Am Sonntag war es wieder soweit, die Jungs und Mädels aus München stellten sich beim traditionellen Sprint-Tria des MRRC im Olympiapark der geballte Konkurrenz des In- und Auslandes. Also die, auf deren Triathlon-Klamotten Brauereien, Metzgereien und Wirtshäuser als Sponsoren erscheinen, deren Teamnamen "Die Oachanen", " Pasinger Gaudiburschen" oder ähnlich lauten und auf deren Trikots gerne auch mal "Powered by Lüngerl!" steht.
Das Wetter war wie gemacht um die Spreu vom Weizen zu trennen, der winkelige Radkurs eine trotzige Kampfansage an die Drückerfraktion aus dem flachen Norden. Zur sechsten Auflage der Veranstaltung fanden sich an die 1200 Teilnehmer ein, uninteressante Fakten sind auch
hier zu erfahren.
Ich selbst traf gegen halb neun am Wettkampfstart ein, zwängte mich in meinen Einteiler und war einmal mehr überrascht, wie es modernen Faserstoffen und Fertigungstechniken gelingt, schwammartige Körpermassen beisammenzuhalten. Das Hallo war ein großes, kennt man doch viele der Delinquenten von anderen Veranstaltungen und so verging die Zeit bis zu meinem Start um viertel nach elf doch recht zügig. Die Schwimmstrecke ist ein 425 Meter langer Zickzack-Kurs durch das Becken, in dem anno '72 Mark Spitz siebenmal Gold holte, so was spürt man. Nach der zweiten Bahn wollte ich die Lage wechseln, dachte aber kurz an Mark und beschloß weiter zu kraulen. Bei 300 Metern schoß es mir durch den Kopf, daß das Erbrechen ins Becken laut Wettkampf-Orga zur sofortigen Disqualifikation führen würde, also, erneut zusammengerissen und die letzten Meter legte ich mit vermeintlich beschlagener Schwimmbrille zurück. Nach Verlassen des Beckens stellte ich aber fest, daß es der Laktatnebel war der meine ohnehin mäßigen Sehfähigkeiten zusätzlich beeinträchtigte, was die Orientierung in T1 zum Vabanquespiel machte. Irgendwie erwischte ich trotz allem das richtige Rad und machte mich auf den 20 Kilometer langen Radkurs. Leider war nirgends ein nennenswertes Gefälle vorhanden, wo ich meine Körpermasse in Hangabtriebskraft umsetzen hätte können, Aeroposition schied auch aus, pleuelmäßig arbeitende Beine malträtierten mit den Knien meinen Ranzen. So kämpfte ich mich tapfer durch die Gischt, die mir von den Überholenden immer wieder ins Gesicht sprühte und erreichte nach gefühlten vier Stunden T2. Wie durch ein Wunder fand ich auch hier den Beutel mit meinen Laufschuhen und begann die abschließende 5KM-Runde unter meine Sohlen zu nehmen. Ich lief und lief und lief und lief, aber das Ziel wollte nicht näher kommen, zumindest nicht entscheidend. Geschafft hab ich es aber irgendwie doch, die Erinnerung daran ist ausgeblendet, ich höre aber wie heute noch die Stimme des Zielsprechers "Und hier mit der 923 kommt Kai Melder... blablabla....er arbeitet in einer Fahrradgeschäft...blablabla...er ist quasi ein Radspezialist...." , seitdem ist es gewiß, ich habe einen Doppelgänger.
Der Wettkampf hätte trotzdem noch gut enden können, mit einer zünftigen Brotzeit à la bavarese im Zielbreich. Aber Fehlanzeige, es gab Kuchen und spärlich belegte Brötchen mit Gummikäse und Industriesalami, angeboten von mißmutigen Helfern des MRRC. Aber vielleicht lag das ja daran, daß so mancher schon seit halb sieben mit Vorbereitungen zugange war, und das bei dem Wetter.
Trotz all der Qualen im Rennen, dem Scheißwetter und den fehlenden Weißwürschten im Ziel hat es wieder mal saumäßigen Spaß gemacht, vielen Dank an alle, die bei der Organisation und Durchführung beteiligt waren!
Achja, meinem Zeitmeßchip hab ich natürlich einem anderen untergejubelt, scheint irgendwie in Mode zu kommen, da hat man endlich mal vernünftige Zielzeiten.
Wenn jemand Lust hat nächstes Jahr hier zu starten, bei einem Wettkampf in dem die Hiesigen Leberkässemmeln und gegrilltes Wammerl als Wettkampfverpflegung mitführen und Weißbier in den Aerobottles schwappt, wo bairische Urkraft auf ausgezehrte 0%-Körperfettkrüppel prallt, der ist herzlich willkommen, Unterkunft in Untersendling inklusive.
Grüße aus dem Süden,
Kai