Samstag, 02.07.2011Nach einer Woche Sportabstinenz bietet sich heute die Gelegenheit, mal wieder einen Orientierungslauf zu machen. Vor lauter Triathlon hatte ich das gar nicht mehr auf dem Plan, aber gestern abend fragten mich meine Eltern, ob ich denn da auch hingehen würde.
Ach ja, da war ja noch was. Heute also unangemeldet noch um einen Startplatz gebettelt (bzw. zwei - Sabine wollte auch mit). Geländekarten auf den von uns gewünschten Strecken waren noch übrig, also rein ins Vergnügen.
Ich wählte die Kategorie "Fortgeschritten lang" Fortgeschritten bezieht sich primär auf die orientierungstechnische Komponente. Während man auf den Einsteiger-Bahnen oft auf Wegen laufen kann und sich an markanten Kreuzungen und Objekten orientiert, geht es für die Fortgeschrittenen richtig querfeldein, den Kontakt zur Karte hält man auch an eher unauffälligen Wurzelstöcken, Vegetationsgrenzen oder einfach nur anhand der Geländekontouren.
"Lang" hieß in diesem Fall - da es sich nur um einen kleinen Trainingslauf handelte - konkret 5,8 Kilometer. Allerdings bezieht sich dieser nominelle Wert auf die Luftlinie zwischen den anzulaufenden Posten. In der Realität wird die Strecke natürlich um einiges länger, da man nicht immer der Luftlinie folgen kann. Zusätzlich kann man durch Orientierungsfehler die Distanz noch beliebig verlängern.
Mittlerweile bin ich ehrlich gesagt ziemlich aus dieser Sportart draußen, die Routine beim Kartenlesen hat deutlich gelitten. Darüber hinaus war ich ja zuletzt eher mit Wanderkarten unterwegs und die dort üblichen Maßstäbe gewohnt. Deshalb bin ich mit der hier verwendeten 1:10.000-er Karte auch schon beim ersten anzulaufenden Kontrollposten deutlich zu weit gelaufen. Ehe ich den Fehler bemerkte war ich schon 50 Meter vorbei - den Stein, der unterhalb der Böschung lag, hab ich beim Vorbeirennen glatt übersehen.
Auf dem Weg zur nächsten Station geht es zum Glück erst mal 250m einen Weg entlang. Während dieser Zeit kann ich mich etwas in die Karte "hineinlesen", also wieder ein gewisses Gefühl für den Maßstab antwickeln. Den Absprungpunkt, also die Stelle, an der ich den Weg verlassen muß und querfeldein weiterlaufe, erwische ich gut. 80 Meter quer über eine Brachfläche, dann tauche ich in den Mischwald ein. Da ich mich orientierungstechnisch noch etwas unsicher fühle, reduziere ich das Tempo, doch nach weiteren 50 Metern stehe ich problemlos vor dem Kontrollposten.
Der nächste anzulaufende Punkt liegt grob in Richtung Nordwesten. Kein Weg, sondern einfach quer laufen, dem Kompaß nach. Ob das jetzt 310 Grad sind oder 320 spielt keine so große Rolle. Genaues Messen kostet Zeit und kurz vor dem nächsten Posten muß ich zwischen zwei Sümpfen durch, die Stelle sollte man auch so finden. Klappt auch, aber nach dem Sumpf komme ich etwas zu weit nach links. Der Fehler ist schnell bemerkt und korrigiert, hat halt ein paar Sekunden gekostet. Insgesamt war ich aber wohl bisher zu langsam, denn inzwischen ist der Läufer aufgetaucht, der einige Zeit (2-3 Minuten) nach mir gestartet ist.
So geht es weiter, mal mehr mal weniger Anhaltspunkte im Gelände, an denen man sich orientieren kann. Dazu kommt, daß das Tempo inzwischen recht hoch geworden ist. Ich versuche, immer vor meinem Konkurrenten an den Kontrollposten zu sein, was mir auch für die nächsten vier Male gelingt. Dann schaue ich in der Hektik einmal zu flüchtig auf die Karte, übersehe einen Pfad und trassiere den Hang ein wenig zu tief. Schon ist der andere Läufer ein paar Sekunden vor mir an der nächsten Kontrollstelle. Für die nächsten 2 Posten darf er dafür die Führungsarbeit leisten, dann habe ich wieder auf zwei Teilstrecken die Nase vorne. Doch dann macht sich bei mir die viel zu hohe Laufgeschwindigkeit bemerkbar. Physisch hätte ich noch etwas mithalten können, aber die Sauerstoffversorgung des Gehirns läßt scheinbar nach. Mein Daumen, der beim Laufen immer auf den aktuellen Standort auf der Landkarte ausgerichtet ist, verrutscht unbemerkt, ich verliere den "Kontakt zur Karte", zweifle einen Augenblick
- und schon bin ich weggeplatzt.
Für die letzten vier Stationen laufe ich wieder solo, merke aber auch die nachlassende Kondition, so daß es nur noch ein lockerer Trab wird.
Mein Konkurrent im Wald bewältigte die Strecke insgesamt 10 Minuten schneller als ich, gewinnt aber damit auch den Lauf - und ist immerhin 12 Jahre jünger.
Im Ziel fragt er mich dann noch, wieviel ich eigentlich auf die Waage bringen würde
- meine Laufgeschwindigkeit (zumindest wenn gerade keine O-Anforderung dazukam) hat ihn dann doch beeindruckt.
Aus den 5,8km Luftlinie machte dann zumindest mein Footpod 8,1km, wobei fraglich ist, ob so ein Teil mit dem hohen Querfeld-Anteil überhaupt noch zuverlässig mißt.
Der Lauf auf
ol-mittelfranken.deund die
Ergebnisliste.
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Kommentarthread zum Elchtraining