschließend weiter bis ich merke, dass das Wandertempo von selbst steigt. So regeneriert hoffe ich ab km22 ohne weitere Pausen durchlaufen zu können. Unter der Kanalbrücke Eckersmühlen hindurch nach Haimpfarrich, und durch den Wald Richtung Eckersmühlen. Im Wald bei km25 fange ich erstmals an, mir wieder ernsthafte Gedanken über meine mögliche Zeit zu machen. Die Uhr zeigt 9:14h – mit einer jetzigen Geschwindigkeit von 6min/km würde ich das Ziel in 10:58h erreichen. Erst als ich an den folgenden Tafeln merke, dass dieses meiner derzeitigen Geschwindigkeit entspricht, wage ich an sub11 zu glauben. Bis zum Wendepunkt bei km 29 und ebenso den halben Rückweg bis km 35 gelingt es mir, das Tempo zu halten. Danach jedoch sackt das Tempo kurzfristig auf 6:15min/km ab. Um so kurz vorm Ziel die 11h nicht doch noch knapp zu verfehlen versuche ich das Tempo weiter zu forcieren. Rechnen ist bei der Belastung nicht mehr möglich. Obwohl ich das Ziel mit 10:54:23 (Marathon in 4:17:33) relativ sicher unter 11h erreiche, realisiere ich erst sehr spät jenseits der 40km, dass mein Endspurt erfolgreich sein wird. Mit einem Schnitt von 5:30 auf den letzten 7,195km habe ich mir meine intravenöse Zielverpflegung ehrlich verdient.
Leider verpasse ich so den Zieleinlauf von Svens „Anwaltssozietät-Jurati“-Staffel, die etwa eine Stunde nach mir in 10:40:59 durchs Ziel kommt.
Nach 1500ml Nährlösung geht’s mir wieder gut. Erstmalig habe ich dieses Jahr Zeit, zwischen Zieleinlauf und Feuerwerk zur Ruhe zu kommen, mich zu unterhalten und die Stimmung zwischen all den überwiegend glücklichen Sportlern und Zuschauern zu genießen.
Es war ein fantastisches Wochenende und ich weiß noch immer nicht, wie ich mich bei all denen bedanken soll, die mir dieses ermöglicht haben - bei Bigfoot, bei Natalie, bei allen Spendern für high-W-heels, die ich teilweise außerhalb des www persönlich noch nicht einmal kenne. Ihr seid alle unglaublich!
Kuss Torsten