Schweißtropfen sind Tränen des KörpersK2 meinte irgendwann Ende August, dass er einen Marathon laufen möchte. Im Bottwartal am 15.10. Da war ich schon einmal vor einigen Jahren. Mein einziges kurzes Laufhoch seit meiner MS-Diagnose. Die Strecke ist allerdings mit rund 282 Höhenmetern nicht ohne, das Wetter auch sehr unbeständig.
Hinfahren, klar. Und wenn wir schon vor Ort sind, auch Laufen?
Wäre toll, nur konnte ich Ende August mal wieder nicht beschwerdefrei laufen, teils nicht mal gehen.
Wie weiter oben geschildert, waren bei mir die muskulären Anspannungen zu hoch. Egal, ob in den Armen oder Beinen. Das Resultat merkte ich letztlich sogar im Knie. Schmerzfreies Beugen war lange nicht möglich.
Die eingeleiteten Gegenmaßnahmen halfen, die Verspannungen wurden weniger. Ein erster Laufversuch scheiterte zwar nach 4 Kilometern, doch nach einer weiteren Woche Humpeln, gelang die Wende. Muskeln und Geist gelockert.
Ein sicherlich nicht zur Nachahmung empfohlener 4-Wochen-Hardcore-Laufblock begann. Nur jeweils 2 Einheiten die Woche, mittwochs und samstags, ansonsten komplett Pause oder Rehaeinheiten. Also nur sportlich
Die zwei Laufeinheiten hatten es aber in sich
. 30 km, zuerst reines Traben, in späteren Einheiten das Tempo immer weiter beschleunigt bis zum komletten 6 min/km Schnitt, speziell zum Ende hin. Zwischendurch 4-6 harte 5 km-Intervalle auf dem Laufband.
Hätte leicht schnell enden können, klappte aber letztlich, so dass ich mich gestern kurzfristig nachmeldete.
Es war, für meine Verhältnisse, sehr kalt.
K2 ordnete sich bei den 4-Stunden-Zugläufern ein, sehr ambitioniert für einen quasi Neuling,aber er hatte auch gut trainiert. Ich bildete die Absicherung nach hinten und hoffte auf 4.20 Stunden. Kein Vergleich zu früher, aber im Hinblick auf die diesjährigen Laufdesaster in Hamburg und Roth und das, bis auf den 4-Wochen-Block, heuer fast nicht vorhandene Lauftraining.
Die erste 10 km Schleife lief gut, den 4.15 Stunden Zielläufer überholte ich zwischendurch. Am Horziont sah ich immer wieder die Gruppe um K2.
Dann wurde es um mich herum allerdings sehr einsam, windig und zäh.
Die 4-Stunden-Läufer waren dann endgültig weg. Oft gar keine anderen Läufer mehr zu sehen. Mein Tempo bewegte sich um einen 5.50er Schnitt. Passte vollkommen, nur der Herzschlag war auch schon lange verdächtig hoch.
Zwischendurch immer schöne Stimmungsnester in den Dörfern, auch viele Anfeuerungen durch Streckenposten.
Ab Km 20 wird es zunehmend hügelig. Bisher hätte ich schneller laufen können, doch jetzt komme ich an meine Grenze. Mehr geht sowohl muskulär in den Oberschenkeln, die zumachten, als auch pulsmässig nicht mehr.
Ich versuche trotzdem nicht nachzulassen, kämpfe.
Km 30 nach 2.55 Std. Absolut schnellster Lauf 2023
.
Ein letzter herber Anstieg, bei dem ich einige Halbmarathonläufer überhole, die den Rückweg mit uns teilen.
K2 weiterhin nicht in Sicht. Das lässt hoffen.
Ab Km 31 geht es meist tendenziell hügelabwärts. Dummerweise kann ich das jetzt nicht mehr nutzen. Pulver verschossen. Puls gefährlich hoch, Oberschenkel ganz zu.
Der leichte Regen ist nicht schlimm, der Gegenwind für mich aber zu viel. Ich lasse abreißen. Sicherheit geht vor
.
Mein Schnitte sinken auf 6.30 min/km. Heute langsam, vor kurzem wäre ich darüber aber noch sehr froh gewesen.
Das Ziel naht. Ein letzter 300m Endspurt. Warum, weiss ich selbst nicht. Die zwischendurch erhofften 4.10 Std. sind nicht mehr drin. Egal, befreit. Geschafft.
4.11.22 Std. Erst viel später registriere ich, dass ich mir so einen Schnitt unter 6 min/km sicherte. Frei und angepasst nach dem Motto von Thorsten: Ein 6er (5er) Schnitt geht immer
ImZielbereich muss ich erst noch meinen Puls beruhigen, manch versäumtes Trinken nachholen und dann K2 suchen.
Herzblatt ist schneller. Sie lotet uns zusammen.
K2 finishte in 4.00.03 Stunden. Anfangs arg enttäuscht über die 4 Sekunden, da er 30 Sekunden vor! dem 4-Stunden-Zugläufer finishte, eigentlich genug Zeit übrig hatte für die letzten 1,2 km und auch nicht einbrach, das Ziel aber einfach nicht kam.
Am Ende war er irgendwann trotzdem zufrieden, verbesserte er sich doch im Vergleich zu seiner arg kurzentschlossenen Marathonpremiere im Frühjahr um über 75 Minuten.
Fazit:
- Nicht nur das A-Team freut sich, wenn Pläne aufgehen
- Herzblatt kann auch 2 Sportler gleichzeitig betreuen und ins Ziel bringen
- Irgendwann will auch ich noch einmal die 4-Stunde-Marke anpeilen. Dann aber länger vorbereitet und auf flacherer Strecke.
__________________