Ulfila hat geschrieben:
Ich habe es schon gelesen und habe mit den Aussagen erst einmal kein Problem. Das Interessante ist ja, dass hier Philosphie und Neurowissenschaften zusammenkommen und so einige sehr unbequeme Annahmen jetzt auch noch eine empirisch Absicherung erhalten - möglicherweise.
Jedenfall ist das Gehirn sehr komplexes System, an dem es noch sehr viel zu entdecken gibt. Jedenfalls gibt es nicht nur diesen biologischen Imperativ, sondern noch viele andere Möglichkeiten und Denkmuster.
Z.B. versucht das menschliche Gehirn eigentlich immer, den (allen) Dingen einen Sinn zu geben. Für Dinge, die wir uns in der Vergangenheit (und z.T. auch heute) nicht rational erklären konnten, haben wir halt andere Erklärungsmuster zurechtgelegt (Gott, Religion, Erlösung etc.).
Die letzte Ausfahrt zur Rettung religiöser Ansichten liegt für mich eigentlich nur darin, dass man behaupten kann: OK, der Mensch hat sich selbst Religionen, Götter, Weltbilder etc. geschaffen und imaginiert. Aber das muss nicht zwangsläufig bedeuten, dass es keinen Gott, höheren Sinn oder was auch immer gibt. Man müsste sich halt von der Ansicht einer Offenbarung dieses Gottes verabschieden und mit einem deus absconditus leben können.
Damit kann man sich dann bis zu seinem Tod trösten. Und wenn man dann eines Tages tot aufwacht (oder eben auch nicht), ist ja dann auch Wurscht.
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Es scheint diese Diskussion ist wieder ein wenig versunken, ich wollte hierzu trotzdem kurz noch was sagen.
Inwiefern Neurowissenschaften empirische Absicherungen fuer unagenehme Ideen sein mag halte ich nicht fuer gegeben.
Du erwaehnst es ja schon zum Teil selber, da gibt es noch VIEL zu erkunden. Und das ist nicht nur im Gehirn der Fall, das Unwissen ueber den Koerper den die Medizin hat ist geradezu erschreckend (nimm ein Biologiebuch fuer einen fortgeschrittenen Biokurs, schau in die zweite Haelfte des Buchs und Du koenntest hoechst wahrscheinlich eine Dissertation zu dem Thema schreiben, weil wir einfach keine Ahnung davon haben). Das selbe mag in abgeschwaechter Form auch fuer die Geraete die diese Messungen machen gelten.
Mir ist klar, dass man fuer eine Diskussion einen gewissen Ausgangspunkt braucht, ich halte es aber fuer gefaehrlich die gerade neusten wissenschaftlichen Ergebnisse als das unterstuetzende Argument zu verwenden.
Abschliessend muss ich sagen, dass ich mit Deinen Ideen zum Thema Religion groesstenteils uebereinstimme (in essence: war halt die am besten passende Erklaerung der Zeit), es aber fuer zu frueh halte aus Gruenden aktueller wissenschaftlicher Erkentisse grosse finale Schluesse zu ziehen.
Ich schreibe hier nur als simpler Wissenschaftler und Ingenieur, den Philosophie interessiert aber das Thema als solches noch nicht tiefer erlernt/erforscht hat. Also, bitte nicht zu boese werden.
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Ich habe mit nachvollziehbaren und gut begründbaren Positionen überhaupt kein Problem. Das ist ja das schöne an Wissenschaft: Es geht um Erkenntnisgewinn, d.h., man muss auch in der Lage sein, Ansichten revidieren zu können. Eine finalen Schluss gibt es für mich deshalb auch nicht.
Was mir an den Thesen überhaupt so gefällt, ist, dass sie sehr anregend sind und bestimmte Denkmuster in Frage stellen. Wissenschaft ist in einem gewissen Sinn ein perpetuum mobile, das die Gesellschaft insgesamt auf Trab hält (siehe Religionsvertreter, Ethikkommisionen, Konsumenten etc.).