keko hat geschrieben:
Naja, deine Erklärung läuft auf einen formlistischen Standpunkt hinaus, bei dem man zwar über Dinge redet (das Leben), ihnen auch Eigenschaften zuordnet (schön, ruhig, traurig etc.), sich aber weigert darüber nachzudenken, was sie eigentlich sind (Was ist das Leben? Was ist der Sinn des Lebens?).
Du sagst, bei meinem Standpunkt weigert man sich einfach darüber nachzudenken, was die Dinge
eigentlich sind? Das sehe ich genau umgekehrt: Gerade weil man über diese Fragen sehr genau nachdenkt, kommt man dahinter, dass sie sich so gar nicht stellen lassen.
Was ist das Leben? Haben Tiere eine Seele? Welchen Sinn hat das Leben? Ist die Menschheit gut oder böse? Sind Pflanzen glücklich? Das sind alles Beispiele für Fragen, die sich nicht stellen lassen.
Bei der Frage nach dem Sinn des Lebens ist es besonders einfach, denn niemand kann angeben, was diese Frage eigentlich bedeuten soll. Was ist mit "Sinn" gemeint? Das ist offenbar kein objektives Kriterium, sondern eine individuelle Wertzuweisung. Was auch immer jemand als den "Sinn" des Lebens nennen wird: niemand könnte ihn widerlegen. Genauso wenig kann man umgekehrt einen eigenen Standpunkt in dieser Frage überzeugend darlegen. Es handelt sich um eine rein persönliche Wertzuweisung.
Und was bitte bedeutet "des Lebens"? Was ist damit gemeint? Das Leben eines bestimmten Menschen? Das Leben aller Menschen? Oder das aller Lebewesen des Universums einschließlich der Viren, Bakterien aller Galaxien? Zielt diese Frage auf die persönliche Selbstverwirklichung, oder werden biologische Sichtweisen als Antwort akzeptiert?
Auch wenn man die Frage soweit eingrenzen will, dass es sich um einen bestimmten Menschen aus Sicht seiner Selbstverwirklichung (und nicht seiner Spermien oder Eizellen) handeln soll, bleibt die Frage völlig unklar: Welche Zeitspanne wird betrachtet? Die eines Menschenlebens? Ein Tag? Alle Zeit bis zum jüngsten Gericht?
Alle diese Fragen können nur individuell behandelt werden. Es gibt keine außerhalb unserer Selbst liegende Antwort. Als Beweis für diese Aussage führe ich an, dass niemand ein Beispiel für ein "sinnloses" Leben anzuführen imstande ist. Ansonsten bitte vortreten! Irgend ein Beispiel für eine sinnlose Existenz muss es doch geben, oder?
Nur im Rückblick, zum Beispiel gegen Ende eines menschlichen Lebens, lässt sich fragen: "Hatte mein Leben einen Sinn?". Hier zielt die Frage jedoch darauf ab, ob sich
nachträglich Kriterien oder Werte finden lassen, die dem eigenen Leben einen Sinn (gemeint ist: Zweck) geben. Objektiv und von außen vorgegeben gibt es keinen "Sinn", schon gar nicht "des Lebens".
Zum Glück! Man stelle sich vor, der definitive, unbezweifelbare Sinn des Lebens würde entdeckt – und man fände ihn total Banane! Auch für die Religionen wäre die endgültige Entzifferung des "Lebenssinns" die größtmögliche Katastrophe, und etliche Sinnsucher, die ihn darin gesehen haben, sich zeitlebens vor einer Mauer zu verneigen, wären ziemlich sauer.
Aber ein Beispiel für ein sinnloses Leben habe ich: Die kalte Sophie. Die braucht echt keiner.