Na denn... schreib ich mal ein paar Takte zu gestern.
Es war ein absolut traumhafter Tag mit perfektem Laufwetter
Leider, war es, wie schon getippt, gleichzeitg auch der Tag meines schlimmsten Marathons
Training fiel ja die letzten Wochen ziemlich flach, also wäre es am einfachsten gewesen, entspannt die sub 4 anzugehen.
Aber nein, ein bißchen "Würze" mußte ja sein und so stand der Entschluß, auf 03 h 45 min anzulaufen und zu hoffen, dass das so lange wie möglich gut geht
Die ersten 5-6 Kilometer war die Strecke recht voll, so dass ich bis dahin schon 2min auf die geplante Zeit verlor.
Also was macht ein Marathon-erfahrenes maultäschle?
Richtig, es läuft schneller, um die Zeit wieder reinzuholen
Ein paar Kilometer gingen deshalb zwischen 05:13 - 5:17 min/km weg, was natürlich absolut bekloppt war. Aber gut. Man lebt nur einmal
So ging das einigermaßen gut und zügig durch den Englischen Garten voran, aber spätestens nach der Halbmarathon-Marke war mir klar, dass es nicht mehr lange gut gehen würde.
Bei 25km war es dann soweit. Beide Beine schmerzten und wurden schwer, ich wurde immer langsamer und bei der Vorstellung noch 17km bis ins Ziel zu haben, packte mich echt das Grausen.
Ich wollte einfach nur noch stehenblieben oder mich an den Staßenrand setzen und weinen
Mein Mitläufer begann die ganze Zeit auf mich einzureden und irgendwie quälte ich mich Kilometer um Kilometer voran. Wir wurden immer langsamer und mehrere Unterführungen zogen mir gefühlt den letzten Zahn.
Aber wie mein Begleiter mir die ganze Zeit sagte: "Es ist reine Kopfsache. Lauf!" und so versuchte ich, einfach ans Ziel zu denken. Ich hab auch nicht mehr auf die Uhr geschaut, aber ich hab versucht zumindest unter 6min/km zu laufen, auch wenn es sich wie walken angefühlt hat. Inzwischen hatte ich mir auch Blasen gelaufen und ab 34km kam dann der absolute Knaller: Bis dahin waren die Kilometer zwar auch etwas willkürlich aufgestellt, aber immer grob 200m nach meiner eigenen Messung und plötzlich machte die Km-Anzeige einen Sprung, d.h. das 34km-Schild kam erst, als ich auf meiner Uhr bereits 34,8km drauf hatte.
Das ist die Hölle. Es geht einem eh nicht gut und man kämpft mit dem eigenen Kopf um jeden Meter, den man nicht stehen bleibt und dann ist die Strecke plötzlich spontan 800m länger und während man das 36km-Schild herbeisehnt, taucht am Horizont erst die 35 auf
So kämpfte ich mich also vorwärts und fragte mich ernsthaft, warum ich nicht einfach ausstieg. Irgendwann die Ansage: "komm, nur noch 5km, in 30min sind wir da. Und das reicht locker für sub4". Wie, sub 4 ist noch drin?
Und da hab ich die Beine wirklich nochmal in die Hand genommen. 4-5km gehen doch immer und das auf einer Boppesbacke!
Als es dann bei 38km noch alkfreies Weizen gab, war der Weg ins Ziel gerettet und ich bin fix und fertig im Olympiastadion ins Ziel eingelaufen
Das dürfte mein mental und physisch härtestes Rennen gewesen sein
Kommentar meines Begleiters nach dem Lauf: "das Tempo war genau richtig für meinen Oberschenkel!"
Fürs Protokoll: ich hatte am Ende exakt 43,0km auf meiner Uhr, mein Mitläufer auf seinem Garmin 42,85km
Direkt nach dem Zieleinlauf ging es mir auch wieder recht gut und die Beine schmerzten nicht mehr so sehr.
Da ging es anderen Läufern deutlich schlechter. Den Zielbereich im Olympiastadion konnte man nämlich nur über die Tribünentreppen nach oben verlassen
Da spielten sich teilweise echte Dramen ab
Als ich dann auf einer Terasse das erste echte Weizenbier vor mir stehen hatte, war ich dann auch fast schon wieder mit dem Tag und mir versöhnt