Doppelpost:
Unverdienter Dank oder race day.
Die Woche über war ungewollt nur wenig Sport möglich, etwas einbeinig Rolle, Athletik und ein kurzer Lauf, dafür stieg der Adrenalinpegel dank einiger Vorkommnisse und Personen

, durch die Zeitumstellung war ich platt und entsprechend gelaunt, eine typische Taperwoche

.
Um 3.30 war die Nacht rum, etwas Essen, warten, dösen, Gewicht reduzieren, grübeln.
Engelchen und Teufelchen debattieren: "Du willst doch die Länge steigern" kontra "Mach doch nur eine kurze, dafür flottere Runde. Bis es warm wird, bist Du wieder zurück. Essen und Trinken brauchst Du dann nicht so viel. Lass die Sau raus."
Fast 25 Ehejahre prägen, wer die Hosen an hat und wer das Sagen hat, also gehorche ich

(wie üblich der Stimme, die mir gerade am besten passt

).
Leicht reduzierte Winterkleidung, aber es war auch ar...g kalt. Anfangs fröstle ich, die Bergwertung erwärmt mit neuem Rekord, es läuft sehr zielorientiert weiter.
Im Jagsttal weiche ich gezwungen kurz auf die übersichtliche, breite, einsame Landstraße aus. Da überholt mich doch ein freundlicher Autofahrer.
Er bemerkte sehr aufmerksam, dass meine Motivation zu erlahmen drohte. Hilfsbereit kurbelte er, schlangenlinien fahrend, extra das Seitenfenster runter, um mich anzufeuern. Das war sicher sehr nett von ihm gemeint

. So unterbemittelt kann ja wohl keiner sein

, nicht zu erkennen, dass der Radweg schon seit Wochen an diesen 2 Kilometern gesperrt ist, auch Radfahrer Menschen sind und ein Recht haben hier zu fahren, zumal gerade hier Null Behinderung vorliegt(naja, bei Einem rein geistlich irgendwie doch

).
Jedenfalls bin ich wieder im Wettkampfmodus

, die Oberschenkel brennen, aber es rollt grandios, nach knapp 50 km in Jagsthausen breche ich den Rekord um 18 Minuten(ok. diese Streckenversion bin ich erst einmal vor zwei Wochen geradelt

)
Eine innere Stimme muckt: Nutze den Tag, verlänger, noch ist es frisch.
Gehorsam, wie ich ja bin, wende ich nicht.
Dummerweise warnt erst kurz danach Stimme Nr. 2: "Du Depp, Du hast zu wenig Futter dabei, wenn es warm wird, wird es höllisch".
Zu spät, die Fahrt kommt in entfernte Regionen, unbekannte Galaxien, Orte, die ich noch nie hörte. Meiner Neuen vertrauend wende ich nach exakt 80 Km und 3.47 Std. in Alringen, kurze Dünger- und Brezelpause, retour.
Es wird langsam wärmer, der Wind bleibt zum Glück frisch.
Auf dem Rückweg schalte ich mitunter geistig ab, merke gar nicht mehr, wo ich mich exakt befinde(quasi Rennmodus

), konzentriere mich nur noch auf das unmittelbare Treten und Lenken.
Meinen leckeren Buffriegel opfere ich dem weiteren Fortschritt. Ich beginne zu bereuen, es wird knapp, der Tankanzeiger nähert sich dem roten Bereich

, trotzdem agieren die Oberschenkel noch erstaunlich gut. Ich danke meinem verstärkten Athletiktraining. Das Notfallgel wird eingeworfen, nach 145 Km wartet der ultimative Härtetest, ein sonst sanftes 150 Hm Hügelchen, doch am Ende(wirklich am Ende

) mein Alpe d' Huez.
Mit Hitze würde ich es nicht mehr packen, aber der Wind hilft mir, ich entsage den Rasthäusern am Weg, dem Notfallanruf bei Herzblatt, ereiche den Gipfel, rolle über einige Hügelchen und einer rasanten Abfahrt am Ende ins Ziel

.
Insgasamt 160 km in 7.45 Std. mit einigen Erfahrungen reicher. Ob klüger, will ich aber nicht behaupten
Allen einen schönen Sonntag

.