So war mein Part: (Wer den Anfang aus FB kennt... kann bei den Sternchen anfangen zu lesen
Stell Dir vor Du fährst mit Deinem Rad gerade das beste Rennen Deines Lebens, es ist knalle heiss, der Wind ist stark, Du fühlst Dich super und bremst Dich auf Deiner ersten Radrunde ein. Versuchst Dich nicht von den Einzelstarten mitziehen zu lassen, sondern Dein persönliches Rennen zu fahren. Es macht richtig Laune! Kilometer 50, noch nicht mal ein Drittel und es läuft genau so, wie es laufen sollte.
Da fährt ein Motorrad neben Dich hin und verschwindet nicht wieder. Nach eine Weile schaust Du ihn an, doch neugierig geworden. Er schaut Dich an und fragt Dich, wie es geht ? Super, danke! Weitere 5 min später ist der immer noch da, das nervt. Wieder die Frage, wie es Dir geht. Du antwortest: Prima! Warum ?
Antwort: Du bist der Schluss!
BUMMM, da steht er, Dein ganz persönlicher innerlicher Mount Everest!
Noch 130 km mit dem BESENWAGEN AM ARSCH ? DAS GEHT GAR NICHT!
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Ich kann Euch gar nicht beschreiben, was dann mental abging. Es war schlichtweg die Hölle. Immer wieder den Tränen nahe, konzentrierte ich mich darauf, die Energie nicht in Heulen, sondern in Treten umzuwandeln. Die Diskussion mit mir selber war echt anstrengend... Ich schickte den Besenwagen dann irgendwann mit nicht sehr freundlichen Worten nach hinten, einfach um ihn nicht dauernd zu hören und zu sehen. Erstes Ziel: Solarer Berg!
Da wusste ich, stehen Wombat, Glaurung, Icey und meine Kollegen vom Team. Die Durchfahrt hatte sich schon ziemlich gelichtet, geniessen konnte ich das irgendwie trotzdem nicht. Oben dann ein MySport Trikot. Da musste ich hin. Meine Verpflegung hatte ich quasi schon vergessen...
anhalten, fast heulen und dann sofort sagen: Ich habe seit km 50 den Besenwagen am Arsch, das geht gar nicht! Ungläubige Blicke. Und die Aussage, da ist doch gar kein Motorrad!
Ja klar, der musste ja auch vor dem Solarer Berg rechts abbiegen, weil er da nicht durchfahren darf...
Meine Kollegin hatte dann die richtige Antwort: Dem fährst Du jetzt einfach davon! Und dann stimmte sie das Lied an, welches am Abend als letztes beim Feuerwerk gesungen werden würde. (Wir hatten den Sound Check gehört und haben Samstag abend immer wieder gesungen und die ganze Nacht hatte ich es im Kopf -> als Ziel!)
Ich hatte unterwegs die Melodie verloren, einfach nicht mehr gefunden... und da war sie wieder. Ich kann Euch sagen, man kann fast 5 Stunden innerlich singen...
Also, doch Verpflegung aufnehmen und wieder los rollern.
Auf der Strecke, kein Besenwagen gesehen... er hielt sich wohl dezent im Hintergrund. Dann fuhren die Einzelstarter rechts ab Richtung Roth und ich war alleine auf der Strecke. Dort gerade kein Wind, glühende Hitze und dann fängt das Hirn doch schon fast an zu phantasieren... das ist ja hier wie beim RAAM... völlig alleine auf der Strecke gegen Gluthitze und im heissen Wind (ok, schon etwas übertriebener Vergleich, aber das kam mir wirklich in den Sinn). Dann der erste langezogene Hügel und endlich sehe ich zwei vor mir! ICH BIN NICHT ALLEINE!
Ha, und da kam er wieder, der Ehrgeiz! Die schnappe ich mir, dann bin ich den Besenwagen los!
Und was soll ich sagen, ich bin am Berg ja extrem langsam, aber in der Abfahrt des Hügels hatte ich sie schon beide.
Ich gebe zu, dann war ich gemein. Neben hin fahren, fragen ob alles ok ist ? (Die beiden sahen echt nicht gut aus!) und dann sagen, hey, runter schalten, wieder lockerer treten!
Und wusch, war ich weg...
hm, wo zwei sind, müssen noch mehr sein. Also nun wieder Druck aufbauen. Schliesslich bin ich auf der zweiten Runde, jetzt darf ich alles geben... es lief. Das Iso half. Ich bekam meine geplante Verpflegung nicht mehr runter. Das Hirn hat wohl zuviel Energie gebraucht, der Magen zu gemacht.
Da vorne ist doch wieder einer... also los. Und so ging das weiter. Ich überholte einen Einzelstarter mit Aerohelm. Ein junger Kerl, echt am Ende. Neben hin gefahren und kurz mit ihm geredet. Komm, alles gut, schalte runter, versuch wieder locker zu fahren. Er probierte es und es klappte. Ich gab Gas (ok, dass er mich dann kurz vor dem Ziel noch überholte verzeihe ich ihm nicht
aber er hat sich da wenigstens bedankt! Er kam kurz nach uns ins Ziel)
Inzwischen sassen an der Verpflegungsstationen immer mehr im Gras, die Räder neben dran. Ein Krankenwagen am anderen war zu sehen. Der Wind wurde immer stärker. Ich versuchte Gel einzunehmen, das kam fast wieder rückwärts, ok dann halt nicht.
Ein Bieberli nach dem anderen runter gedrückt. Der Magen rebellierte.
Dann nochmal Kalvarienberg... ohneee, da schieben welche! Nein, ich nicht! Bis zur Verpflegung und dann nach Cola fragen. Die hatten leider keines und ein Bier traute ich mich nicht. Ich bekam fast einen Herzkasper als der nette Helfer mir das kalte Wasser über den Rücken schüttete. Erstmal nur die Arme. Zwei Männer waren mit mir beschäftigt. So hat frau das gerne
Ok, also kurz anschieben und hoch kämpfen. Ein Stückchen Salami, singen und dieser sch... Wind brachte uns oben fast zum Stehen. Kam mir vor wie auf Lanza. Aber ich überholte weiter...hoffentlich wenigstens kein Gegenwind nach Roth runter, dann könnte ich ja vielleicht noch annähernd an die Zeit ran kommen. Gib Gas der Cutt-off!
Zwei Dörfer vor dem Solarer Berg eine Fanmeile. Anhalten und nach Cola fragen und ich bekam endlich welches. Ein herzliches Dankeschön!
Ich muss das noch ausfindig machen, muss ja noch meine Rechnung bezahlen.
Es ging sofort wieder energetisch aufwärts. Da muss jetzt einfach reichen bis Roth... Solarer Berg. Etwa 20 einsame Fans schreien uns hier hoch. Toll, was die Leute den ganzen Tag machen.
Und nun endlich die Abfahrt Richtung Roth... wie weit ist es denn noch, das Cola ist leer und ich bräuchte schon wieder was... dann halt nochmal ein Bissen probieren. Der Magen hat sich ja beruhigt. Verdammt, wieso geht das denn nicht vorwärts. ES ROLLT NICHT! Immer noch dieser verd... Wind. Ok, dann halt treten. Wieso zeigt der vermaledeite Garmin eigentlich immer 169 an ?!
Ich checke es echt nicht mehr... muss mich voll zusammenreissen, nicht in Schlangenlinien zu fahren und versuche möglichst sicher an den vielen Leuten vorbei zu fahren, die inzwischen auf der Strecke mit Kind und Kegel unterwegs sind.
Dann endlich die Fahnen der Wechselzone, oder doch nicht ? Ja, sie sind es, als rein. Runter vom Rad! Die Mädels umarmen, sofort absetzen bevor ich umfalle und Alex los schicken.
Gerade so geschafft... es hätte also keine 5 km mehr weiter gehen dürfen.
Und dann, das aller aller Schlimmste! ES GAB KEINEN STREUSELKUCHEN!
... ok, ich hätte ihn auch nicht runter gekriegt...