Es war eine weise Entscheidung, sich warm anzuziehen für das Radfahren. Warum nicht die ersten, die im Einteiler und nassen Haaren losbretterten, schon in Kössen wegen Lungenentzündung aufgeben musste, werde ich nicht verstehen. Meine Füssen waren gleich richtig warm, die Hände in den langen Handschuhen gut aufgehoben und die Windweste hielt mir die Brust frei. So ging es die ersten 6 km runter Richtung Kössen. Erst war noch ein kleiner Hügel am Ortsausgang von Walchsee zu überfahren und dann konnte man es sich auf dem Aero-Lenker bequem machen und in aller Ruhe runter nach Kössen brettern. Da ich die Gegend kenne, dachte ich, wir würden einfach auf der Hauptstrasse durch den Kreisel Richtung Reit im Winkel fahren können. Dem war aber nicht so. Die Vor Kössen ging es bei Km 6,5 rechts durch eine kleine, schlaglochgespickte Strasse durch den Wald an der Grossache entlang, über eben diese rüber und dann durch einen beängstigend niedrigen, von oben gepolsterten Tunnel in Richtung Marktplatz Kössen. Der sollte wohl ein Stimmungsnest werden, Musik lief, Bierbänke und Tische waren aufgebaut es fehlten nur die Fans, die waren um die Zeit wohl noch in der Kirche, zumindest läutete eben diese gerade sehr aufgeregt, als ich durch den Ort fuhr. Zurück auf der Hauptstrasse, vorbei an der Kössener Bergbahn näherte ich mich dem ersten "Anstieg" 40km Runde. Nichts dramatisches, nicht zu steil aber gerade richtig, um mal ein wenig in den Wiegetritt zu gehen und das Kreuz ein wenig durchzudrücken. Was dann folgte war "brettern vom Feinsten" Durch Grossachen-Tal Richtung Erpfendorf ging es leicht bergab, so dass die 4 auf dem Tacho vorne quasi Pflicht war. Die Strecke war zwar in Fahrtrichtung für Autos frei (Gegenrichtung gesperrt) aber der Verkehr hielt sich in Grenzen und auf der tadellosen Strasse konnte man schön versuchen, mit Druck den richtigen Tritt zu finden. Vor Erpfendorf wurde der Kurs von der Hauptstrasse abgeleitet und auf einer Nebenstrasse ging es durch kleine Orte in Richtung Kirchdorf, wo der Anstieg zur Huberhöhe wartete. Ein Treppenförmiger Anstieg mit Rampen zwischen 8 und 11 Prozent, auch wieder nichts schlimmer, wo man hätte das Rettungsritzel aufwerfen müssen. Eher wieder was, um nach der Zeit des Drückens auf dem Lenker das Kreuz wieder etwas durchzudrücken. Lutschermässig war es sehr relaxt um mich herum, lag aber auch wohl daran, dass ich mich eher im berühmten MIddle of the Pack im Kamf um die goldenen Ananas bewegte. Nach der Huberhöhe ging es weiter über Griesenau (wo das berühmte Kaiserbach-Tal abzweigt, wo ich noch am Donnerstag wandern war) nach Schwendt. Aber eben nicht durch Schwendt mit seinem steilen, engen Anstieg und der nicht ganz ungefährlichen Abfahrt, sondern vor Schwendt links weg von der Haupstrasse, um dann völlig autofrei einen sanften Anstieg und eine recht entspannte Abfahrt zu geniessen. Tolle Idee, dort eben nicht auf der Haupstrasse bleiben zu müssen. Bis hierher war alles locker, ich hatte eh keine Ambitionen sondern das das ganze als Sightseeing Wettkampf und nach den ersten Eindrücken auf den ersten 45km freute ich mich auf die 2. Runde. Regelmässig warf ich mir meine Powerbar-"Gummibärchen" ein, nahm ab und an mal einen Schluck aus der Flasche (bei den Temperaturen muss man sich ja quasi zum trinken zwingen) und schob ein Gel durch. Die Beine waren den Umständen entsprechend OK und auf dem Tacho stand ein knapper 34er Schnitt, nix dolles, aber doch noch OK für mich. Auch die 2. Runde ging gut rum, das fahren machte Spass und ich konnte mich sogar meiner langen Handschuhe entledigen, da es mittlerweie sogar ansatzweise warm wurde. Um die 90km voll zu bekommen, bogen wir unerwarteter Weise nach dem Ende der 2.Runde nochmal Richtung Kössen ab, aber da kamen mir die anderen Kandidaten auch schon entgegene und siehe, da ein U-Turn vor dem Ortseingang zwang mich zum bremsen. Zurück am Walchsee wurde mir das Radl abgenommen, ich fand nicht sofort meinen Laufbeutel und vergass zu allem Überfluss auch erstmal, meine Radhose auszuziehen...soviel zu meiner 2. Wechselzeit. 2h48 sollte das Radlfahren gedauert haben, sämtliche Zeitgrenzen waren jetzt schon überschritten und ich brauchte das Rennnen nur noch mit Anstand nach Hause laufen.
_________________ Du kannst aus einem dicken Schwein kein Rennpferd machen, aber Du kannst versuchen, daraus das schnellste Schwein zu machen.
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