keko hat geschrieben:
Wieso irrationale Ängste? de Maizière sagte gestern, wenn er berichten würde, welcher Art die Hinweise auf den bevorstehenden Terrorakt gewesen und von wem diese Hinweise gekommen seien, würde er die "Sicherheit des Landes" gefährden. Teile der Antwort würden "die Bevölkerung verunsichern". Immerhin wurde gestern aus Angst vor einem Anschlag das Spiel abgesagt. Soooo irrational ist das Ganze nicht mehr.
Irrational ist die Überzeugung, dass von den Islamisten eine besondere Gefahr für den einzelnen Menschen ausginge. Also zum Beispiel für Dich persönlich. Das individuelle Bedrohungsgefühl des Einzelnen deckt sich nicht mit den tatsächlichen, realen Gefahren, denen der Einzelne ausgesetzt ist.
Mit anderen Worten: Es gibt eine lange Liste von Dingen, die Dein Leben, Deine Gesundheit und Deine Freiheit gefährden. Ordnest Du die Liste nach Wahrscheinlichkeiten, steht der islamistisch motivierte Terror sehr weit unten auf dieser Liste. In der Liste Deines subjektiven Gefährdungsgefühls aber sehr weit oben. Tatsächlich ist es sicher 1000 mal wahrscheinlicher, dass Deine Ehefrau Dich irgendwann abmurkst, als ein islamistischer Terrorist. Beziehungstaten sind häufig.
Noch wahrscheinlicher ist es, dass Du Dich selber tötest, etwa als Folge einer Depression: Jährlich betrifft das 7.500 Männer und 2.600 Frauen. Da in Deutschland jährlich etwa 500 Personen ertrinken, davon die Hälfte gute Schwimmer, ist selbst diese Form des Ablebens für Dich persönlich wesentlich wahrscheinlicher, als Opfer eines islamistischen Terroristen zu werden.
Selbstverständlich müssen wir uns als Gesellschaft vor Terroristen schützen. Die aktuellen Nachrichten sind für jeden schockierend. Jeder getötete Mensch ist eine schlimme Tragödie. Dennoch ist die tatsächliche Gefährdung für den Einzelnen, auch angesichts tatsächlich existierender Gefahren, verschwindend gering. Sie ist real, aber das aktuelle Bedrohungsgefühl ist in seiner Überhöhung irrational.
Die Terroristen nutzen das geschickt aus, denn Terrorismus funktioniert über diese Angst. Sie ist wesentlich stärker als es der realen Gefährdung entspricht. Gäbe es beispielsweise keine Massenmedien, wäre unsere Gesellschaft durch eine Handvoll jugendlicher Mörder gar nicht terrorisierbar. Das Ziel der Terroristen ist es nur mittelbar, Menschen zu erschießen. Das eigentliche Ziel ist es, uns Angst zu machen. Multipliziert durch die Massenmedien, reichen dafür vergleichsweise kleine Aktionen aus.
Wer sich seiner Angst einfach hingibt und rationale Einordnungen pauschal zurückweist, spielt den Terroristen aus meiner unmaßgeblichen Sicht leider in die Hände.