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Donnerstag, 24.04.2008 00:35 - 01:20 Uhr
Hunger und Wut
Warum die Welternährungskrise kein Zufall ist
Seit Tagen schallt es durch die Presse, mehren sich rund um den Erdball die Nachrichten über Krawalle, Proteste und Plünderungen von Hungernden, die nur noch Wut im Bauch haben. Gleichsam über Nacht scheinen die Lebensmittellager leer geräumt, die Felder geben nichts mehr her und von außen kommen auch keine Lebensmittel mehr ins Land. Was ist plötzlich passiert? Jahrelang haben 850 Millionen Menschen in der Welt still vor sich hin gehungert, sind leise gestorben und haben nicht die Weltordnung gestört. Was ist bei dieser Hungersnot auf einmal anders?
Zum Beispiel, dass sich die Ernährungskrise nicht mehr nur auf die Armen beschränkt, sondern bis in die Mittelschichten reicht. Und das sind Menschen, die politisch interessiert und teilweise sogar organisiert sind. Die jetzt nicht nur der Hunger auf die Straße treibt, sondern vor allem ohnmächtige Wut und Zukunftsangst.
Dabei ist das, was jetzt viele Länder der Erde erschüttert, kein plötzlicher Schicksalsschlag. Es ist das Ergebnis eines langen Entwicklungsprozesses, der nur auf das Wohlergehen der Industrienationen abzielt. Jahrelang sind zwar vollmundige Versprechen der reichen Länder gemacht worden, die Entwicklungshilfe wenigsten auf 0,7% des jeweiligen Bruttosozialproduktes anzuheben, geschehen aber ist nichts.
Im Gegenteil: Viele Länder haben ihre Leistungen sogar noch gekürzt. Gleichzeitig sind über die Welthandelsabkommen die Regeln so verändert worden, dass viele Produkte aus Entwicklungsländern so gut wie keine Chance auf dem Weltmarkt haben. Und so muss derzeit der Agrosprit als Sündenbock herhalten, ein problematisches Produkt, mit dem aber Entwicklungsländer gutes Geld verdienen können. "Teller oder Tank?" lauten die Schlagzeilen.
Doch diese Ursachenbehauptung greift viel zu kurz: Ein ganzes Bündel von Gründen lässt sich identifizieren: Missernten bedingt durch die Klimaveränderung, Bevölkerungswachstum, eine extrem gestiegene Fleischnachfrage, eine falsche Subventionspolitik und nicht zuletzt knallharte Rohstoffspekulanten, die auf steigende Lebensmittelpreise wetten.
Seit Jahren ist die Filmemacherin Petra Schulz vor allem in Entwicklungsländern unterwegs und berichtet in der 3sat-Reihe "Weite Welten" über die Ärmsten der Armen. Für das ZDF zeigt sie analysierende Beispiele aus Burkina-Faso, Ecuador, China und anderen Ländern. Interviews, u.a. mit Prof. Klaus Töpfer (ehemaliger Direktor des Umweltprogramms der UN), Marita Wiggerthale (Agrarexpertin der Hilfsorganisation Oxfam) und Erich Stather (Staatssekretär im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit) runden das Bild ab. Alle Experten kommen zu demselben Ergebnis: Die gegenwärtige Ernährungskrise ist alles andere als überraschend, sie hat sich seit Jahren aufgebaut und so abgezeichnet.
Hunger und Wut
Warum die Welternährungskrise kein Zufall ist
Regie: Petra Schulz
Redaktion: Volker Angres
Donnerstag, 24.04.2008 00:35 - 01:20 Uhr
VPS 25.04.2008 00:34
Länge: 45 min
Der Film ist nach der Sendung jederzeit in der ZDF Mediathek im Internet aufzurufen.
http://mediathek.zdf.de/