keko hat geschrieben:
captainbeefheart hat geschrieben:
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Ich persönlich empfinde im aktuellen Fall eine Impfung nicht nur als Selbstschutz, sondern auch ein Stückweit solidarisch
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Das sehe ich genauso. Auf der anderen Seite sehe ich mich nicht als Gefahr an. Ich habe kaum mehr Kontakt zu anderen Menschen.
Ich bin auch kein Impfgegner. Bisher habe ich und wir alle in der Familie alle Impfungen gemacht. Mir geht es hier um die Geschwindigkeit. Anfang des Jahres dachte keiner an so etwas und nun ist demächst ein neuer Impfstoff da. Da ich mich zu wenig auskenne, denke ich mir einfach "Mal abwarten". Würde Daimler ein selbstfahrendes Auto auf den Markt bringen, wäre ich mit Sicherheit auch nicht der erste Käufer, sondern würde ein paar Updates abwarten. Das ist irgendwie eine Grundeinstellung von mir. Manchmal ist das gut, oft auch schlecht. Ändern kann ich das irgendwie sowieso nicht.
Der Vergleich mit den selbstfahrenden Autos hängt ein wenig, da ein selbstfahrendes Auto in sich weder eine gesellschaftliche Gefahr noch eine gesellschaftliche Triebfeder ist.
Die Impfung wird aber eine gesellschaftliche Triebfeder sein, die aber nur funktioniert, wenn breiter Konsens erreicht wird und die Impfbereitschaft hoch genug ist.
Die Skeptiker, die vor den sogenannten Langzeitfolgen warnen, sind ja nur eine gesellschaftliche Minderheit, denen aber (wie so oft in unserer Medienlandschaft) überproportional viel Raum eingeräumt wird. Jeden dieser Kritiker, sei es in meinem privaten wie auch in meinem beruflichen Umfeld, stelle ich immer nur eine Frage: Wieviele Jahre Lock-Down, welche Kollateralschäden und unterm Strich wieviele Tote soll denn unsere Gesellschaft bereit sein in Kauf zu nehmen, wenn man Langzeitdaten von Impfnebenwirkungen erst abwarten möchte ?
Und in dieser Frage steckt ja auch schon das nächste Problem: Welche Gesellschaft bzw gesellschaftliche Untergruppe soll denn auf Langzeitdaten warten dürfen, während andere "das Risiko" in Kauf nehmen und sich früh impfen lassen. Langzeitdaten, statistisch valide, gibt es nämlich nur, wenn genügend Daten gesammelt sind - über viele Jahre !
Mein Lösungsvorschlag: Schafft Anreiz-Systeme. Die gibt es ja schon, zB beim Masern-Impfschutz. Ohne Masern-Impfschutz kein KiGa, KiTa oder in unserem Fall sogar kein Schulbesuch. Das Beispiel hier im Faden mit den KV-Tarifen für Nichtraucher zeigt ja, dass das auch gesellschaftlich konsensfähig ist (die paar Raucher, die sich da in ihrer Freiheit eingeschränkt sehen...). Lasst die Impfgegner eben eine Solidaritätssteuer bezahlen, die für die Bekämpfung der Pandemie verwendet wird (Ich weiss...die Sektsteuer....usw), macht es so, wie Quantas angekündigt habt, lasst sie nicht mehr interkontinental fliegen, schliesst sie von all den Privilegien aus, die genau diese Gruppe immer für sich einfordert, die Freiheit machen zu können, was man will, Reisen, Parties, Kino, Fussballstadion etc.
Unsere Gesellschaft (ihr merkt, dass ich gerne diese Wort in diesem Zusammenhang benutze) muss im Falle der Corona-Pandemie endlich mal lernen, dass die Freiheit des Einzelnen tatsächlich Grenzen hat. Jeder kann nicht immer das machen (bzw im Falle der Impfung nicht machen) worauf er Lust hat, hier geht es um Zusammenhalten. Der einzelne Grundstücksbesitzer, der an einer hochwassergefährdeten Stelle wohnt, wird sich auch nicht dem Bau einer Deichanlage für seine 10m Grenzlinie zum Fluss verweigern können, nur weil er sich in seiner Freiheit dadurch eingeschränkt sieht. Ein Deich funktioniert nur, wenn er durchgehend verläuft, dann schützt er alle - und wenn es nur alle 100 Jahre zu einem Hochwasser an dieser Stelle kommt.
Eines noch zum Schluss: Es wird nicht die eine "goldene Kugel" - den einen perfekten Impfschutz geben. Die mRNA Impfstoffe haben ein enormes Potential durch dieses disruptive Ereignis endlich den alteingesessenen Impfstoffherstellern Paroli bieten zu können. Bisher war der Bedarf nie gross genug, mal "eben schnell" einen Impfstoff herzustellen. Diese Impfstoffe werden mMn in Zukunft in vielen Bereichen (Tumor-Vakzine) in eine wichtige Rolle spielen. Aber auch die klassischen Impfstoffhersteller sind durch Corona an ihre wissenschaftlichen Limits gegangen und die gesamte Bio-/Medizin-Wissenschaft ist durch die Corona-Pandemie zu einer neuen Form des Zusammenarbeitens gezwungen worden. In mehr als 25 Jahren naturwissenschaftlichen Arbeitens habe ich persönlich noch nie einen stärken Zusammenhalt und Kollaboration in der Wissenschaft erlebt. Auch wenn auch dieser Vergleich hinkt, aber die Bekämpfung der Corona-Pandemie ist ein wenig das Manhatten-Projekt unserer Zeit, nur dieses Mal mit einem deutlich positiveren Effekt für die Menschheit.