Bin ich zufrieden?
Eigentlich wollte ich 3 Runden mehr laufen und am Sonntagmorgen eventuell noch etwas zulegen.
Vor Aufregung kann ich nicht schlafen, versuche die Muskeln zu entspannen.
Soll es so enden? Kommt nochmals so eine Chance?
Doch kann ich in wenigen Stunden überhaupt wieder traben?
Immerhin trainierte ich gerade diesen Effekt immer wieder an den letzten Wochenenden.
Um 4.20 Uhr stehe ich auf, schwanke ins Bad, frühstücke dick belegte Honigbrötchen und einen pappsüßen Amerikaner. Ich muss eh noch nach Heilbronn, abmelden und zahlen. Vielleicht kann ich wenigstens noch die 3 eigentlich für den Vortag geplanten Runden irgendwie überstehen.
Es ist nebelig, frei zu fahren, jetzt kenne ich den Weg, parke wie gestern, habe diesmal wenigstens eine Kiste dabei, stolpere zum Start.
Ganz vereinzelt sind noch Athleten unterwegs, fast alle gehend. Krass wie sie das durchhielten .
Ich versuche zu traben, Muskeln beschweren sich sofort, wollen ihre Ruhe.
Die Stimmung ist dafür grandios, Morgendämmerung am Fluss, Nebel, eiskalte Luft, das Gefühl von Freiheit. Die trüben Gedanken verwehen, mir wird es warm ums Herz. Wie meinte Carolinchen: Alles kann, nichts muss

.
Ich darf und ich will. Ich trabe, die Oberschenkel sind zu, doch meine Waden sind einsatzfähig. Ich erhöhe die Schrittfrequenz, bleibe ganz dicht über dem Boden, läuft doch
Der Streckensprecher ist erstaunt, dass um die Zeit noch oder schon wieder einer läuft, motiviert. Ich will und noch kann ich. 3 Runden, 70 km geschafft, weiter 4 Runden, 80 geschafft. Vielleicht noch 2, das ist überschaubar, dann wäre es ein doppelter Marathon, geschafft.
Das üppige Frühstück ist mittlerweile verdaut, jetzt verstoße ich voll gegen meine sonstigen Ernährungsgewohnheiten, greife zu den reichlich angeboteten Schokostückchen. Superlecker, über die Mundschleimhaut aufgenommen sofort Glücksgefühle auslösend. Noch 2 Runden, 7.10er min /km Schnitt hält, 90 geschafft. Noch ist Zeit bis zum Zielschluß, weiter, es wird hart, hart für meinen Schweinehund, dafür kriegt er Süßes, so viel wie seit Jahren nicht. Ich will ins Ziel, noch 2 Runden. Ich muss aufpassen, nicht zu lange stehen zu bleiben, sonst ist es aus mit einem Neustart, 95Km durch. Weiter, die Uhr tickt, jetzt übernimmt die bisher ereichte Strecke die Gefühlskontrolle, ich will es mir nicht mehr nehmen lassen. Letzte Runde, im Ziel, Erleichterung. Ich hätte es nie geglaubt, doch ich bin in den 24 Stunden etwas über 101 km gelaufen, vor allem nach den 14.26 Std. vom Taubertal in einer für mich absolut unvorstellbaren Zeit von 11.16 Stunden
Jetzt bin ich zwar muskulär in den Beinen völlig platt, ordentlich mit Blasen versehen, aber mental wieder im Lot
Allen einen zufriedenen Sonntag