So weit die Füße tragenUnspektakuärer Wechsel, nochmal ins Dixie und dann ab zum spannenden Laufen.
Eigentlich solo meine beste Diszipin, aber energielos am Ende eines Ironman in den letzten Jahre meine schwächste. Und dies kann ich leider im Training nicht simulieren.
Die Koppelläufe haben sich dafür bewährt, die ersten Kilometer laufen relativ gut, ein Schnitt um die 6.30 min/km. Viele Stimmungsnester, klasse Anfeuerungen, feurige Musik. Herzblatt ist voller Enthusiasmus nie zu überhören, 4 Treffen je Runde. Nur ihre ersten Fragen: "alles klar?", überforden mich.
Was soll ich darauf antworten?
"Ja" würde zum Schnitt passen, aber nicht zu meinem Energietank.
Bei "Noch gut" wäre zu eine negative Tendenz beinhaltet und entspräche auch nicht der Wirklichkeit.
"Ich bin platt, müde, die Energie schwindet" würde besser passen, wäre aber zu pessimistisch.
"Nimu" müsste ich erst erklären.
"Relativ", schon besser. Ich habe keine echten Probleme. Beim Laufen im Wettkampf fühle ich mich nicht überfordert, so seltsam es klingen mag. Klar habe ich den Wunsch ins Ziel zu gelangen, aber es verlangt keiner von mir. Ich von mir auch nicht. Ich will, aber ich muss nicht.
Letztlich schweige ich und winke fröhlich zurück. Aufgrund meiner langjährigen Eheerfahrung in manchen Situationen nicht die schlechteste Entscheidung .
Das erste Traubenzuckergel bei KM 5 vertrage ich gut, das zweite bei KM 10 wirkt schon weniger, das dritte bei km 15 scheint trotz jeweiligem Wassernachtrinken eher zu verklumpen.
Beim Wassertrinken muss ich mich eh jedes Mal überwinden, mein Körper scheint sich mit ausgesetzter Atmung, minimalem Kreislauslaufmucken zu beschweren.
Wie jetzt weiter? Kühlen muss ich nichts, das ist ein großer Vorteil.
Energie schwindet, aber eine neue Zufuhr scheint zu verklumpen, ich merke jetzt spürbar den Säureanstieg, leichte Übelkeit, Wasser scheint auch eher nicht zu helfen. Nur Mundausspülen und (sorry) Ausspucken hilft.
Tank leer, nichts geht mehr rein, also mal wieder auf Reserve umgeschaltet.
Dank immer noch arg niedrigem Gewicht(in den letzten Tagen meist um die 64,5 Kg) und meiner langjährigen Lauferfahrung sowie den Koppelläufen auf Fettstoffwechsel muss ich noch nicht wandern, sondern kann zumindest weiterhin traben.
Zwischenziele, immer wieder Herzblatt , Runde 2, KM 24, KM 28.
So weit kam ich 2023. KM 30,KM 32. Herb, platt, noch ein bisschen. Mein längster Lauf im Vorfeld waren 35 km. Bis dahin, dann wandern.
Schaffe ich nicht mehr, jetzt wird es mir zu gefährlich. Bei 34.5 km höre ich auf.
Wechsle ins Gehen. Hier sind alle schneller, doch das Zeitlimit ist keine Gefahr mehr, es sei denn, ich kippe um.
Und dies könnte mir schon noch drohen. Kreislauf und keine Ahnung.
Tief schnaufen hilft nur kurz. War da nicht was? Wie klappte es früher schon in ähnlichen, eigentlich sogar deutlich schlechteren, Phasen?
Richtig. Lieder summen!
Um mich herum ist es inzwischen einsam, die wenigen Überholer haben wohl auch andere Themen und so laut bin ich ja wirklich nicht und mein Peinlichkeitsgefühl, sonst durchaus groß, ist in solchen Situationen ausgeschalten.
Und es hilft. Kreislauf trotz weiter ausgesetzter Energiezufuhr stabil.
Die letzte Hürde und Gefahr. Der Wind ist mittlerweile eisig kalt. Ich friere extrem. Einzelne wandern schon mit Rettungsdecken. Ich freue mich auf den Zieleinlauf und eine heiße Dusche daheim.
Irgendwie genieße ich trotzdem auch das Wandern, die Stimmung, das letzte Rundenbändchen hat mir, meine ich, der Nachrichtensprecher Thorsten Schröder überreicht.
Für die letzten 200 m motiviere ich mich noch einmal zum Traben. Arg schwer, die Muskeln sind mittlerweile eiskalt verspannt. Klappt trotzdem, finishe hochzufrieden nach 5.21 Std. und gesamt 13.37 Std.
Rund einer Stunde schneller als Hamburg 2023 und fast zwei als Roth 2023.
Schnell in wärmere Kleider geschlüpft, ein Stück Pizza und den ersten Hot Dog seit vielen Jahren genossen. Genial. Erstaunlicherweise vertrage ich beides gut.
Auch meine Langdistanz Nummer 20 habe ich damit erfolgreich absolviert. Ein krasses Geschenk, wie mir immer wieder bewusst wird. Es hätte so viel schief gehen könne