WertheimBisher kam ich zweimal nach Tauberbischofheim. Einmal zuvor schon 25 km am Limit, lange Zeit wandernd , einmal war ich platt, aber wollte unbedingt mit aller Konsequenz ins Ziel. Geschildert in meinem Buch. Zusammenbruch nach weiteren 5 km, von Herzblatt aufgerichtet und danach noch 5 Stunden durch die Dunkelheit ins Ziel gewandert.
Habe ich auch für Wertheim eine Botschaft? Den Willen?
Das Zeil zu erreichen ist an sich völlig unmöglich, doch plötzlich fügt sich alles zusammen
.
Der Grund, dauerhafter Stress und Sorgen, die ein Ventil benötigen. Ein Leeren des Kopfes ohne Alkohol.
Das Training. Warum lief ich anfangs samstags
und sonntags jeweils 20 und später 30 km?
Das Laufband. Vor einem Jahr völlig unbekannt. Seitdem ein liebes, oft genutztes Trainingsgerat im Fitnesscenter.
Die Ernährung. Nutella, Pistazienkerne vor den Monstereinheiten. Eine 1:10 Mischung Sponsor-Iso, dazu Powerbargels für dauerhafte Energie.
Die auch erst seit kurzem genutzen Kopfhörer mit stimulierender Musik, extrem wichtig.
Der Wille. Ein verkappter 24 Stunden Lauf über 100 km als Saisonabschluss. Neuer Stoff zum Erzählen und für spätere Erinnerungen.
Ich gehe im Regen 1,25 km und 16 Minuten zum Fitnesscenter, steige auf das Laufband. Geht noch etwas oder streiken Muskeln, Sehnen oder Kopf?
28,75 km to go .
Es läuft, natürlich nicht schnell, aber immerhin noch 7.30 min/km. Von so einem Schnitt ab km 70 könnte ich in Taubertal träumen.
Immer wieder 5 km Intervalle, dann trinke ich oder nehme abwechselnd ein Gel.
Das Runtersteigen vom Laufband fällt ähnlich schwer wie das Treppabsteigen.Aber das Traben selbst klappt immer noch gut. Puls im GA1-Bereich.
Die Zeit vergeht, ich brauche Geduld, beschleunige nicht, will keinen Krampf, versinke in Musik und Gedanken, denke an, visualisiere das Ziel. Nichts offizielles, aber für mich trotzdem äußerst wertvoll
.
Bei km 78.9 grinse ich: nur noch einen Halbmarathon. Wie verrückt muss man sein, so etwas zu denken
, oder denken zu können.
Km 84,4, doppelter Marathon. Es dauert, doch einen wirklichen Einbruch erlebe ich überraschenderweise nicht, Tempo bleibt konstant. Am Ende sehne ich das Ziel herbei und rechtzeitig im 24 Stunden Limit, 100 km gefinisht
Reine Laufzeit sind 12.23 Stunden, auch wenn nicht vergleichbar, selbst eine halbe Stunde mehr wären im Taubertal ein absoluter Traum.
Botschaft: manche Ereignisse zeigen erst später ihre Wirkung und Bedeutung. Vielleicht zu einer anderen Zeit oder an einem anderen Ort als geplant. Und doch mit einer enormen Freude. Never ever give up.