captainbeefheart hat geschrieben:
Ich bleib dabei: Fernunterricht bietet Chancen und ist nicht nur scheisse.
Selbstverständlich. Es ist eine zusätzliche Methode, die passend sein kann. Aber der Inhalt bestimmt die Methode, nicht die Methode den Inhalt.
Im theoretischen blabla hört es sich toll an
Da Du dich ja in der Didaktik auskennst, hätte ich gerne mal ein paar praktische Tipps.
Stelle Dir eine Klasse vor. Förderschüler bis zum Fachabiturienten. Ich mache die Klasse nicht allzu groß: 16 Schüler/innen.
6 bekommen von Ihrem AG für schulische Belange während der Krise nicht frei.
6 haben 6h in der Woche frei, je nachdem wie es die Arbeitslage zulässt (also nicht gleichzeitig)
4 müssen gar nicht arbeiten.
Ca. 8 haben nur ein Handy zur Verfügung
8 können auch mal an den Firmen PC oder zu Hause arbeiten.
Die 6, die gar nicht frei bekommen, sagen, dass Sie dann auch nichts für die Schule machen können...sie arbeiten ja voll.
Die Hälfte der Klasse ist schulmüde und besucht die Schule nur, weil sie ein Ausbildung beenden will.
Der Alterspread ist von 17-32 Jahren.
Die digitalen Kompetenzen der Schüler sind größtenteils darauf beschränkt, whatsapp, instagram u.ä. zu bedienen. PP oder Excel können vielleicht 4-5 einigermaßen. Der Rest ist dann leicht überfordert.
Das ist übrigens kein Jammern, sondern eine Beschreibung meiner schulischen Tatsachen (und ich habe mir wirklich ein durchschnittliches Beispiel ausgesucht und kein besonders krasses Beispiel).
Laut Lehrplan und didaktischer Jahresplanung sind Lenk- und Ruhezeiten an der Reihe.
Könntest Du mir dann ein didaktisches Konzept erstellen, um allen/ den meisten Schülern gerecht zu werden?
Ach ja: beachte bitte, Du hast noch 5 weitere Klassen, die ähnlich aufgebaut sind. Ach ja, die Cloud, die du benutzen darfst, funktioniert nur im Schneckentempo. Sagen wir, Du bist bereit 60h in der Woche zu arbeiten. Also pro Klasse 12h, pro Schüler ca. 45 Minuten. Obwohl: ziehen wir etwas ab...ich habe diese Woche alleine mit mehreren Kollegen länger telefonieren müssen (ca. 3h insgesamt)...ach ja, Betriebe wollten auch Infos...nochmal 2h telefoniert. Bleiben noch 55h. Also 11h pro Woche pro Klasse.
Du musst aber die Klasse ca. 5h in der Woche (eigentlich) unterrichten. In einem Jahr macht die Klasse Abschlussprüfung.
Und das allerwichtigste: Meine Schüler sollen neben Methoden-, Human- und Sozialkompetenz auch Fachkompetenz besitzen. Ich möchte meinen Schülern eine wertvolle Antwort auf die Frage geben können: Was lerne ich heute bei Ihnen und was habe ich davon?
Freue mich auf wertvolle, praktische Tipps...