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 Betreff des Beitrags: Weihnachtsgeschichten
BeitragVerfasst: 12 Dez 2007 11:55 
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Das Crash Emu
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Da ja bald Weihnachten ist, dachte ich mir, es wäre nicht falsch, ab und an ein nettes Geschichtchen oder ein paar zum Nachdenken anregende Worte einzustreuen... fangen wir einmal an:

:)


Zitat:
Warum der Engel lachen musste
Verfasser unbekannt

Die bevorstehende Geburt des Christkinds bereitete den Engeln ziemliches Kopfzerbrechen. Sie mussten nämlich bei ihren Planungen sehr vorsichtig sein, damit die Menschen auf Erden nichts davon bemerkten. Denn schließlich sollte das Kind in aller Stille geboren werden und nicht einen Betrieb um sich haben, wie er in Nazareth auf dem Wochenmarkt herrschte.
Probleme gab es auch bei der Innenausstattung des Stalles von Bethlehem. An der Futterraufe lockerte sich ein Brett aber hat jemand schon einmal einen Engel mit Hammer und Nagel gesehen?! Das Stroh für das Krippenbett fühlte sich hart an, das Heu duftete nicht gut genug, und in der Stalllaterne fehlte das Öl.
Aber auch was die Tiere anbetraf, gab es allerhand zu bedenken. Genau an dem für den Engelschor auserwählten Platz hing ein Wespennest. Das musste ausquartiert werden. Denn wer weiß, ob Wespen einsichtig genug sind, um das Wunder der Heiligen Nacht zu begreifen? Die Fliegen, die sich Ochse und Esel zugesellt hatten, sollten dem göttlichen Kind nicht um das Näslein summen oder es gar im Schlafe stören. Nein, kein Tier durften die Engel vergessen, das etwa in der hochheiligen Nacht Unannehmlichkeiten bereiten könnte.
Unter dem Fußboden im Stall wohnte eine kleine Maus. Es war ein lustiges Mäuslein, das sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen ließ, höchstens, wenn die Katze hinter ihm her war. Aber dann flüchtete es schnell in sein Mäuseloch zurück. Im Herbst hatte die Maus fleißig Früchte und Körner gesammelt; jetzt schlief sie in ihrem gemütlichen Nest. Das ist gut, dachte der verantwortliche Engel, wer schläft, sündigt nicht, und bezog die Maus nicht weiter in seine Überlegungen ein.
Nach getaner Arbeit kehrten die Boten Gottes in den Himmel heim. Ein Engel blieb im Stall zurück; er sollte der Mutter Maria in ihrer schweren Stunde beistehen. Damit aber keiner merkten konnte, dass er ein Engel war, nahm er seine Flügel ab und legte sie sorgsam in eine Ecke des Stalles. Als die Mutter Maria das Kind gebar, war sie sehr dankbar für die Hilfe des Engels.
Denn kurz darauf kamen schon die Hirten, nachdem sie die frohe Botschaft gehört hatten, und der Hütehund und die Schafe. Obwohl die Männer sich bemühten, leise zu sein, und sozusagen auf Zehenspitzen gingen, klangen ihre Schritte doch hart und der Bretterboden knarrte. War es da ein Wunder, dass die Maus in ihrem Nest aufwachte? Sie lugte zum Mäuseloch hinaus und hörte die Stimme " Ein Kind ist uns geboren ...", konnte aber nichts sehen.
Neugierig verließ sie ihr schützendes Nest und schon war die Katze hinter ihr: Schnell wollte das Mäuslein in sein Mäuseloch zurück, aber ein Hirte hatte inzwischen seinen Fuß darauf gestellt. "Heilige Nacht hin oder her", sagte die Katze zu der entsetzten Maus, "jetzt krieg ich dich!"
Und damit ging die wilde Jagd los. Die Maus in ihrer Angst flitzte von einer Ecke in die andere, sauste zwischen den Beinen der Hirten hindurch, huschte unter die Krippe und die Katze immer hinterher: Zwischenzeitlich bellte der Hütehund und die Schafe blöckten ängstlich. Irgendwo gackerte aufgeregt eine Henne.
Die Hirten wussten nicht recht, was los war, denn eigentlich waren sie gekommen, um das Kind anzubeten. Aber sie konnten ja ihr eigenes Wort nicht mehr verstehen, und alles rannte durcheinander: Es ging zu wie in Nazareth auf dem Wochenmarkt.
Als die Engel im Himmel das sahen, ließen sie buchstäblich ihre Flügel hängen. Es ist tröstlich zu wissen, dass auch so unfehlbare Wesen wie Engel nicht an alles denken. Das Mäuslein indessen befand sich in Todesangst. Es glaubte seine letzte Sekunde schon gekommen, da flüchtete es in seiner Not unter die Engelsflügel. lm gleichen Moment fühlte es sich sachte hochgehoben und dem Zugriff der Katze entzogen. Das Mäuslein wusste nicht, wie ihm geschah. Es schwebte bis unters Dachgebälk, dort hielt es sich fest. Außerdem hatte es jetzt einen weiten Blick auf das ganze Geschehen im Stall.
Die Katze suchte noch ungläubig jeden Winkel ab, aber sonst hatte sich alles beruhigt. Der Hütehund, bewachte die ruhenden Schafe. Die Hirten knieten vor der Krippe und brachten dem Christkind Geschenke dar. Alles Licht und alle Wärme gingen von diesem Kinde aus. Das Christkind lächelte der Maus zu, als wollte es sagen, "Gell, wir wissen schon, wen die Katze hier herunten sucht". Sonst hatte niemand etwas von dem Vorkommnis bemerkt.
Außer dem Engel, der heimlich lachen musste, als er die Maus mit seinen Flügeln sah. Er kicherte und gluckste trotz der hochheiligen Stunde so sehr, dass sich der heilige Josef schon irritiert am Kopf kratzte.
Es sah aber auch zu komisch aus, wie die kleine Maus mit den großen Flügeln in die Höhe schwebte. Die erstaunte Maus hing also oben im Dachgebälk in Sicherheit.
Und ihre Nachkommen erzählen sich noch heute in der Heiligen Nacht diese Geschichte. Macht ihnen die Speicher und Türme auf, damit sie eine Heimat finden - die Fledermäuse - wie damals im Stall von Bethlehem.

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Und meine Seele spannte
weit ihre Flügel aus
flog über alle Lande
als flöge sie nach Haus...

Joseph von Eichendorff


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 Betreff des Beitrags: Re: Weihnachtsgeschichten
BeitragVerfasst: 12 Dez 2007 22:22 
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2-fach Eiermann Emu
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crazyviech hat geschrieben:
Da ja bald Weihnachten ist, dachte ich mir, es wäre nicht falsch, ab und an ein nettes Geschichtchen oder ein paar zum Nachdenken anregende Worte einzustreuen... fangen wir einmal an:

:)


Zitat:
Warum der Engel lachen musste
Verfasser unbekannt

Die bevorstehende Geburt des Christkinds bereitete den Engeln ziemliches Kopfzerbrechen. Sie mussten nämlich bei ihren Planungen sehr vorsichtig sein, damit die Menschen auf Erden nichts davon bemerkten. Denn schließlich sollte das Kind in aller Stille geboren werden und nicht einen Betrieb um sich haben, wie er in Nazareth auf dem Wochenmarkt herrschte.
Probleme gab es auch bei der Innenausstattung des Stalles von Bethlehem. An der Futterraufe lockerte sich ein Brett aber hat jemand schon einmal einen Engel mit Hammer und Nagel gesehen?! Das Stroh für das Krippenbett fühlte sich hart an, das Heu duftete nicht gut genug, und in der Stalllaterne fehlte das Öl.
Aber auch was die Tiere anbetraf, gab es allerhand zu bedenken. Genau an dem für den Engelschor auserwählten Platz hing ein Wespennest. Das musste ausquartiert werden. Denn wer weiß, ob Wespen einsichtig genug sind, um das Wunder der Heiligen Nacht zu begreifen? Die Fliegen, die sich Ochse und Esel zugesellt hatten, sollten dem göttlichen Kind nicht um das Näslein summen oder es gar im Schlafe stören. Nein, kein Tier durften die Engel vergessen, das etwa in der hochheiligen Nacht Unannehmlichkeiten bereiten könnte.
Unter dem Fußboden im Stall wohnte eine kleine Maus. Es war ein lustiges Mäuslein, das sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen ließ, höchstens, wenn die Katze hinter ihm her war. Aber dann flüchtete es schnell in sein Mäuseloch zurück. Im Herbst hatte die Maus fleißig Früchte und Körner gesammelt; jetzt schlief sie in ihrem gemütlichen Nest. Das ist gut, dachte der verantwortliche Engel, wer schläft, sündigt nicht, und bezog die Maus nicht weiter in seine Überlegungen ein.
Nach getaner Arbeit kehrten die Boten Gottes in den Himmel heim. Ein Engel blieb im Stall zurück; er sollte der Mutter Maria in ihrer schweren Stunde beistehen. Damit aber keiner merkten konnte, dass er ein Engel war, nahm er seine Flügel ab und legte sie sorgsam in eine Ecke des Stalles. Als die Mutter Maria das Kind gebar, war sie sehr dankbar für die Hilfe des Engels.
Denn kurz darauf kamen schon die Hirten, nachdem sie die frohe Botschaft gehört hatten, und der Hütehund und die Schafe. Obwohl die Männer sich bemühten, leise zu sein, und sozusagen auf Zehenspitzen gingen, klangen ihre Schritte doch hart und der Bretterboden knarrte. War es da ein Wunder, dass die Maus in ihrem Nest aufwachte? Sie lugte zum Mäuseloch hinaus und hörte die Stimme " Ein Kind ist uns geboren ...", konnte aber nichts sehen.
Neugierig verließ sie ihr schützendes Nest und schon war die Katze hinter ihr: Schnell wollte das Mäuslein in sein Mäuseloch zurück, aber ein Hirte hatte inzwischen seinen Fuß darauf gestellt. "Heilige Nacht hin oder her", sagte die Katze zu der entsetzten Maus, "jetzt krieg ich dich!"
Und damit ging die wilde Jagd los. Die Maus in ihrer Angst flitzte von einer Ecke in die andere, sauste zwischen den Beinen der Hirten hindurch, huschte unter die Krippe und die Katze immer hinterher: Zwischenzeitlich bellte der Hütehund und die Schafe blöckten ängstlich. Irgendwo gackerte aufgeregt eine Henne.
Die Hirten wussten nicht recht, was los war, denn eigentlich waren sie gekommen, um das Kind anzubeten. Aber sie konnten ja ihr eigenes Wort nicht mehr verstehen, und alles rannte durcheinander: Es ging zu wie in Nazareth auf dem Wochenmarkt.
Als die Engel im Himmel das sahen, ließen sie buchstäblich ihre Flügel hängen. Es ist tröstlich zu wissen, dass auch so unfehlbare Wesen wie Engel nicht an alles denken. Das Mäuslein indessen befand sich in Todesangst. Es glaubte seine letzte Sekunde schon gekommen, da flüchtete es in seiner Not unter die Engelsflügel. lm gleichen Moment fühlte es sich sachte hochgehoben und dem Zugriff der Katze entzogen. Das Mäuslein wusste nicht, wie ihm geschah. Es schwebte bis unters Dachgebälk, dort hielt es sich fest. Außerdem hatte es jetzt einen weiten Blick auf das ganze Geschehen im Stall.
Die Katze suchte noch ungläubig jeden Winkel ab, aber sonst hatte sich alles beruhigt. Der Hütehund, bewachte die ruhenden Schafe. Die Hirten knieten vor der Krippe und brachten dem Christkind Geschenke dar. Alles Licht und alle Wärme gingen von diesem Kinde aus. Das Christkind lächelte der Maus zu, als wollte es sagen, "Gell, wir wissen schon, wen die Katze hier herunten sucht". Sonst hatte niemand etwas von dem Vorkommnis bemerkt.
Außer dem Engel, der heimlich lachen musste, als er die Maus mit seinen Flügeln sah. Er kicherte und gluckste trotz der hochheiligen Stunde so sehr, dass sich der heilige Josef schon irritiert am Kopf kratzte.
Es sah aber auch zu komisch aus, wie die kleine Maus mit den großen Flügeln in die Höhe schwebte. Die erstaunte Maus hing also oben im Dachgebälk in Sicherheit.
Und ihre Nachkommen erzählen sich noch heute in der Heiligen Nacht diese Geschichte. Macht ihnen die Speicher und Türme auf, damit sie eine Heimat finden - die Fledermäuse - wie damals im Stall von Bethlehem.


Klasse Geschichte! Überlege gerade, ob ich die für meine Weihnachtsrundmail an (Geschäfts-)freunde verwenden kann? :lookaroun:

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BeitragVerfasst: 12 Dez 2007 23:52 
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Das Crash Emu
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ein mir unbekannter Verfasser hat geschrieben:
Ein kleiner Baumwollfaden


Es war einmal ein kleiner Baumwollfaden, der hatte Angst, dass es nicht ausreicht, so, wie er war: "Für ein Schiffstau bin ich viel zu schwach", sagte er sich, "und für einen Pullover zu kurz. An andere anzuknüpfen, habe ich viel zu viele Hemmungen. Für eine Stickerei eigne ich mich auch nicht, dazu bin ich zu blass und farblos. Ja, wenn ich aus Lurex wäre, dann könnte ich eine Stola verzieren oder ein Kleid. Aber so?! Es reicht nicht! Was kann ich schon? Niemand braucht mich. Niemand mag mich - und ich mich selbst am wenigsten."
So sprach der kleine Baumwollfaden, legte traurige Musik auf und fühlte sich ganz niederge-schlagen in seinem Selbstmitleid.

Währenddessen läuft draußen in der kalten Nacht ein Klümpchen Wachs in der beängstigenden Dunkelheit verzweifelt umher. "Für eine dicke Weihnachtskerze bin ich viel zu klein" jammert es "und wärmen kann ich kleines Ding alleine auch niemanden. Um Schmuck für eine tolle große Kerze zu sein, bin ich zu langweilig. Ach was soll ich denn nur tun, so alleine in der Dunkelheit?"

Da kommt das kleine Klümpchen Wachs am Häuschen des Baumwollfadens vorbei! Und da es so sehr fror und seine Angst so riesig war, klopfte es schüchten an die Türe.
Als es den niedergeschlagenen kleinen Baumwollfaden sah, kam ihm ein wundeschöner Gedanke. Eifrig sagte das Wachs: "Lass dich doch nicht so hängen, du Baumwollfaden. Ich hab' da so eine Idee: Wir beide tun uns zusammen. Für eine große Weihnachtskerze bist du zwar als Docht zu kurz und ich hab' dafür nicht genug Wachs, aber für ein Teelicht reicht es allemal. Es ist doch viel besser, ein kleines Licht anzuzünden, als immer nur über die Dunkelheit zu jammern!"

Ein kleines Lächeln huschte über das Gesicht des Baumwollfadens und er wurde plötzlich ganz glücklich. Er tat sich mit dem Klümpchen Wachs zusammen und sagte: "Nun hat mein Dasein doch einen Sinn."

Wer weiß, vielleicht gibt es in der Welt noch mehr kurze Baumwollfäden und kleine Wachsklümpchen, die sich zusammentun könnten, um der Welt zu leuchten?!



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BeitragVerfasst: 13 Dez 2007 10:51 
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Eiermann U5 Emu
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Rhoihesse hat es wohl kaum nötig, dass man ihn verteidigt, aber ihm wegen "seines" Weihnachtsgedichts von Loriot (bzw. Dickie Hoppenstedt) gleich an den Karren zu fahren, ist doch total überflüssig - und hoffentlich nur ein Missverständnis. Ich kann die Weihnachtsgeschichten und -erlebnisse der Familie Hoppenstedt nur jedem empfehlen; sie sind sehr realitätsnah. Es gibt übrigens auch eine nagelneue DVD-Sammlung ALLER Loriot-Sketche, kein schlechter Geschenktipp.

Hier noch ein anderes Adventsgedicht von Vicco von Bülow:

Weihnachtsgedicht a'la Loriot

Es blaut die Nacht, die Sternlein blinken
Schneeflöcklein leis' herniedersinken.
Auf Edeltännleins grünem Wipfel
häuft sich ein kleiner, weißer Zipfel.
Und dort, vom Fenster her, durchbricht
den tunklen Tann ein warmes Licht.

Im Forsthaus kniet bei Kerzenschimmer
die Försterin im Herrenzimmer.
In dieser wunderschönen Nacht
hat sie den Förster umgebracht.
Er war ihr bei des Heimes Pflege
seit langer Zeit schon sehr im Wege.
Drum kam sie mit sich überein:
Am Niklasabend muß es sein.

Und als das Rehlein ging zur Ruh'
das Häslein tat die Augen zu,
erlegte sie - direkt von vorn -
den Gatten über Kimm' und Korn.
Vom Knall geweckt rümpft nur der Hase
zwei, drei, viermal die Schnuppernase
und ruhet weiter süß im Dunkeln
derweil die Sterne traulich funkeln.

Und in der guten Stube drinnen,
da läuft des Försters Blut von hinnen.
Nun muß die Försterin sich eilen,
den Gatten sauber zu zerteilen.
Schnell hat sie ihn bis auf die Knochen
nach Waidmannssitte aufgebrochen.
Voll Sorgfalt legt sie Glied auf Glied,
was der Gemahl bisher vermied,
behält ein Teil Filet zurück
als festtägliches Bratenstück
und packt darauf - es geht auf vier -
die Reste in Geschenkpapier.

Da tönt's von fern wie Silberschellen,
im Dorfe hört man Hunde bellen.
Wer ist's, der in so später Nacht
im Schnee noch seine Runden macht?
Knecht Ruprecht kommt mit goldnem Schlitten
auf einem Hirsch herangeritten.
"He, gute Frau, habt Ihr noch Sachen,
die armen Menschen Freude machen?"

Des Försters Haus ist tief verschneit,
doch seine Frau ist schon bereit:
"Die sechs Pakete, heilger Mann,
's ist alles, was ich geben kann."

Die Silberschellen klingen leise,
Knecht Ruprecht macht sich auf die Reise.
Im Försterhaus die Kerze brennt,
ein Sternlein blinkt - es ist Advent!


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BeitragVerfasst: 14 Dez 2007 11:38 
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Das Crash Emu
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Ein weiterer unbekannter Verfasser hat geschrieben:
Der 13. Dezember - Auf dem Dachboden

Tina und Tom waren begeistert. Sie durften Opa Fritz helfen auf dem Dachboden nach dem Tannenbaumschmuck zu suchen. Er öffnete die Bodenluke und zog eine schmale Leiter hinunter. Als erstes kletterte Tom hinauf. Dann kam Tina, dicht gefolgt von Opa Fritz. "Oh, das ist aber kalt hier oben!" rief Tina. "Guckt mal, ich kann sehen, wie ich atme!" Tom zeigte auf einen alten Kleiderschrank neben dem Kaminzug. "Vielleicht finden wir dort etwas Warmes zum Anziehen!" "Nun, wir könnten ja mal nachsehen." schmunzelte Opa Fritz. Erst nach einer ganzen Weile hatte er den Schrank geöffnet, denn die Türen hatten sich verzogen und klemmten. Tina staunte über die vielen alten Kleider die darin hingen. Opa Fritz griff in den Schrank und zog einen blauen Wollpullover heraus. " Hier Tom, bestimmt ein altes Stück von deinem Vater, genau das Richtige für dich." Der Pullover reichte Tom fast bis zu den Füßen und die Ärmel musste er einige Male umkrempeln. Aber jetzt war ihm schön warm. Tina bekam eine braune Angora Jacke. Tom lachte: "Darin siehst du aus wie ein zerzotteltes Plüschtier!" "Dann will ich etwas anders anziehen!" schluchzte Tina und machte ihr Schmollgesicht. Opa Fritz stieß Tom an und blinzelte ihm verschwörerisch zu, was Tina natürlich nicht sehen konnte, denn sie hatte ja die Augen zu. Tom verstand. " Ich meine, äh, du siehst toll aus, wirklich! Eine schöne Jacke!" Tina öffnete ihre Augen wieder und endlich konnten sie nach dem Tannenbaumschmuck suchen. Es standen eine Menge Kartons auf dem Dachboden und leider waren nicht alle beschriftet. Also mussten sie viele von ihnen öffnen um nachzusehen, was sich da drinnen verbarg. Sie fanden alte Bücher und aussortiertes Geschirr. Tina war verzückt, als sie in einem der Kartons ihre alte Babywäsche entdeckte. "Guck mal, Tom. Ist die nicht süß! Die hat mir einmal gepasst!" rief sie und hielt sich eine winzig kleine Strampelhose vor den Bauch. Endlich nach einer ganzen Weile hatten sie gefunden, wonach sie suchten. Ein ganzer Karton voll mit glitzerndem Lametta, funkelnden Glaskugeln, kleinen Holzfiguren und gebastelten Strohsternen. In einem Bogen Seidenpapier eingeschlagen lag dort ein wunderschöner Engel aus Porzellan. "Wozu gibt es eigentlich diesen Engel?" fragte Tom. "Ja," erklärte Opa Fritz. "Das ist so eine alte Familientradition. Der gehört an die Tannenbaumspitze. Das war schon so, als eure Mutter ein Kind war und auch zu meiner Kinderzeit. Der Engel wacht über das Weihnachtsfest und beschützt die ganze Familie."

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BeitragVerfasst: 14 Dez 2007 12:21 
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Auch wenn es nur ein kleiner Moment war, der mich aus dem Alltag riß - es war ein Moment, ein war eine kleine Pause, ein Gefühl von Weihnachtsfrieden. Danke Moritz.

Anja

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06.05.2012 Caldera Blanca
12.10.2014 - München Marathon * 12.07.2015 - Challenge Roth * 27.09.2015 - Berlin Marathon *
25.09.2016 - Berlin Marathon * 27. - 30.11.2016 Lanzarote Running Challenge * 10.12.2016 Lanzarote Marathon * 09.07.2017 Challenge Roth


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BeitragVerfasst: 15 Dez 2007 10:20 
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Das Crash Emu
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Ein (wie sollte es auch anders sein) unbekannter Verfasser hat geschrieben:
Der riesengroße Schneemann

Kurz vor Weihnachten entdeckten Hans und Liese im Schaufenster des Spielzeugladens von Fräulein Holzapfel am Karolienenplatz eine bildhübsche Puppe mit echten Haaren und Schlafaugen und ein wunderschönes Segelschiff. Sie waren so begeistert davon, daß sie sofort nach Hause rannten und einen neuen Wunschzettel für das Christkind schrieben, mit dem Text: "Die Puppenküche und die Eisenbahn, die wir uns gewünscht haben, wollen wir nicht mehr haben. Wir wollen die Puppe und das Segelschiff aus dem Schaufenster von Fräulein Holzapfel!" Sie legten den Wunschzettel wie den ersten aufs Fenstersims und beschwerten ihn mit einem Stein, damit der Wind ihn nicht wegblasen konnte.
Am nächsten Tag fiel ihnen dann etwas Schreckliches ein. Möglicherweise verkaufte Fräulein Holzapfel die Puppe und das Segelschiff schon heute oder morgen an andere Leute, und wenn das Christkind zu ihr zum Einkaufen kam, waren nur noch andere Spielsachen zu haben?! - Zehn Minuten später standen sie heftig schnaufend vor Fräulein Holzapfel im Spielzeugladen. "Wir möchten Sie fragen, ob Sie nicht die Puppe und das Segelschiff für das Christkind zurücklegen wollen!" sagte Liese. "Wir haben die Sachen nämlich auf unseren Wunschzettel geschrieben!"
"Ach!" seufzte Fräulein Holzapfel. "Ich fürchte , das Christkind kommt in diesem Jahr überhaupt nicht zu mir zum Einkaufen! Es kauft ja so gut wie niemand etwas bei mir. Alle Leute gehen in die großen Kaufhäuser in der Stadt!"
Für Hans und Liese war das eine böse Überraschung. Mit langen Gesichtern verließen sie den Laden. "Man müßte halt dafür sorgen, daß das Christkind hierher kommt!" meinte Hans schließlich. Liese nickte. "Ja, aber wie?" Ihr fiel nichts ein. Auch Hans fiel nichts ein. So gingen sie niedergeschlagen nach Hause.
In der folgenden Nacht träumte dann Liese von einem riesengroßen Schneemann; der spazierte durch die Stadt, und alle Leute drehten sich nach ihm um. Da wußte Liese am nächsten Morgen, wie man dafür sorgen konnte, daß das Christkind zu Fräulein Holzapfel kam. Schon vormittags machte sie sich mit Hans daran, vor dem Spielzeugladen einen Schneemann zu bauen. Als der aber fertig dastand. war Liese nicht zufrieden mit ihm. Sie sagte: "Er ist viel zu klein, als daß das Christkind Lust kriegen könnte, ihn anzugucken! Er muß noch viel größer werden!"
Liese lieh sich deshalb von Fräulein Holzapfel einen Stuhl, damit sie an dem Schneemann höher hinaufreichte. Eine Viertelstunde später kamen dann zufällig drei Anstreicherlehrlinge mit einer Leiter vorbei. Als die hörten, um was es ging, halfen sie tüchtig mit. Da war der Schneemann schon bald vier Meter hoch. Doch in Lieses Augen war er immer noch zu klein. "Er muß noch größer werden!" sagte sie.
Mittlerweile hatten sich auch eine Schar Buben und einige Männer eingefunden und halfen mit, den großen Schneemann zu bauen. Einer von den Männern war mit dem Hauptmann der städtischen Feuerwehr befreundet; mit dem telefonierte er jetzt vom nächsten Telefonhäuschen aus. Da kam wenig später mit lautem "Tatü! Tatü!" ein großes rotes Feuerwehrauto angesaust. Die Feuerwehrmänner fuhren die lange, lange Leiter aus und halfen nun ebenfalls beim Bau des Schneemannes mit.
Da stand zwei Stunden später vor dem Schaufenster von Fräulein Holzapfel ein wunderschöner Schneemann; der war fast zehn Meter hoch. Er trug als Hut eine umgestülpte Waschbütte auf dem Kopf, als Augen hatte er zwei Briketts und als Nase hatte er eine große Zuckerrübe im Gesicht. Einen so riesengroßen, herrlichen Schneemann hatte man bis dahin noch nie in der Stadt gesehen. Im Nu war der Karolinenplatz schwarz vor lauter Menschen, die ihn sich anguckten.
Und jeden Tag kamen andere Leute und sahen sich den Schneemann an. Und weil sie nun schon einmal da waren, gingen viele in den Spielzeugladen von Fräulein Holzapfel hinein und kauften Weihnachtsgeschenke. Offensichtlich ließ sich auch das Christkind von dem riesengroßen Schneemann anlocken und kaufte bei Fräulein Holzapfel ein. Am Heiligen Abend war der Spielzeugladen jedenfalls restlos ausverkauft! Alle Regale waren leer!
Hans und Liese aber fanden an diesem Heiligen Abend unterm Weihnachtsbaum nicht nur die gewünschte Puppe und das Segelschiff, sondern auch die Puppenküche und die Eisenbahn, die sie auf den ersten Wunschzettel geschrieben hatten. Da waren sie ganz fassungslos; sie dachten sich: "So brav, daß wir das verdient hätten, sind wir ja nun wirklich nicht gewesen!"
Daß ihnen nicht das Christkind, sondern Fräulein Holzapfel die Puppe und das Segelschiff geschenkt hatte, aus Dankbarkeit für ihre Hilfe, haben Hans und Liese nie erfahren. Bis heute nicht.

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BeitragVerfasst: 15 Dez 2007 15:34 
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Ein Weihnachtsgruß
Dichter unbekannt

Der helle Glanz des Weihnachtssterns
erstrahle Euch im Herzen,
in Euren Seelen spiegle sich
das warme Licht der Kerzen.

Lasset uns beim Feiern in der Nacht, beim Singen und beim Schenken
an alle, die nicht feiern können, auch ein wenig denken.
Und dafür sorgen, daß auch sie zur Weihnacht Glück verspüren.
Lasset uns deshalb die Herzen öffnen, aber auch die Türen.

Den Reichtum sendet gerne aus,
die Armut holt herein,
dann wird die Weihnachtszeit für uns
erst wahrhaft fröhlich sein.

In herzlicher Verbundenheit
seid froh gegrüßt zur Weihnachtszeit.
Wir wollen eines uns nur schenken,
daß wir gerne aneinander denken.

Ein Wunsch noch: Baldiges Wiedersehen!
Erfüllt er sich, das wäre schön.

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BeitragVerfasst: 16 Dez 2007 02:34 
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Das Crash Emu
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Zitat:
Die Weihnachtsmaus
Verfasser unbekannt

Die Weihnachtsmaus ist sonderbar
(sogar für die Gelehrten),
Denn einmal nur im ganzen Jahr
Entdeckt man ihre Fährten.

Mit Fallen oder Rattengift
Kann man die Maus nicht fangen.
Sie ist, was diesen Punkt betrifft,
Noch nie ins Garn gegangen.

Das ganze Jahr macht diese Maus
Den Menschen keine Plage.
Doch plötzlich aus dem Loch heraus
Kriecht sie am Weihnachtstage.

Zum Beispiel war vom Festgebäck,
Das Mutter gut verborgen,
Mit einem mal das Beste weg
Am ersten Weihnachtsmorgen.

Da sagte jeder rundheraus:
Ich hab es nicht genommen!
Es war bestimmt die Weihnachtsmaus,
Die über Nacht gekommen!

Ein andres Mal verschwand sogar
Das Marzipan vom Peter,
Was seltsam und erstaunlich war,
Denn niemand fand es später.

Der Christian rief rundheraus:
Ich hab es nicht genommen!
Es war bestimmt die Weihnachtsmaus,
Die über Nacht gekommen!

Ein drittes Mal verschwand vom Baum,
An dem die Kugeln hingen,
Ein Weihnachtsmann aus Eierschaum
Nebst andren leckren Dingen.

Die Nelly sagte rundheraus:
Ich hab es nicht genommen!
Es war bestimmt die Weihnachtsmaus,
Die über Nacht gekommen!

Und Ernst und Hans und der Papa,
Die riefen: Welche Plage!
Die böse Maus ist wieder da,
Und just am Feiertage!

Nur Mutter sprach kein Klagewort.
Sie sagte unumwunden:
Sind erst die Süßigkeiten fort,
Ist auch die Maus verschwunden!

Und wirklich wahr: die Maus blieb weg,
Sobald der Baum geleert war, S
obald das letzte Festgebäck
Gegessen und verzehrt war.

Sagt jemand nun, bei ihm zu Haus-
Bei Fränzchen oder Lieschen-
Da gäb es keine Weihnachtsmaus,
Dann zweifle ich ein bisschen!

Doch sag ich nichts, was jemand kränkt!
Das könnte euch so passen!
Was man von Weihnachtsmäusen denkt,
Bleibt jedem überlassen!

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BeitragVerfasst: 16 Dez 2007 20:36 
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Kurz vor Weihnachten war es, da brach eine bittere Kälte ein. Die Witterungsperiode sollte länger anhalten, als es die Städter anfangs dachten. Sie bemerkten es zuerst am kalten Wind, der durch die U-Bahn-Schächte zog und den letzten Mief des Sommers von dort vertrieb. Eilig flog er durch die engen Gänge und machte, dass die Städter fröstelnd die Krägen ihrer Mäntel hochstellten. Der Wind war niemals bis hier unten gekommen und somit auch nicht der Winter. Klebrige Hitze herrschte ständig in den Katakomben, aus den Heizungen quoll stickige Luft. Die Einwohner der Stadt waren es nicht anders gewohnt. So wunderten sie sich über den eisigen Wind. "Sibirische Kälte", sagte Herr Schulze wohl wissend und nickte ihnen zu, als sie, wie bereits erzählt, ihre Krägen hochstellten. Herr Schulze erinnerte sich an früher, als er seine Tage noch nicht hier unten verbringen musste. Er hatte in einer Altbauwohnung, nahe der großen Parks gewohnt und dem Schneetreiben zugeschaut. Mit seiner Frau. Dann war er hier herunter gekommen, in die Katakomben, saß dort auf einer Decke und hielt seinen Hut den Vorübereilenden hin. Nur sein Hund Hans leistete ihm Gesellschaft. Zeit hatte er genug, der Herr Schulze. Viel mehr Zeit als all die anderen, die er nur vorbei rasen sah. Er sah die Zipfel ihrer Mäntel, das wehende lange Haar der Frauen, schnell tappende, eilig rennende schwarze Schuhe, die hohe Absätze hatten, wenn sie von Damen getragen wurden. Besonders in der Vorweihnachtszeit war es schlimm. "Die Leute genießen nicht mehr", sagte er zu Hans und fütterte ihn mit einer Bratwurst, die jemand fort geworfen hatte. Er beobachtete auch, dass niemand sich die Zeit nahm, die wunderbaren Lichter des Tannenbaums, der auf dem Marktplatz der Stadt aufgestellt worden war, zu betrachten. Hunderte von Lichtern waren das. Und sah man in sie hinein, war das wie eine kleine Reise. Eine Reise in seine eigene Welt der Wünsche. Das hatte Herr Schulze festgestellt, denn jeden Tag stand er vor dem Tannenbaum und schaute in die Lichter hinein. Und sie sangen keine Weihnachtslieder mehr. Herr Schulze hörte sie überhaupt nie singen. Oh Du fröhliche, das mochte er. Aber hier war ja niemand fröhlich. Nicht mal über die Bären, die im Schaufenster des Kaufhauses unermüdlich schufteten. Sie rannten nur, die Leute. Und hatten sie Appetit auf Bratäpfel oder Plätzchen oder Lebkuchen, weil ihre Großeltern davon erzählt hatten, dann gingen sie in die Supermärkte und kauften in Plastik gehülltes Gebäck, das künstliches Zimtaroma enthielt. Weihnachten, so wusste Herr Schulze, war vor allem das Hin- und Herschleppen riesiger Einkaufstüten.

Und nun hatte Frost Einzug gehalten. Man bemerkte es also zunächst am Wind in den Katakomben. Dann froren die kleinen Teiche zu und der Fluss, der sich mitten durch die Stadt schlängelte. Was der Winter aber dann mit den Leuten machte, das hätte selbst Herr Schulze nicht erraten: der Winter lähmte die Stadt. Er lähmte zuerst als die Dinge, die die Menschen dazu brachten, ständig zu rennen, zu schubsen und zu drängeln. Dann lähmte er sie selbst.

Der Winter machte, dass die Gleise der städtischen Verkehrsgesellschaft zufroren. Sie froren so, dass keine Bahn mehr fahren konnte. Und da auch die Autos der Städter nicht mehr ansprangen, war es unmöglich geworden, zur Arbeit zu gehen. Die Leute blieben zu Hause. Blieben zu Hause und ärgerten sich. Denn zu Hause war es langweilig. Nichts gab es zu tun. Und da sogar die Kaufhäuser geschlossen hatten, konnten sie nicht einmal zum Einkaufen gehen. Sie blieben daheim und wunderten sich, plötzlich die Muße zu haben, ihren Partner anzusehen. Und sie stellten fest, wie schön das war. Großes Glück hatten auch die Kinder, denn sie mussten weder zur Schule noch in den Kindergarten gehen. Und sie waren es auch, die in den Keller gingen und den alten, lang nicht mehr benutzten Schlitten hervorkramten. So bevölkerte sich langsam der Rodelberg der Stadt.

Irgendwann fielen die Heizungen aus, denn auch im Heizkraftwerk arbeitete niemand mehr. Kalt wurde es in den Wohnungen. Und die Kälte lähmte die Muskeln der Menschen, die sich fortan nur noch langsam bewegen konnten. Wie durch eine Zeitlupe betrachtet kam ihnen ihr Leben vor. Alles brauchte seine Minuten und seine Stunden und so wurden sich die Menschen der Zeit bewusst, die sie täglich mit diesem oder jenem verbrachten. Und da die Heizungen ausgefallen waren, rückten sie näher zusammen. Sie trafen sich bei denen, die einen Kamin oder einen Ofen hatten, schlürften Glühwein und heißen Tee und erinnerten sich an früher, als die Teddybären noch mit Stroh und wie die Weihnachtsgänse gefüllt waren.

Am Weihnachtsabend saßen Herr Schulze und Hans ganz allein und bibbernd auf ihrem Platz in den Katakomben. Sie froren jämmerlich und Herr Schulze wähnte sich dem Tode nah, als eine Familie vor ihm stehen blieb. "Möchten sie nicht mit zu uns kommen? Dort ist es warm." Sagte der Familienvater und das kleine Mädchen und der kleine Junge lächelten ihn an. Herr Schulze zögerte nicht lange und begleitete sie, Hans auf dem Arm.

So war das also in der Stadt, als die eisige Kälte einzog. Und so blieb es, bis der Wind in den Katakomben wärmer wurde und die Sträucher erste Knospen zeigten.

geschrieben von: AB im Dezember 2001 ©

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BeitragVerfasst: 18 Dez 2007 09:41 
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Das Rennsemmel-Emu
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Säugling in Stall gefunden - Polizei und Jugendamt ermitteln

Schreiner aus Nazareth und minderjährige Mutter vorläufig festgenommen

- BETHLEHEM, JUDÄA -

In den frühen Morgenstunden wurden die Behörden von einem besorgten Bürger alarmiert. Er hatte eine junge Familie entdeckt, die in einem Stall haust. Bei ihrer Ankunft fanden die Beamten des Sozialdienstes, die durch Polizeibeamte unterstützt wurden, einen Säugling, der von seiner erst 14-jährigen Mutter, einer gewissen Maria H. aus Nazareth, in Stoffstreifen gewickelt in eine Futterkrippe gelegt worden war.

Die Inobhutnahme des Kindes gelang dem Sozialdienst nur mit Hilfe der Polizei, denn ein Mann - der später als Joseph H., ebenfalls aus Nazareth , identifiziert werden konnte - versuchte, unterstützt von anwesenden Hirten und drei unidentifizierten Ausländern, dies zu unterbinden.



Neben Joseph H. und Maria H. wurden auch die drei Ausländer, die sich als "weise Männer" eines östlichen Landes bezeichneten, festgenommen.
Innenministerium und Zoll haben die Ermittlungen bezüglich der Herkunft der Männer aufgenommen. Anscheinend halten diese sich illegal im Land auf.
Ein Sprecher der Polizei teilte mit, dass die Männer keinerlei Ausweispapiere bei sich trugen, aber in Besitz von Gold, sowie einigen möglicherweise verbotenen Substanzen waren. Sie widersetzten sich der Festnahme und behaupteten, Gott habe ihnen aufgetragen, sofort nach Hause zu gehen und jeden Kontakt mit offiziellen Stellen zu vermeiden. Die mitgeführten Chemikalien wurden zur weiteren Untersuchung an das Landeskriminalamt geschickt.

Der Aufenthaltsort des Säuglings wird bis auf weiteres nicht bekannt gegeben. Eine schnelle Klärung des ganzen Falls scheint sehr zweifelhaft.
Auf Rückfragen teilte eine Mitarbeiterin des Sozialdienstes mit: "Der Vater ist mittleren Alters und die Mutter ist definitiv noch nicht volljährig. Wir prüfen gerade mit den Behörden in Nazareth, in welcher Beziehung die beiden zueinander stehen."

Maria befindet sich im Kreiskrankenhaus in Bethlehem zu medizinischen und psychiatrischen Untersuchungen. Sie kann mit einer Anklage wegen Gefährdung des Kindeswohls rechnen. Ihr geistiger Zustand wird näher
untersucht, da sie behauptet, sie wäre noch Jungfrau und der Säugling
stamme von Gott.

In einer offiziellen Mitteilung des Leiters der Psychiatrie steht: "Mir steht es nicht zu, den Leuten zu sagen, was sie glauben sollen, aber wenn dieser Glaube dazu führt, dass - wie in diesem Fall - ein Neugeborenes gefährdet wird, muss man diese Leute als gefährlich einstufen. Die Tatsache, dass Drogen, die vermutlich von den anwesenden Ausländern verteilt wurden, vor Ort waren, trägt nicht dazu bei, Vertrauen zu erwecken. Ich bin mir jedoch sicher, dass alle Beteiligten mit der nötigen Behandlung in ein paar Jahren wieder normale Mitglieder unserer Gesellschaft werden können."

Zu guter Letzt erreicht uns noch diese Info: Die anwesenden Hirten behaupteten steif und fest, dass ein großer Mann in einem weißen Nachthemd mit Flügeln auf dem Rücken ihnen befohlen hätte, den Stall aufzusuchen und das Neugeborene zu seinem Geburtstag hoch leben zu lassen. Dazu meinte ein Sprecher der Drogenfahndung: "Das ist so ziemlich die dümmste Ausrede eines vollgekifften Junkies, die ich je gehört habe."
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BeitragVerfasst: 20 Dez 2007 22:13 
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Das Crash Emu
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Ein (natürlich namenloser) netter Mensch hat geschrieben:
Das Weihnachtslicht

Eines Abends im Advent, es war irgendwann in den 90-iger Jahren, beschloß das Christkind Weihnachten wieder einmal auf der Erde zu verbringen.
Es war lange nicht mehr dort gewesen. Der Weg zur Erde war weit und beschwerlich und er wurde auch kaum mehr begangen, außer von ein paar Engeln. Diese mußten sich ab und zu da unten umsehen, denn sie schrieben die Chronik der Erde.
Nur einer machte sich Jahr für Jahr auf den Weg, das war der Weihnachtsmann. Viel Arbeit hatte er nicht mehr, denn es gab nur noch sehr wenig Kinder, die an ihn glaubten. Für diese Kinder machte er sich besondere Mühe, denn sie waren seine Hoffnung für den Frieden der Erde.
Das Christkind konnte den traurigen Erzählungen des Weihnachtsmannes kaum Glauben schenken, "er war halt doch schon ein recht alter Mann." Auch die Chronik, welche die Engel schrieben, erschien ihm nicht wahr. "Diese Engel übertreiben doch immer wieder, ich will mich selbst überzeugen!" So kam es, daß das Christkind am Morgen des Weihnachtstages auf der Erde landete. Es war entsetzt über all die Dinge, die es sich ansehen mußte: Leute im Geschenke-Kaufrausch - Weihnachtslieder plärren aus Lautsprechern - angespannte, gehetzte Gesichter - schlichtweg ein Durcheinander, das es früher nie gegeben hatte.
Beim Kommentar einer jungen Frau horchte das Christkind auf: "Dieses Weihnachtsgetue nervt mich, hoffentlich ist der Rummel bald vorbei!" "Das ist es wohl", dachte das Christkind. "Die Leute tun nur noch so, als ob Weihnachten wäre, das eigentliche Weihnachtsgefühl kennen sie längst nicht mehr." Auch abends in den Familien wurde es kaum besser. Schnell - schnell,
in die Kirche. Heute muß man da ja hin, ist doch Weihnachten - rasch nach haus, das Essen wird sonst kalt - der Teller ist noch nicht leer, schon quengeln die Kinder. Sie wollen ihre Geschenke, schließlich hat man sie lange genug neugierig gemacht. Gleich - ist es soweit - JETZT... Dem Christkind stehen die Tränen in den Augen. So traurig war es lange nicht gewesen. Es mußte etwas tun, um den Menschen wieder echte Freude zu schenken.
Da kam ihm eine Idee: Es hatte ja noch sein Weihnachtslicht einstecken! Mit dem tröstete es im Himmel kleine Engelchen, die von ihrer Wolke gefallen waren, oder spendete Trost für alle, die traurig waren. Wieso sollte diese Licht auf der Erde nicht auch seine Wirkung tun? Rasch griff das Christkind in seine Tasche und streute Weihnachtslicht in jedes Haus. Es vergaß kein einziges.
Auf einmal wurde es überall still. Den Menschen wurde warm ums Herz. Die Erwachsenen wollten sich zuerst gegen dieses Gefühl wehren, denn sie kannten es nicht oder hatten es vergessen. Die Kinder aber, sie nahmen es sofort an. Für sie war es das Schönste, was sie je erlebt hatten. Die Alten lächelten still. Ja, Weihnachten hatte seinen Zauber wieder, der im Laufe der Zeit verloren gegangen war. "So etwas darf nie mehr geschehen" dachte das Christkind und ließ vorsorglich eine ganze Menge Weihnachtslicht auf der Erde zurück, bevor es sich wieder auf den Heimweg machte. Dieses besondere Licht brennt seitdem in jeder Kerze und bringt Frieden und Zuneigung, aber auch Ruhe und Nachdenklichkeit in die Häuser und Herzen der Menschen.
"Ja ja", brummte der Weihnachtsmann wohlwollend, als er das Christkind bei seiner Heimkehr empfing. "Du hast den Menschen das schönste aller Geschenke gemacht - du hast ihnen die Freude gegeben." Damit wandte er sich um und ging zu seiner Weihnachtswerkstatt.

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Und meine Seele spannte
weit ihre Flügel aus
flog über alle Lande
als flöge sie nach Haus...

Joseph von Eichendorff


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BeitragVerfasst: 21 Dez 2007 10:13 
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Eiermann U3 Emu
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Was vom Nikolaus übrig blieb

Kalt war es. Der Nikolaus stapfte durch ein Waldstück, das tief verschneit war. Das verwunderte ihn sehr, den Nikolaus. "Ach", sagte er, "der Dezember ist auch nicht mehr das, was er mal war. Und überhaupt, die Welt ist nicht mehr so, wie sie einmal war." Jahraus jahrein hockte er in seiner Hütte am nördlichen Polarkreis, beobachtete die Menschen nur von Ferne und besuchte sie einmal im Jahr. Einsam war es dort oben geworden. Immer schwieriger stellte sich der Versuch dar, neues Personal zu finden. Da waren die Engel, die für den Frieden auf der Welt verantwortlich zeichneten. Sie beobachteten die Menschen und wo immer es arg wurde, waren sie zur Stelle, um zu helfen und zu schlichten. Dann gab es die Wichtel und die Trolle, die die Geschenke bastelten und Plätzchen backten. Das ganze Jahr über hatten sie zu tun. Eifrig sägten, hobelten, klebten, strickten sie, nur um den Kindern im Dezember eine Freude machen zu können. Auch Pflegepersonal gab es. Sie standen sehr früh am Morgen auf, fütterten die Rentiere, misteten deren Stall aus, trainierten sie für ihre schwere Aufgabe im Dezember. Und die Köche natürlich. Die Köche durfte man nicht vergessen. Denn die ermöglichten es erst, dass der Nikolaus so stattlich aussah. Ohne seine große Gestalt und seinen dicken Bauch war der Nikolaus ja nicht der Nikolaus. Niemand würde ihn erkennen. Deshalb gab es auch keinen Friseur dort oben am Polarkreis. Viel zu groß wäre die Versuchung für ihn, seinen Bart zu stutzen und die Haare zu schneiden. Denn praktisch war diese Frisur nicht gerade. Jeden Abend standen der Nikolaus und seine Frau im Badezimmer und kämmten stundenlang das weiße Haar, damit es nicht zu Rastalocken verfilzte.
So hatte der Nikolaus ein gutes Leben. Wenn da nicht die Sorgen wären, die von Jahr zu Jahr größer wurden. Das Personal wurde weniger. Immer mehr seiner Angestellten kündigten. Natürlich, er konnte nicht das Gehalt bieten, das andere boten. Die Unternehmensberatungen etwa, von denen er schon gehört hatte. Auch war das Leben in der Kälte und dem langen Winter nicht immer leicht. Vieles mussten sie entbehren. Und auch hatten sie nur sich. Viele Mitarbeiter waren in die Karibik gegangen, weil sie die Schnauze voll hatten von dem ewigen Frost, dem Schnee und dem Eis. Aber, dachte sich der Nikolaus, schließlich war die Aufgabe auch ehrenhaft und dankbar. Wer brachte den Menschen sonst so viel Freude wie er? Die Buchhalter etwa? Die Manager der großen Konzerne? Gut, ein Schornsteinfeger vielleicht, ein Clown, ein Bäcker. Das akzeptierte er. Aber doch fand er die Jobs, die er zu bieten hatte unvergleichlich. Es war aber nichts zu machen. Sie verließen ihn und neues Personal ließ sich nicht finden. Er hatte Anzeigen aufgegeben in der Süddeutschen Zeitung und im Internet. Aber die Resonanz darauf war mehr als spärlich. So hatte er dieses Jahr selbst mit Hand anlegen müssen. Und aufgrund der Unterbesetzung in der Küche hatte der Nikolaus bereits 10 kg abgenommen. So konnte es nicht weitergehen. Und auch an diesem 6. Dezember, an dem er durch den finsteren Wald stapfte, dachte er darüber nach. "Naja, wenigstens liegt Schnee", dachte er sich. Denn auch Schnee war in den letzten Jahren rar geworden. Frühlingshafte Temperaturen herrschten und die Leute waren noch glücklich darüber. "Diese Kälte war ja nie zum Aushalten!" hatten sie gesagt und sich über 15°C im Dezember gefreut. Der Nikolaus konnte es nicht verstehen. Denn Winter war doch etwas Feines.
Er marschierte also und sah in der Ferne die Lichter einer Ortschaft. Die Wälder, ja die Wälder waren auch keine mehr. Wohin man lauschte, überall war der Lärm von Straßen zu hören. Wohin man ging, man traf immer auf eine Autobahn oder auf ein Gewerbegebiet. Wie schön es doch dagegen im Nordpol war!
Und die Kinder erst! Er brachte ihnen Holzschlitten oder ein Paar Schlittschuhe. Dann zogen sie lange Gesichter. Freuten sich nicht. Und die Eltern schenkten ihnen die neueste Playstation dazu, damit sie ein schönes Weihnachtsfest hatten. Richtig nutzlos fühlte sich der Nikolaus mittlerweile. Er überlegte bereits, in Rente zu gehen.
Während seiner Grübeleien hörte der Nikolaus nicht die Schritte hinter ihm. Er ging und ging und wollte den Arbeitstag hinter sich bringen. Überrascht war er, als er merkte, wie ihn jemand von hinten anpackte und zu Boden riss. Dort lag er und konnte sich nicht wehren, denn er hatte ja abgenommen und besaß keine Pistole. "Sicherheitspersonal sollte ich einstellen", dachte er so bei sich.

Am nächsten Morgen, es war der 7. Dezember, sahen Kinder in einem nahe der Ortschaft gelegenen Bach ein rotes Gewand mit weißem Fell und einen Leinensack vorbei schwimmen. Mit einem Stock angelten sie nach dem Zeug. Sonderbar fanden sie es, denn solch eine Kleidung trug heutzutage niemand mehr. Den Sack jedoch, den öffneten sie und fanden einen Holzschlitten. "Ein Schlitten!" jubelten sie und liefen sogleich zu einem kleinen Hügel am Rande des Dorfes. Denn es lag zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder Schnee.

Der Nikolaus aber, der kam nie mehr am 6. Dezember. Auch seinen Mörder fand man nicht. Denn man vermisste ja niemanden. Es wurde jedoch Brauch, sich an diesem Tag mit einer roten Mütze auf dem Kopf am Rodelberg des Dorfes zu treffen, wo die Leute allesamt sehr viel Spaß miteinander hatten.

Geschrieben von AB, irgendwann

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BeitragVerfasst: 22 Dez 2007 11:09 
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Das Crash Emu
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Der Autor hat geschrieben:
Weihnachten im Maschinenhaus


Weihnachten, Neujahr, Dreikönige. Feste, Feste, Feste ohne Ende. Das war für die Kesselschmiede keine schöne Zeit, damals vor zwanzig Jahren, als ich noch Lehrling war. Zu den Feiertagen wurden die Fabriken stillgesetzt: am Heiligabend wurden die großen Dampfkessel, die sonst das ganze Jahr voll siedendem Wasser und gespanntem Dampf waren, abgeblasen. Damals hatte man noch keine Reservekessel, es mussten auch die Maschinen hergeben, was sie konnten. Aber von Weihnachten bis Dreikönige wurden sie gründlich geputzt und repariert. Da mussten die Metallarbeiter, die Maurer, überhaupt die Handwerker 'ran, vom Heiligabend bis Dreikönige. - Zuerst wurden die Kessel untersucht; wir krochen, die Lampe hocherhoben in einer Hand, die andre Hand mit einem nassen Lappen umwickelt, durch das erste Flammenrohr, dann hinein in die Feuerzüge, leuchteten alle Nähte und Nieten ab, die Knie hochgezogen, hockend rutschten wir in den kaum drei Viertelmeter "großen" Flammenrohren und Feuerzügen herum. Das war die erste Tour, die dauerte eine halbe Stunde, immerzu durch fußhohen, glühheißen Ruß und Flugasche, in 50 bis 60 Grad Wärme. Ruß fiel herunter von den Rundungen der Kesselplatten in den Nacken, in die Augen. Ruß atmete die Lunge, die Nase saß voll Ruß. Wenn man dann hinaus kroch in den Kesselraum, was war es ein Hochgenuss, konnte man sich mit einem Lappen Schweiß und Ruß aus dem Gesicht und Nacken fegen, dann einen Schluck Wasser trinken und vor das Tor gehen: Glockengeläute dröhnte von der Stadt her, Weihnachtsglocken, am Abend vor dem Feste, dem Heiligabend! Sie sangen über die Dächer der Stadt ihr Freudenlied. Einmal hielt ich's nicht aus: ich verließ Kesselraum und Gesellen und stieg die eiserne Leiter hinauf, kletterte aufs flache Dach des Heizraumes, stand hoch über den Gebäuden der Fabrik, und umsungen vom Geläute sah ich hinein in die Stadt, in die fernen Häuser, in deren Fenstern der Heilige Abend aus dem Kerzengeflimmer eines Christbaums funkelte. Sah Gestalten sich bewegen, Väter, Mütter, Söhne, Töchter, Kinder! Heiligabend! Heiligabend! Im ersten Lehrjahre meines jungen Lebens, setzte ich den Stolz des Lehrjungen gegen die Wehmut ein und fühlte nicht den Jammer, der sich vorbereitete. Aber schon im zweiten Jahr, da putzte ich mit meinem dick mit Ruß beschmierten Jackenärmel die rinnenden Tränen, da hatte ich schon Freunde, die zusammengekommen waren am Heiligabend. Was soll ich es verschweigen - im dritten Jahr hab' ich mir das Schweißtuch ins Maul gestopft, um nicht aufbrüllen zu müssen: Heiligabend und die Freundin, die Jugendfreundin, die Kinderliebe, Nachbarskind - es brachte uns das Essen in die Fabrik, auch sie wollte Heiligabend nicht mitfeiern, wenn ich unterm Kessel liegen sollte. Scheu und fremd, das liebe Gesicht in ein Kopftuch gehüllt, saß sie neben mir auf der Heizraumbank und wartete, bis ich mein Essen heruntergewürgt. - Nicht einmal eine Hand konnte ich ihr geben, die Gesellen hätten mich veräppelt die ganze Nacht. Und dann um Mitternacht, der Geselle hockte auf der Bank, ich muckelte schläfrig, und meine phantastische Seele lebte im Mysterium der heiligen Nacht: ich sah das Feld von Bethlehem, die Hirten, die Weissagung klang, ich sah im Heizraum, schwärzer als der Mohrenkönig, das ewige Licht, dachte mir aus: Wenn jetzt die Heilige Familie käme, hier in diesem Kesselhaus fände sie noch Licht, hier läuteten die Glocken unserer Hämmer: "Komm! Komm! Komm! Komm!" Und ich hätte das Heizraumtor aufgemacht, hätte - nein, ich hätte die weichesten Putzwollballen in den sauberen Maschinenraum geschleift, ein Lager bereitet, auf der Feldschmiede Kaffee gekocht, unsere Nachtbutterbrote auf einen sauberen Lappen gelegt, und ich sah den Glanz des ewigen Lichtes strahlen durch das Maschinenhaus. Ich sah den Gesellen, den halbbesoffenen, gebändigt und von heißer Glut ernüchtert, sah den Heizer kommen, voll Staunen, die schwarzen Kesselputzer, wie wir rußbestaubt, ein Dutzend schmieriger Gestalten, fernab der Stadt, einsam. Ach, wer sagt es, dass die anderen nicht auch den Heiland erwarten, sie waren doch auch alle des erbärmlichen Lebens satt und warteten auf den Erlöser. Einfältiger waren sie als die Hirten, denn sie glaubten noch den Reden der Herren, die ihnen goldene Berge versprachen, wenn sie selbst einmal - reich und mächtig - geworden. Sie glaubten dem Menschenwort, weil Gotteswort zu überirdisch klang. Was war das ein Gang zur Mette! Um drei Uhr Gesicht und Hände abgeseift, immer noch schwarze Ringe um die Augen, frisches Hemd, Kragen des Überziehers aufgeschlagen, den Ruß spürend in jeder Hautpore, aus dem glühheißen Kessel in die morgenkalte Kirche. Wie geschniegelt und gebügelt, wie eitel geckenhaft kamen uns dann die Herren vor, Modepuppen, selbstgefällig ihre glatten Scheitel tragend, wie schön die Frauen und Mädchen in ihren warmen Mänteln! Wir trugen den Ruß, den Schmutz nicht nur in unserer Haut, nein, bis in das, was man Seele nannte; wir fühlten in den Blicken der Neugierigen, die uns müde Gestalten musterten: ihr stört ja die Andacht und die Stimmung mit euren abgespannten Gesichtern! Das strahlende Licht vom glühenden Stern über dem Altar schmerzte in den rußzerbissenen Augen. Und die Orgel, die Orgeltöne! Sie rissen mir die Brust entzwei: Freut euch, Menschen, die ihr wart verloren! Wie gern wäre ich niedergekniet, aber, ich musste stehen bleiben, die Müdigkeit kam; hätte ich in einer Bank gesessen, längst wäre ich eingeschlafen. So hielt ich mich aufrecht, bis die erste stille Messe vorüber war und das Hochamt in der Mette begann. Dann schob ich mich mit unsäglich bedrückter Seele hinaus aus der Gemeinschaft der Christgläubigen, hinein in die kalte Nacht, zurück in die Fabrik. Die junge, fromme Seele suchte nach einem Trost, nach einer Stimme, die ihm verzieh, dass er nicht drei heilige Messen mit Andacht hören konnte. Und fand den Trost erst, als ich wieder im Kesselhaus angelangt war und - nun den hellen Schein im Maschinenhaus sah: sollte doch das heilige Paar? Nein! Aber die Heizer, Maschinisten und Kesselputzer saßen um die Feldschmiede, deren Flammen hoch loderten, und erzählten Geschichten von anderen Weihnachtsnächten. Der eine, ein alter Seemaschinist, von Weihnachten unter Schwarzen und Wilden unter tropischer Sternenpracht, der andere von der Wanderschaft, Weihnacht in Pennen und Herbergen, in Gefängnis und Arbeitshaus. Und alle dankten es ihrem Schicksal, dass sie nun in der Heimat waren und Geld, ein wenig mehr als an sonstigen Tagen, verdienen konnten. Bis der kleine Rasch von billigem Schnaps und krampfigem Vergessen erlosch und die Arbeit, das brüllende Müssen, uns wieder in den Kessel trieb. Der Hammer donnerte an den Nietköpfen, die Stemmer klinkten an den Nähten, der Schweiß rann durch die rußigen Gesichter. Georg Kriegesmann, der Nieter aus Bremen, sagte: "Lat se man feiern, Junge, lat se man! Der Weg des Arbeiters ist der vom Stall zum Kreuz, - du bist jung und voll Hoffnung. Wenn Jesus die Seele erlöst hat, wie sie so schön sagen, so erlösen wir Arbeiter den Leib aus den Klauen des Satans! Vom Stall zum Kreuz geht der Weg, mein Junge, dat is wohl immer so gewesen. Aber, wir Arbeiter schenken der ganzen Welt den Frieden!"

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Joseph von Eichendorff


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