Vormittags ist meisten trocken. Wir geniessen die Fahrt durch die Wueste mit vielen Fotostopps auch beim steinernen Baum. Hier treffen wir einen Ulmer auf dem Motorrad. Er ist seit Dezember unterwegs von Paris über Brasilien, Argentinien etc. Er ist happy, dass unser Guide deutsch spricht und ihm den Weg erklären kann.
Wir fahren zur chilenischen Grenze vorbei an der Laguna Verde. Der Licancabur (unser Ziel) dahinter versteckt sich in Wolken, wir können ihn nicht sehen. An der Grenze wechseln wir in einen Bus und fahren nach San Pedro di Atacama. Einem der trockensten Orte der Erde. Naja, ausser wir sind da. Alles verschlammt und nass, zeigt sich der Ort nicht von seiner besten Seite, aber immerhin ist es warm.
Chile ist viel teurer als Bolivien und die Leute anscheinden nicht ganz so freundlich. Das mag aber täuschen, sind wir hier doch im "Mallorca der Back-Packer". Eine Nacht in einem bequemen Hotel und unter 4000 soll die Kräfte wieder voll auffüllen und den Körper regenerieren. Das klappt auch prima.
Leider liegt dann Ralf flach. Diesmal hat es ihn erwischt, inzwischen hatten einige ein Problem. Er beschliesst, nicht mit in's Basecamp zu fahren. Nun stecke ich voll in der Zwickmühle. Ist er doch vorher bei mir geblieben und hat all den Aufwand mitgemacht, damit ich mitfahren kann. Aber er überredet mich, dass er auf der Höhe sicher keine Probleme bekommt und so packe ich mit schlechtem Gewissen meine Bergsachen.
Unsere Tauchsachen sind schon bei den Trägern.
Wir fahren wieder über die Grenze nach Bolivien zur Laguna Verde. Hier auf knapp 4500 ist das Basecamp. Eine einfache Hütte, aber mit festen Betten und 3-4er Zimmer recht komfortabel. Unsere Köche versorgen uns bestens und wir bereiten uns auf eine sehr kurze Nacht vor. Aufgrund der Wettersituation haben wir uns entschlossen nicht um 2 Uhr los zu gehen, sondern um 0 Uhr. Sonst wird das trockene Zeitfenster zu kurz. Meist hört es gegen 20 Uhr auf zu regnen. Dies passiert nun auch tatsächlich. Punkt 20 Uhr hört der Regen auf. Wir essen und verkriechen uns in den Betten.
Ich bin total nervös, schlafe keine Minute. Kann so gar nicht einschätzten, was geht oder nicht. Aber wir sind so organisiert, dass alle Fahrer, Köche und Träger auch jederzeit mit einem von uns absteigen können. Das nimmt etwas den Druck. Um 23:30 sollte geweckt werden und ich schaue um 23:45 auf die Uhr. Sch..... zu spät, raus aus dem Bett und da höre ich es. Es fängt an zu schütten. Das war's.... das kommt auf über 6000 als Schnee. Wir haben zwar inzwischen für alle Steigeisen organisiert, aber das macht keinen Sinn. Abbruch und die Entscheidung es in der nächsten Nacht zu versuchen.
Mist, nun muss Ralf noch länger alleine rumhängen... und telefonisch null Empfang. Da viele Freund und Verwandte natürlich wissen, dass es hätte los gehen sollen, fährt Pedro mit einer Liste und einer Nachricht von uns wieder über die Grenze nach Chile so weit, bis sie ein Netz haben und setzt die Nachricht ab, damit nicht Panik aufkommt, wenn wir uns abends nicht wie angekündigt melden.
Wir kriegen inzwischen schon fast Hüttenkoller, wollen uns bewegen. Also stimmt Pedro zu, dass wir 2,5 Stunden an den Licancabur fahren und noch im Trockenen etwas spazieren gehen. Ein Teil träumt noch vom Anstieg, ein paar wenige sind wohl eher realist und uns ist klar, dass er dem nur Zustimmt, weil er davon ausgeht, dass die Wettersituation nicht besser wird. Im Gegenteil. Immerhin kommen wir knapp bis 5000 hm und ich bin nun sicher, dass ich es schaffen könnte. Die Wege sind nicht allzu schwierig, die Höhe macht uns null Probleme mehr. Wir sind super akklimatisiert. Hammer.
Tja und dann... Schnee in der Atacama. Am Basecamp schneit es ab Nachmittags. Von den prognoszitierten Regenmengen kommen so, mit dem was schon oben liegt, ca. 1,5 m Schnee zusammen. Die Träger hatten das Tauchzeugs schon in einer langen Aktion hoch getragen und ein Zelt aufgebaut. Der See war noch frei. Um 12 Uhr nachts steigen sie dann mit möglichst viel Klamotten, Stöcken und Ausrüstung von uns auf, die Sachen wieder runter zu holen. Leider ohne uns.
Pedro führt sie zusammen mit dem Bergführer des Nationalparkes, da es nun wirklich gefährlich ist und wir können nur warten und hoffen, dass nix schief geht. Am liebsten hätten wir das Zeugs einfach oben gelassen... das ist das Risiko nicht wert.
Normalerweise brauchen die Frauen und Männer/Buben ohne Gepäck 2-3 Stunden für den Aufstieg. Nun 6! Und für den Abstieg normal 1-2 Stunden, je nach Gepäckmenge. Da allerdings 4 Stunden. Gegen Mittag sind sie endlich zurück im Camp und es spielen sich unglaubliche Szenen ab. Haben wir sie doch inzwischen echt in's Herz geschlossen. Die ein oder andere Jacke/Hose/Stöcke bleibt bei den Trägern und sie freuen sich sehr darüber.
Was tun ? Ohne Bilder für die Tauch-Sponsoren zurück zu kommen ? Eine Alternative muss her. Wir finden einen See im Niemandsland zwischen Bolivien/Chile/Argentinien. Etwa 1 Stunde fahrt. Tauchgenehmigung bekommen wir eh keine mehr... dann halt ohne.
Wir fahren am Nachmittag dort hin, rüsten auf und gehen jeder für max 10 min in's Wasser. Die Sicht ist besch... aber es wir schon was werden mit den Fotos. Immerhin auf 4600 Meter befindet sich der See und ist somit höher als jeder See in Europa. Gefühlt ist es für uns nicht mehr die Höhe, es fühlt sich an wie am Bodensee und alles geht gut. Wir sind wieder weg, ohne dass uns eine Polizeipatrouille gesehen hätte.
Enttäuscht sind wir, dass wir nun irgendwie das schlechteste Wetter seit zig Jahren getroffen haben. Die einen sagen seit 20 und die anderen sogar seit 40 Jahren. Aber, alle sind gesund und heil und wir hatten einen super tollen Urlaub mit unglaublichen Eindrücken und Erfahrungen. Alle sind begeistert und.......
die Planung läuft für einen zweiten Anlauf. Wir sind doch nun alle sicher, dass wir unser Vorhaben auf dem Licancabur umsetzen können und den Auf- und Abstieg schaffen. Wann, das müssen wir noch klären... es sollen ja schliesslich wieder alle dabei sein. So eine tolle Truppe gehört einfach zusammen!