Um bei einer arbeitsfreien Woche einen Ausdauerblock zu entwerfen, muss man berücksichtigen, was in den Wochen zuvor trainiert wurde. Bevor man eine glasklare Radwoche plant, muss man schauen, wie es mit der schrittweisen Entwicklung des langen Laufs bestellt ist. Das ist ein ganz wichtiger Aspekt, denn man kann die Laufumfänge nicht ruckartig steigern, wenn man feststellt, dass hier noch Defizite bestehen.
Bevor die harten Koppeleinheiten kommen, muss zunächst die Belastungsverträglichkeit beim Laufen auf einem guten Niveau sein. Das erreicht man am schonendsten, indem man zunächst die Häufigkeit der Läufe steigert. Eine arbeitsfreie Woche sollte vorrangig dem Radtraining dienen, dem stimme ich zu, aber es nützt der Laufform, wenn man auch in dieser Radwoche einige kurze Läufe einstreut.
Zum Beispiel:
- An zwei Tagen je eine halbe Stunde vor dem Radfahren. Das schadet der Entwicklung der Radform nicht, dient aber auf schonende Weise dem Laufen.
- Einen Lauf von 90 Minuten in der Mitte des Radblocks, wenn einem ohnehin schon der Allerwerteste vom Radfahren weh tut. Dieser Lauf hat den Zweck, dass man bei der Festigung des langen Laufs einigermaßen "dran" bleibt – der braucht nämlich eine gewisse Regelmäßgkeit.
- Eine Koppeleinheit mit einem 60min-Lauf. Da Koppeleinheiten zu diesem Zeitpunkt in der Saison noch recht belastend sind, wird sie nach einem Entlastungstag durchgeführt (und nicht am letzten und damit müdesten und schwersten Tag).
Zum Radfahren: Es geht nicht um eine Woche sondern um 9 Tage. Das ist zu lang, um einfach jeden Tag 5 Stunden Rad zu fahren. Für die meisten Athleten ist es besser, das Ausdauertraining in kurzen Blöcken von 2-3 Tagen mit jeweils einem Entlastungstag dazwischen zu konzipieren. In unseren Trainingslagern sehe ich das immer wieder, dass es nach 4-5 Tagen doch recht still wird im Peloton. Das gilt vor allem für diejenigen, die am ersten Tag alles in Grund und Boden fahren. Wir sind alles keine Profis und müssen eine Verdopplung oder gar Verdreifachung des Trainingspensums erstmal wegstecken. Viel hilft viel, aber es gibt auch Grenzen des Sinnvollen.
A propos Grenzen: Um die zu verschieben, muss man auch mal die Arschbacken zusammenkneifen und vom Körper etwas verlangen, was er aktuell noch nicht drauf hat. Allerdings immer nur in kleinen Schritten, dafür jedoch regelmäßig. Mit der Brechstange geht es nicht, genauso wenig wie es ohne Kontinuität geht.
Wer sich als normal berufstätiger für Lanzarote als Wettkampf entscheidet, nimmt zwangsläufig in Kauf, dass er mit einer knappen Kilometerdecke vom Radtraining dort starten wird. Nicht vergessen: Während der BASE-Phase im Dezember, Januar und Februar ist es arschkalt und um 17 Uhr stockdunkel. Wer 100% auf seine bestmögliche Wettkampfleistung fixiert ist, sucht sich ohnehin einen anderen Wettkampf. In Barcelona Ende September eine gute Zeit hinzulegen, ist viel leichter. Lanza ist eher was für Freaks, und es gehört eine große Portion Eigenwilligkeit dazu, sich als berufstätiger Norddeutscher dort anzumelden. Ich find’s gut! – und habe kein Problem damit, wenn solche Typen auch im Training mitunter eigenwillig sind und ihr Ding machen.
Grüße,
Arne