keko hat geschrieben:
Cogi Tatum hat geschrieben:
keko hat geschrieben:
"Den kleinen Mann", so wie es mein Vater als Familienvater war, gibt es halt nicht mehr.
Das stimmt einerseits.
Denn wenn ich mir anschaue für was heute ausgebildete Handwerker, Arbeiter und kleine Angestellte Geld ausgeben können und dies mit Hingabe tun, denke ich mir oft "Wow, uns geht es gut".
Andererseits gibt es (männliche wie weibliche) Briefzusteller, Kurierfahrer, Rentner, Friseure, Supermarktkassierer, Zeitungs-, Brötchen- und Smoothie-Verkäufer in Bahnhöfen, Reinigungskräfte in Büros, Krankenhäuser und Hotels, Altenpfleger und Türsteher vor Kaufhäusern und Abi-Feiern, usw., bei denen ich mich frage wie die jeden Monat über die Runden kommen. Die vorgenannten sind die neuen "kleinen Leute" und sie werden nach meinem Gefühl immer mehr.
Aber Kevin Kühnert glaubt anscheinend genügend SPD-Wähler*innen, mit denen Olaf Scholz zum Kanzler gemacht werden kann in der LGBTI-Community zu finden...
Also z.B. die einfachen Arbeiter oder Sekretärinnen beim Daimler verdienen ganz gut. Allerdings ist es auch so, dass viele Menschen nicht mal mehr 2 Monate ohne Einnahmen überbrücken könnten. Das Sparguthaben von 50% der Deutschen reicht dazu nicht.
Es wird letzendlich viel mehr konsummiert und kaum mehr gespart.
Meine Eltern, beide mit Volksschule und uns 3 Kindern, konnten in jungen Jahren ein Haus bauen, jedes Jahr in Urlaub fahren und alle 5 Jahre ein neues Auto kaufen. Es ging ständig und jedes Jahr nach oben. Mein Vater demonstrierte für die 35h Woche und dann mal für 5% mehr Gehalt. Man wurde an der steigenden Produktivtät und Gewinnen der Unternehmen beteiligt. Heute fließt das in das Finanzsystem und die Aktieninhaber. Der Mitteltand friert ein oder stürzt ab.
Eigentlich hätte die SPD genug zu tun, gerade jetzt und in Zukunft, wenn die wirtschaftlichen Folgen von Corona fassbar werden.
Ja, die SPD hätte viele Felder, die sie potenziell besetzen könnte: Ökologie, Gesundheit, Energie, Grundeinkommen, Sozialversicherung etc. aber da fehlte jeweils der Mut eine echte politische Richtung zu definieren und zu verfolgen. Und, wie bei den anderen Parteien auch, stehen Personen (bzw. die Konflikte dieser Personen) vor den Inhalten.
Deinen ökonomischen Aussagen kann ich nicht zustimmen: Die Bruttolöhne haben sich in den letzten 20 Jahren im Schnitt um etwa 4% positiv entwickelt. Das ist ziemlich ordentlich und damit ist ein Teil des Produktivitätszuwachses auch bei den Mitarbeitenden gelandet. Bei gleichzeitig recht niedriger Inflation ist dadurch auch ein guter Nettoertrag übrig geblieben - und der ist wiederum größtenteils gespart und damit Vermögen aufgebaut worden. Wir haben in Deutschland schon immer im Ländervergleich eine hohe Sparquote, die 2020 so groß war, wie schon seit Jahrzehnten nicht mehr. Das ist alles eigentlich recht erfreulich.
Eigentlich deshalb, weil gerade beim Vermögen eine Entkopplung der Real- und Finanzwirtschaft stattgefunden hat: Waren die Volumen 1970 noch in etwa gleich, haben wir heute ein Verhältnis von Real- zu Finanzvermögen von etwa 1:4. Das ist das Problem, bei dem auch die SPD gefordert wäre. Realvermögen investiert in Produkte und Services, Finanzvermögen über zum Teil abstruseste Instrumente in spekulative Finanzanlagen, ohne jeden Bezug zur Realwirtschaft. Bestes Beispiel war die Entkopplung von Krediten zur Hausfinanzierung vom eigentlichen Objekt zu deren Handelbarkeit. Das hat uns dann 2008 den Crash beschert.
Eine Finanztransaktionssteuer, ein uralter Hut von Tobin aus dem Jahre 1972 (!) also genau zu dem Zeitpunkt, als das Problem begann zu entstehen, wäre eine gute und echte politische Idee für die SPD gewesen.