Doppelpost:
Den ersten Kilometer laufe ich hügelabwärts, um unten auf dem Jagsttalradweg Runden zu drehen. Es ist schon extrem warm, bestes Challenge-Roth-Gefühl
.
Es brennt schier. Jetzt in Roth? Ja, nein! Ich vermisse das Gefühl von Wettkampf, Anfeuerung, Unterstützung, einfach das Abgelenktsein von sonstigen Sorgen.
Doch 42,2 km wären für mich in der Hitze aktuell unvorstellbar.
An einem Friedhof vorbei, trabe ich noch 2,5 km, dann wende ich. Weiter ist mir zu riskant. Immerhin gibt es hier ab und zu etwas Schatten. Noch halte ich einen Schnitt von ca. 6.30 min/km. Nicht flott, aber immerhin konstant. Kurioserweise oft genau mein Tempo in Roth
.
Km 7. Zeit zum Nachtrinken. Ich gehe in den Friedhof, suche einen Wasserhahn oder eine Toilette, sehe aber nichts. Nur ein dreckiges Becken mit Wasser. Ich tunke meine Laufkappe ins Naß, bespritze mich zusätzlich, aber Trinken ist mir zu riskant. Keime kann ich keine gebrauchen.
Was jetzt? Noch fühle ich mich relativ gut, also eine weitere Kamelrunde
.
Etwas später denke ich, dass es ja eine gute Idee wäre, wenn ich nach 10,6 km wenden und alles noch einmal zurück laufen würde. Dann bräuchte ich mir am Ende keine Gedanken mehr machen, wie ich genau auf die 21,1 km käme. Dumme Überlegung
Doch dies sollte ich erst später merken, also setze ich den Plan um und gelange deshalb erst nach zusätzlichen 3 km wieder zu meiner Wasserkühlung.
Langsam, ein durchaus passendes Wort für den Abschnitt
, wird es herb. Ich verliere die Lust. Immerhin passt auch dies zu Roth.
Km 14,5 nächster, leider ebenso erfolgloser Versuch etwas Trinkbares zu finden
.
Abbrechen? Hügelaufwärts in die Stadt oder zum Auto? Wäre ja kein Problem, nur dann wäre mein verstecktes 7 Stunden Ziel wohl futsch.
Energie habe ich genügend. Noch halte ich einigermassen das Tempo. Ich drehe um auf die letzte Runde. Ausgerechnet an der letzten Wende verflüchtet sich die Zuversicht. Vor einigen Runden hoffte ich, einmal an diesen Punkt zu gelangen. Schlecht spekuliert. Wie der Wunsch ins Finale "Dahoam" zu gelangen, auch nur unvollständig gedacht war
.
Jetzt packe ich lediglich mit Mühe einen 7er Schnitt. Auch im Schatten ist es stickig heiß.
KM 19. Finito. Ich hatte Herzblatt versprochen, es nicht zu übertreiben. Auf mich allein gestellt, heißt es rechtzeitig, wirklich rechtzeitig
, aufzuhören. Ich fange an zu gehen.
KM 19,7. Wieder beim Friedhof. Ich suche jetzt auch in der entlegenen Ecke und werde tatsächlich fündig. Ein Häuschen mit Waschbecken und Toilette. Ich trinke und wässere mich ausgiebig.
Nur leider, ebenso üblich, droht durch die Pause und die Konzentration meines Körpers auf die Fortbewegung alles durch einander zu kommen. Kreislauf?
Ich erinnere mich an mein Versprechen, lasse erst gar keine Zweifel aufkommen, stoppe die Uhr nach 2.18 Std. (gesamt 6.44 Std.), lege mich auf eine schattige Bank. Beine und Arme hoch. Während das Blut spürbar wieder zurück in andere Regionen strömt, ruhe ich mich einige Minuten aus. Dann fühle ich mich wieder gut, also den Umständen entsprechend und wandere die letzten 1,4 km in 15 min zum Auto. Gesund im Ziel
Die SUB 7 hätte ich zwar leider nur netto, also ohne die Pause, gepackt, aber irgendwie passt es so vielleicht sogar als Symbol besser.
Das Leben verläuft selten reibungslos ohne Stolpereien. Umso schöner ist es, trotzdem herausfordernde Ziele zu erreichen und die Momente des "Ich kann" und "Ich darf" zu genießen.
Allen eine gelungene Ablenkung