31.05.2013 - Forster DuathlonAuch hier gleich noch eine Vorbemerkung: 1 oder2 Tage vor dem Rennen schrieb bei TS jemand, dass er gerne bei kleineren Veranstaltungen starten würde, weil er da eher vorne mit bei sein könnte. Mir geht es da etwas anders - ich starte gerne bei kleinen Veranstaltungen, weil ich die Atmosphäre dort mag im Vergleich zu den Massenauftrieben bei Großveranstaltungen. Dass man dann oftmals auch mit vorne ist, ist zwar nett, ich messe dem jedoch keine wirkliche Bedeutung bei, denn ich kenne ja dann den Wert der Platzierung. Spätestens wenn man bei einem der nächsten Rennen mit mehr Beteiligung dann wieder irgendwo deutlich weiter hinten landet, wird das ja klar.
Duathlon in Forst - da war ich schon lange nicht mehr. Früher gab es im Mai die kurze Distanz (7,9-30-2,6), im September die längere (10,6-40-5,3), seit einigen Jahren jedoch nur noch den Kurzen, jeweils am Freitag abend. Etwas ungünstig, denn hinfahren muss man ja auch noch und mein Weg von der Arbeit nach Hause mittags ist eh schon stauanfällig. Dazu kam zu der Zeit noch das unberechenbare Wetter, so dass wir beschlossen, sehr spontan zu entscheiden. Als der Wetterbericht dann um 13:00 immer noch sagte: schwere Regenfäll in Berlin, Sonne in der Lausitz fiel der Entschluß zu fahren. Es sollte ein etwas verrückter Nachmittag werden...
14:00 Feierabend, schnell zu Hause vorbei und die Sachen eingeladen, wieder auf die Autobahn und weiter. Kurz hinter der Stadtgrenze dann ein Wolkenbruch, dass ich überlege, den nächsten Parkplatz anzusteuern, weil ich NICHTS mehr sehe. Hinter der schwarzen Wand dann in Fahrtrichtung aber sogar blauer Himmel. Na schaun wir mal...
In Forst richtet sich die Orga grade erst ein, mehr als die üblichen 30 Teilnehmer werden wohl eh nicht erwartet. Startgeld 10,- (auf der Website vom Veranstalter findet man folgenden Satz: "Aus gegebenen Anlaß weisen wir an dieser Stelle noch einmal darauf hin, daß für unsere Wettkämpfe keine Voranmeldungen notwendig sind!", schön sowas heutzutage noch zu lesen...), Fahrradständer vor dem Freibad, Flatterband rum, fertig ist die Wechselzone. Wie üblich hatte ich vor dem Rennen (und nach Anschauen der Bilder der letzten Jahre) überlegt, ob man bei sowas im vollen Ornat antreten sollte aber andererseits, dafür ist das Zeug ja da. Also Rocket mit Scheibe und Trispoke, Aerohelm, Übersetzung 54/42 und 11-21. Beim Aufpumpen gibt es dann einen satten Knall und der Hinterreifen ist geplatzt. Warum ist mir bis heute nicht klar, denn der Mantel war ja vorher auch drauf und saß richtig. Glücklicherweise hat Maja noch einen Schlauch mit, sonst wäre hier der Bericht zu Ende gewesen...
Kurze Wettkampfbesprechung ("Gibt's hier jemand, der die Strecken nicht kennt?"), ich höre zwar zu, aber nur halbherzig, denn ich kenne ja die Strecke noch von früher - großer Fehler. Nach wie vor scheint die Sonne, noch 2 Minuten eintraben und dann sprüht der Veranstalter schnell eine Linie mit Sprühkreide auf die Straße ("Hier ist jetzt Start und Ziel!", Wechselzone seht Ihr ja, Aufsteigen dann auf der Straße und zurück Absteigen vor der Bordsteinkante, also hier irgendwo, Ihr macht das schon."
) und 27 Athleten und Athletinnen stellen sich am Start auf.
Startschuß und los geht es. Wie immer wie die Feuerwehr, ich hinterher, denn das schnelle Angehen werde ich in diesem Leben nicht mehr lernen. Nach einem Kilometer bin ich auf Platz 6 unterwegs. Einer rennt deutlich vorne weg, die nächsten 4 direkt vor mir. Innerhalb der nächsten 300m bin ich an der Gruppe vorbei, der vorne dreht sich mehrfach um, sieht sehr souverän aus, mal sehen was passiert, wenn ich näher komme. Das ist nach rund 2 Km der Fall - allerdings renne ich einfach vorbei, keine Gegenwehr. Öhm - vorne weg beim Duathlon hatte ich ja ewig nicht mehr... Egal, Vollgas, ich will heute einfach testen, was drin ist.
Es geht eine Runde über Felder und auf dem Neiße-Deich entlang (quasi die südliche Verlängerung meiner Deichtour von vor ein paar Wochen), auch hier ist alles still bis auf mein Gekeuche, es ist angenehm warm und ich renne Anschlag. Sowas mag ich. Nach 5,3 Km geht's an der Wechselzone vorbei, dann nochmal die gleiche Runde aber etwas gekürzt auf 2,6 Km. Mit 29:08 min komme ich in die Wechselzone - das paßt, ich hätte geschätzt, dass ich 10 flache Straßenkilometer in 37 - 37:30 min laufen kann, der Schnitt hier 3:41 min/km wäre eine 36:50 - das kommt genau hin.
Helm auf, Schuhe gewechselt (sandiger Boden, deshalb die Radschuhe gleich an), Rad geschnappt und raus. Auf dem Asphalt lege ich mich fast hin weil ich mit den Look-Platten wegrutsche, schaue kurz nach hinten, keiner zu sehen und rauf aufs Rad. "Mensch, da könnte ich ja glatt meinen ersten Multisport-Sieg schaffen" denke ich mir. Bisher war immer jemand schneller. Meistens irgendein Radtier, dem ich beim Laufen einfach nicht genug abnehmen konnte. Aber wer weiß, heißt ja nicht, dass das hier nicht auch so ist.
Schuhe eingeklickt, Kopf runter und drauftreten. An der ersten Kreuzung fahre ich - so wie ich es kenne - der Straße folgend nach rechts weiter. Polizei und Streckenposten gucken zwar, es sagt aber keiner was. Trotzdem zweifele ich. Fuß vom Gas, nochmal umgeschaut - immer noch keine Reaktion. Ok, ich fahre weiter bis zur Bundesstraße, dort STOP-Schild aber keine Streckenposten. Also doch falsch gefahren. Umdrehen ist Unsinn, ich fahre jetzt links, dann kommt die Strecke nachher von links, denn auf dieser Straße wird ja gefahren. Erstmal muss ich aber die Autos abwarten, dann biegt von vorne ein polnischer Kleintransporter und ich kann endlich losfahren. Also ich könnte, wenn der mal Gas geben würde. Irgendwann sieht er mich im Spiegel, erschreckt sich und tritt aufs Gas. Ich auch. So ein Mist, von wegen Sieg - der Rest dürfte jetzt schon an mir vorbei sein.
Die Posten an der Kreuzung, an der man richtigerweise auf die Bundesstraße fährt gucken etwas komisch, als der D-Zug aus der falschen Richtung durchrauscht aber Zeit für Erklärungen ist jetzt nicht. Ich versuche, meinen Rythmus zu finden, was nicht so recht gelingen will, es fühlt sich immer noch so an, als könnte ich einfach die Kraft nicht aufs Pedal bringen. Vor mir keiner zu sehen - klar, die haben jetzt natürlich ein gutes Stück Vorsprung. Später nachgemessen bin ich 600m zuviel gefahren, dazu noch die Warterei an der Kreuzung. Das sind ja mal locker 1,5 min.
Die Radstrecke in Forst hat eine Besonderheit: es ist die alte offizielle Zeitfahrstrecke der DDR. 15 Km in eine Richtung, wenden und zurück. Eine Autobahnbrücke nach rund 10 Km, eine Bodenwelle nach rund 8 Km, ansonsten flach, windanfällig und rund ein Drittel Betonplattenpiste. Also ein Drückerkurs, Dreigangnabe reicht. Nach Überqueren der Autobahnbrücke geht der Gerüttel los und selbst mit dem Softride spürt man das noch deutlich. Und immer noch keiner zu sehen, die drücken richtig auf die Tube da vorne. Schließlich kommt nach einer sanften Linkskurve der Wendepunkt ins Bild - und keine Radfahrer... Oha. Vielleicht hätte ich mal nach hinten schauen sollen.
Beim Wenden sehe ich dann den nächsten, rund 400m hinter mir. Ok, wenn der nur so wenig aufgeholt hat, könnte es klappen. Kopf wieder runter und zurück. Der Rückweg geht schnell vorbei, es geht tendeziell etwas bergab, Wind von der Seite. Diesmal biege ich richtig ab, lasse aber nochmal Zeit liegen, weil ich ja die relativ enge Straße jetzt nicht kenne und mich nicht traue, da voll durchzuhämmern. Schließlich fährt man den letzten Kilometer entgegen der Laufstrecke, letzte Kurve, Schuhe ausziehen, abspringen, schneller Wechsel und ab die Post. Mein Garmin zeigt exakt 30 Km (also Strecke eigentlich etwas zu kurz) und einen Schnitt von glatt 38 Km/h. Da kann man dann getrost noch ein paar Zehntel hinzurechnen für's Absteigen an der Stop-Kreuzung und die nicht voll gefahrenen Meter. Ist Ok, hätte gerne noch schneller sein dürfen aber mehr ging nicht.
Nach rund 200m laufen kommt mir der nächste entgegen, das sollte bei 2,6 Km reichen. Die Runde mit Allem was noch geht rumgelaufen und nach 10:20 min für die 2,6 Km und 1:27:57 Std. für die Gesamtstrecke bin ich tatsächlich als Erster im Ziel. Wer hätte das gedacht.
Die Siegerehrung ist dann auch dem Ambiente angepaßt - es erhält JEDER eine Urkunde und ein kleines Geschenk. Wirklich familiär. Sowas gefällt mir.
Fazit: guten Tag erwischt, Laufen ging (wenn es sich auch nicht einen Meter lang locker angefühlt hat), Radfahren ging auch irgendwie aber es fühlt sich auch hier einfach nicht nach richtig kurbeln und "locker schnell" an.
Schaun wir mal, wie es weitergeht...