Um's vorwegzunehmen: Ich wär wohl kein echter glaurung, wenn ich nicht ab und zu relativ bescheuerte Aktionen bringen würde.
Eigentlich wollte ich heute gar nicht soo weit radeln. Aber als die Strassen morgens trocken waren, dachte ich mir, dass es dann wohl keine Ausrede gibt. 10°C sind zwar nicht schön für Ende Mai, aber wofür gibt's die Winterklamotten....Also bin ich losgefahren und wollte eigentlich nur mal kurz zum Walchensee fahren, um zu sehen, ob auf der anderen Seite des Passes wieder schönes Wetter ist. Denn auf vorigen Ausfahrten hab ich schon mitbekommen, dass da echt ne nette Wettergrenze zu sein scheint. Ausserdem hat's mich interessiert, ob auf 1000m momentan Schnee liegt.
Naja, Wäre ich planmäßig geradelt, wären es so ca. 130km gewesen. Allerdings hab ich auf dem Hinweg schon nicht den kürzesten Weg gefunden und als ich am Kochelsee war, lagen schon 95km hinter mir. Dabei bin ich größtenteils trocken geblieben. Die Strassen waren halt ab und an nass und es hat auch immer wieder mal leicht geregnet, was aber recht erträglich war. Auf den 300HM vom Kochelsee zum Walchsee hoch hat es dann immers stärker zu regnen angefangen. Trotzdem hab ich mich - aus welchen abstrusen Gründen auch immer - spontan dazu entschlossen, einmal um den Tümpel rumzufahren und dann auf dem direkten Wege heim. Ich hatte zum Glück noch ne alte Route auf dem Garmin gespeichert. Dass es dann ca. 200km werden würden, war mir dann schon bewusst. Aber irgendwie hatte ich mich damit abgefunden und manchmal reizts mich einfach, was vollkommen irrationales zu machen.
Jedenfalls hat es mich um den Walchensee rum komplett nassgeregnet bis auf die Knochen. Das war von km100 bis ca. km120. Saukalt war's auch (schätze unter 10°C) und es wurde doch langsam unangenehm. Dann wurde es leicht besser und es ging ja nun ein gutes Stück weit immer leicht bergab, wo man gut Tempo machen konnte. Zudem war Rückenwind. Es rollte, war dafür dank Fahrtwind bei meist um die 40 km/h schweinekalt.
Nach 150km etwa um Bad Tölz hat es Kuhfladen geregnet, und zwar so stark, dass ich Angst um mein Smartphone bekommen habe und kurz angehalten hab, um es auszumachen. Das ging sehr schwer mit klammen Fingern und ich hab jeweils ne Ewigkeit gebraucht, um die Winterhandschuhe aus- und dann wieder anzuziehen.
Auf der ganzen Strecke war auch keine Tanke auf dem Weg und ich wollte auch nicht weiter suchen, weil ich mittlerweile nur noch heimwollte. Irgendwann hat mir ein entgegenkommendes Auto dann aus einer geschätzt metertiefen Pfütze
wohl eine komplette Badewanne voll Wasser ins Gesicht geworfen........egal, ich war ja eh schon nass.
Letztlich waren es unfassbare 202,5km beim schlechtesten Wetter, das man sich für so ne lange Fahrt vorstellen kann.
Ich hab alles komplett ohne Nahrung zurückgelegt.
Knapp 1500HM
Schnitt 30,5km/h relativ locker durchgerollt.Daheim hab ich mich erst mal für ne viertel Stunde unter die heisse Dusche gestellt und sofort einiges gegessen. Das war definitiv eine Grenzerfahrung dank komplett durchweichten Klamotten und Termperaturen um 10°C oder darunter.
Jedenfalls scheint meine Fettverbrennung sehr gut zu funktionieren. Denn die Kraft in den Beinen war kein bisschen das Problem. Es war wirklich nur die Kälte und die Nässe.
Und hier zum Beweis der Heldentat das Garmin File:
http://connect.garmin.com/activity/320282149