Was für ein Höllen Ritt gestern
Wenn schlechte Vorbereitung auf 180 km Rad fahren bei teilweise ekeligen Wind treffen, dann kommt zu. Schluss ein völlig ausgelaugter und krampfender petermuc ins Ziel.
Aber der Reihe nach:
Anreise Samstag. Ich Steige in Muc ins Auto, mache Rad Radio an....hier live von der Finishline in Roth senden wir heute morgen den ganzen Tag von der challenge, blabla .....da war sie, die Gänsehaut. Es geht so weiter, durchfahr Solar, Einfahrt Hip drei Jahre ist es her, dass ich hier das letzte mal war. Meine Homestay Freunde freuen sich mich wiederzugeben. Es ist als wäre man gar nicht fort gewesen. Weiter gehts zur Messe. Ich treffe meine Vereinskollegen, wir holen unsere Unterlagen ab, wieder Gänsehaut. Die Messe ist ja noch grösser geworden. Wahnsinn!
Bike Check-In, so viele bekannte Gesichter, die ganze "Family" ist also wieder d? Den Aero Helm habe ich vorsichtshalber daheim gelassen. War wohl auch gut so. Die KaRi haben in bekannt robust-bayrischer Manier wieder viel Material verschrottet.
Den Hobel an seinen Platz gestellt, keine Tüten dieser Jahr, das arme Ding muss ohne Decke nächtigen. Nun gut.
Abends dann bei Freunden statt nudelparty fränkische wursttplatte, dazu 2 Weizen. Man war ich nervös. Der Bauch ist hart, die Verdauung stockt jetzt schon, was soll das bloß geben.
Raceday. 5:20 klingelt der Wecker. Was für ein Luxus, wenn man in Roth erste um 8:45 startet. 06:15 bin ich auf der Brücke. Wieder Gänsehaut. Der Himmel sieht aus wie gemalt. Nur der Wind.....da war doch eigentlich nicht so viel Wind angesagt. Ich treffe Anja, meine Vereinskollegen. Dann ein befreundeter einzelstarter auf der suche nach seiner Pulsuhr. Ich habe ihm meine geliehen. So kann wenigstens ein Teil von mir das ganze rennen machen. Und dann warten, warten warten warten. Die einzelstarter Wellen sind alle durch, eine Stunde Pause bis zum Staffelstart. Mein Schwimmer ist nervös, ich gehe zum dritten mal aufs Dixie.
8:45 geht's los, jetzt noch eine Stunde...
Und tatsächlich, nach etwas mehr als ein Stunde steht mein Schwimmer da. Es kann losgehen. Ab auf die Brücke, zur Schleuse runter durch heimpfrarrich. Strategie: erste runde verhalten fahren. Den Rest überleben. Schon in Selingstadt war die Strategie hinfällig. Es geht bergab, der Wind von schräg vorne, ich muss treten statt Rollen. Aber dank Gewicht und Aerodynamik
geht's einigermaßen. Nur die 4 vorne am Tacho, die ich hier immer sehen will, tauch und taucht nicht auf
Greding: genaue Ortskenntnisse ersetzen einen Teil der schlechten Vorbereitung. Ich weiß, dass mich jetzt der Wind hier wohl ein wenig den Kalvarienberg hochschieben sollte. Und so ist es. Kette links, lass die Kletterer fahren, stampfe ich hoch - mit besorgtem Blick nach Nordwesten, wo sich ein dunkle Front aufbaut. Oh nein, bitte nicht! Der Wind wird stärker, die hohen Felgen Segeln vor sich hin. Die Abfahrt runter nach Obermässing habe ich unendlich Schiss. Böiger Wind haut mir ins Rad. Ich fahre am Oberlenker, Bremse die ganze zeit, Knie am oberrohr. Das Rad schaukelt sich durch die Böen auf. Und neben mir ballern sie auf dem Lenker liegend runter.
Jetzt kommen die Wellen über Lay und die ganzen anderen kleinen Orte Richtung Hip. Der Wind steht mir schräg im Gesichter. An jeder Maisfeld Kante, an jedem Busch oder Baum haut er mir unnachgiebig ins Rad. Meine Mitstreiter kämpfen genauso wie ich. Eine Bö versetzt einen Ruck zuck mal 2 Meter auf der Straße. Statt entspannt auf dem Lenker zu liegen, muss man oben alles festhalten. Das strengt an.
Dann kränzleinsberg. Nach dem anstrengenden Gegenwind ist die Steigung schon fast ein Witz. Aus dem Sattel gehen, Rücken entspannen. Auf geht's.
Und dann das erste mal Solar. Noch ist einiges los hier, obwohl die spitze schon lange zum zweiten mal durchgefahren ist. Und die 2. Runde ist rum. Ich schau auf den Tacho und die zeit und denke nur, mannmannmann, jetzt muss es aber besser laufen, sonst wird das nix mit den 6h. Die Schlechtwetter Front hat sich verzogen und Richtung Wallesau merke ich, dass auf der Wind leicht gedreht hat und auch nicht mehr so stark ist. Die Sonne kommt raus, Yeah !!!!
2. Runde, jetzt heißt es, alles mobilisieren, ich brauche ja nicht mehr laufen.
Diesmal rollt es Richtung Greding, ab so richtig. Ich fahre an der windkante, endlich kann ich richtig drücken. Ich glaube fast, ich brauchte die ersten 100km um den Rost der letzten drei Jahre, der sich in meine Beinen festgefressen hat, abzuschütteln. Kalvarienberg die 2. Na also, geht doch. Und der Wind ist längst nicht mehr so schlimm. So langsam fange ich wieder an zu rechnen. 5:40 müsste drin sein. Ich bin nur noch am überholen. Staffel Starter, aber auch viele viele einzelstarter - und die sehen nicht gut aus, vor allem die Frauen. Manche stehen fast an den Steigungen. Viele fahren nur noch am Oberlenker, trotz Gegenwind. Ich zähle km rückwärts. Beim zweiten mal am solarer Berg habe ich den Wind im Rücken, viele Zuschauer, die eine da hoch schieben könnte sind nämlich nicht mehr da. Noch 20 km. Die Strecke ist recht leer. Ich drücke was geht. Jetzt sind auch wieder die sub 10 machbar, wenn der Läufer das bringt, was er angekündigt hat. Kurz vor eggerschmühln fängt mein rechter Oberschenkel an zu Krämpfen. Schnell nochmal was trinken. Überhaupt, ich habe gegessen und getrunken wie blöd. Aber nur Geld und Iso. Ich habe versucht meine Wellenreiter Strategie umzusetzen so gut es ging. Das Gewicht hat bei dem Wind sicherlich ein wenig geholfen. Und wenn die Masse erstmal im Schwung war, dann habe ich im Rollen bergab eine um den anderen überholt. Das ist Roth, da geht das.
Die Brücke der B3, der letze km. Ich Rolle in die T2, ein Helfer nimmt das Rad, zwei Helfer nehmen mich
. Ich Läufe, darf man das Läufen nennen ??? Zu meinem Teamkollegen. Geschafft. Radzeit 5:36. Eine halbe Stunde langsamer als bei meinem letzten Einzelstart vor drei Jahren. Ich bin total geschafft, brauche erstmal eine halbe Stunde, um wieder zu mir zu kommen. Das war ein echter höllemritt. Respekt an alle, die Geste auf die vollen 226 km gegangen sind. Ihr habt großartiges geleistet