08.11. Crosslauf des Ruder Club TegelMein Lieblingscross in Berlin. Ohne Wenn und Aber. 1986 als B-Jugendlicher hier zum ersten Mal am Start und gleich mit einem Sieg über 5,1 Km. Dies ist aber auch der Lauf, an dem man sehr deutlich sieht, wie das Niveau in Berlin in den Keller gegangen ist. Während ich mich Anfang der 90er abmühte, das Ding mal zu gewinnen und selbst mit ner 1:08 über die 20,4 Km nur Zweiter war, gingen die Zeiten in den letzten Jahren richtig in den Keller. 2002 wurde mit ner 1:26 (!) gewonnen, 2003 lief ich als Sieger in 1:17:53 ins Ziel, 2004 in 1:13:51 und 2005 war ich mit 1:19:28 Zweiter. Dann ne Pause bis zu diesem Jahr.
Der Tag begann allerdings etwas neben der Spur. Nachdem ich gestern meine Beine mehr als deutlich gemerkt hatte, weil ich am Freitag abend zum ersten Mal wieder Treppen- und Sprungläufe gemacht hatte war ich noch skeptisch, ob ich laufen sollte, beschloß dann aber, wenigstens den Wecker zu stellen. Der ging auch pünktlich an, nur ich hatte keine Lust aufzustehen. Um 8:40 rollte ich mich dann aus dem Bett (Start ist um 9:50...
), schnell angezogen, Sachen für hinterher eingepackt, nen 10er fürs Startgeld eingesteckt, rein ins Auto und um 9:00 los. Um 9:15 bin ich da (Autobahn und keine Blitzer sei dank), 9:20 angemeldet. Ein echtes Phänomen: die haben immer noch die alten Pappkärtchen statt Startnummern, die es schon vor 23 Jahren gab... Jetzt wird statt dem handschriftlichen Namen ein Barcode aufgeklebt aber trotzdem, das ist schon Old School!
Noch ein paar Meter eingelaufen, ein paar bekannte Gesichter getroffen und am Start festgestellt, dass alle schnellen Läufer, die ich erkennen konnte, für den 10er gemeldet sind. Nur ein Typ fällt mir auf, der sieht einfach schnell aus (ich weiß, muss nix heißen...).
Pünktlich um 9:50 fällt der Startschuß, das Wetter ist prima, 2°C, leicht bedeckt, also kurze Tights, langes Funktionsunterhemd und Singlet drüber. Der vermeintlich schnelle Typ rennt gleich los wie die Feuerwehr (zumindest siehts so aus), dahinter noch ein paar Schnellstarter, der Rest lässt es ruhig angehen. Der erste Kilometer stimmt wohl noch, da zeigt die Uhr 3:44 min, ich bin mittlerweile Dritter, der Zweite läuft ca. 60m vor mir her, der Erste ist deutlich weiter weg. Bei Km 2 stoppe ich den Ersten nochmal ein, knapp unter 7min und freue mich: endlich mal wieder jemand, der ein adäquates Tempo läuft! Der Zweite bleibt 60m vor mir, obwohl ich beschleunige, um ranzulaufen. Nachdem das nix wird, ändere ich die Taktik: bis Km 15 den Abstand halten, dann schauen was geht. Die Beine sind auf den ersten 800m schwer wie Blei, werden dann aber warm und es geht insgesamt deutlich flüssiger als direkt nach dem Start.
Wie in all den Jahren hat der Veranstalter die gesamte Strecke gefegt (!), und die gröbsten Wurzeln mit weißer Kreide markiert. Auch das eine Eigenheit unter den Berliner Läufen. Die Strecke selbst ist auf den ersten 6 Km nahezu flach mit einigen kleinen Bodenwellen, die man aber durchaus merkt, wenn man voll drüberläuft. Ein schönes rythmisches Laufen, diverse Kurven, Wurzeln - klassischer Waldlauf halt. Nach Km 6 wird es dann etwas welliger, die richtigen kurzen giftigen Steigungen sind bei Km 7,5, und ab 8,5 bis ins Ziel.
Bei Km 5 hat der Zweite immer noch seine 50m Vorsprung, bei 5,5 bin ich dran, an der ersten echten Welle bei Km 6 bin ich 30m vor ihm. Die Wellenschaukel an dieser Stelle ist so richtig was für die Beine.
Danach kommt dann erstmal ein längerer flacher Teil und mein "Schatten" kommt wieder etwas näher.
Km 7,5 hält dann den ersten "Sortierer" bereit, einen ca. 40m langen fast senkrechten Stich, der einem gleich mal den Zahn zieht. Auf der anderen Seite dann genau steil wieder runter und bei Km 8,5 ein zweigeteilter Anstieg mit nem ordentlichen Bergabstück, das direkt in den letzten Stich bei Km 9 mündet. Zum Ziel gehts dann leicht bergab.
Nach der ersten Runde zeigt die Uhr 38:25 min, für die Strecke und meine Form (und nach wie vor 72 Kg) überraschend flott, hätte ich nicht gedacht. Also auf in Runde 2!
Das Ärgernis es Tages sind - wie könnte es anders sein - die Nordic Walker. Diese sind gestartet, kurz bevor ich in die zweite Runde ging und blockieren jetzt in 3er bis 4er-Reihe den Weg. Ein freundliches "Bitte links vorbeilassen!" hilft gar nix, also durch da. Eine der alten Zippe motzt mich an "Wir haben auch eine Daseinsberechtigung!" was mir die Antwort "Ja, aber nicht in 3er-Reihe!" entlockt. Glücklicherweise ist der Pulk nur ca. 250m lang, dann bin ich durch. Der Puls danach allerdings auf 180 und ich muss erstmal etwas rausnehmen. A propos Puls: ich renne die ganze Zeit mit 175 durch die Gegend. Eigentlich ist da mein 10Km-Rennpuls aber heute scheint es auch auf der doppelten Strecke zu gehen. Zumindest der hohe Puls, das mit dem Tempo ist ja so eine Sache im Moment...
Bei Km 11,5 stoppe ich mal den Verfolger ein, er hat dort rund 30 Sekunden Rückstand. Ok aber nicht beruhigend. Vorne ist eh nix zu sehen, aber den zweiten Platz hätte ich natürlich gerne - und eine Zeit unter 1:18 Std.! Ich bleibe auf dem Gas und schiebe den Gedanken an die Hügel am Ende beiseite. Ab Km 3 fange ich an, die 10 Km-Läufer einzusammeln, so dass ich mich eh auf andere Dinge konzentrieren muss (über die MP3-Träger an denen ich nicht vorbeikomme, weil die nix hören, schreibe ich besser nix, sonst wird's noch klagefähig wegen Beleidigung...).
Sobald man in der größeren Menge der anderen Läufer ist, braucht man sich nicht mehr umsehen, die Verfolger sieht man dann eh nicht mehr so eindeutig, also laufe ich einfach und genieße die frische und klare Luft im Wald.
Die Wellen am Ende der zweiten Runde sind dann wirklich eine leichte Bremse und ich verliere etwas Zeit, aber nach 1:17:25 Std. bleibt die Uhr stehen und ich bin als Zweiter im Ziel. Der Sieger ist fast genau 8 Min schneller (und trotzdem noch ne Minute langsamer als meine PB auf der Strecke
aber da war ich noch jung und knackig, jetzt bin ich eher Knacker...).
Die nächsten kommen dann im Minutentakt, mein Verfolger ist am Ende 2 Minuten hinter mir und hat noch einen Platz verloren. Bei der Siegerehrung gibts ne Urkunde, einen 20,- - Gutschein des größten Berliner Laufladens und die obligatorische Fresstüte (diesmal drin: Apfel, Banane, Orange, 2 Joghurts, Getränk, ein großes Graubrot und ein kleiner Kuchen). Danach zum Auto und nach Hause, um 12:00 bin ich wieder in der Wohnung. Keko würde das wohl Quick'n dirty nennen.
Fazit: feine Sache, schneller als 2003. Jetzt muss ich ja nur noch mit dem Training anfangen und etwas abnehmen, dann kann ich an die Zeiten von 2004 anknüpfen...
Schaun wa mal...