Angesichts des SAT1-Videos, schreibe ich das doch mal auf...
Km 0,4: aus ner Parkplatzeinfahrt kommt ein Auto, Fahrer schaut mich groß an und fährt weiter, an der direkt dahinter liegenden Ampel stehe ich neben ihm und frage, was das sollte. Antwort "Du hast mich doch gesehen, kannst doch bremsen!" Aha. Naja, die Sonne scheint, ich hab gute Laune, Idioten gibts immer, also was solls.
Km 1,2: auf dem Radweg kommen mir Fußgänger entgegen, schauen mich groß an und das auch noch, als ich dann direkt vor ihnen zum Stehen komme. Meine Frage "Und nun? Das ist ein RADWEG hier!" wird beantwortet mit "Der Bürgersteig ist doch breit genug, Sie können doch wohl um uns herum fahren!"

Nun gut, die Sonne scheint...
Km 7,6: ein Skater fährt Schlangenlinien und macht direkt vor mir einen satten Schlenker, den ich grade noch parieren kann (wohlgemerkt: ich fahre betont locker an dem Tag, Puls irgendwo im 110er Bereich, Tempo vielleicht 28 Km/h). Mein "Hey"-Ausruf wird mit "Pass doch auf oder fahr langsamer!" quittiert...
Km 20,2: Radweg, vor mir Radfahrer, ein Rechtsabbieger muss den abwarten, dahinter ich, der nächste Rechtsabbieger fährt einfach. Kontrollblick? Nix ist. Notbremsung verhindert umgefahren werden. Laune senkt sich langsam.
Km 22,8: auf einer gut zweispurig in jeder Fahrtrichtung breiten Straße ohne zu benutzenden Radweg werde ich von eine PKW so dicht überholt, dass ich den Luftzug des Außenspiegels an den Haaren auf meinem Arm spüre. Ich schalte instinktiv aufs große Blatt (ca. 4% Steigung) und gleich wieder runter, wollte ja ruhig fahren heute. Eindeutige Fingerbewegungen in seine Richtung sieht er im Rückspiegel, keine Reaktion. Getunter 5er BMW, typische Umland-Pocke am Steuer. Laune sinkt weiter.
Km 27,3: Radweg, aus einer Querstraße kommt ein PKW, vor mir zwei Radler. PKW hält und winkt uns freundlich zu.
Km 27,6: selber PKW fährt auf der Straße an mir vorbei und biegt ohne zu blinken und ohne zu gucken auf die Tankstelle vor mir ab. Notbremsung verhindert Kollision. Frage an den Fahrer ob er noch alle Steine auf der Schleuder hat ergibt "Ich hab nicht damit gerechnet, dass da ein Radweg ist!" Aha. Ist ja auch nur markiert... Laune langsam dunkelrot.
Km 28,4: Stau an der Ampel und da steht er... Dunkelgrauer 5er BMW, P-HH... Nun gut...

Auf die Straße, Anlauf genommen und weg ist der Spiegel auf der Fahrerseite. Wird sich bestimmt freuen, wenn er sieht, was ein beheizbarer Spiegel bei BMW kostet. Laune wird wieder besser.
Km 29,6: abknickende Vorfahrt, ich in der Kurve, rechts steht Opa und überlegt ob die Straße frei genug ist. Als ich fast vor seinem Auto bin, stellt er fest: sie ist jetzt frei! Und fährt... Notbremsung, daher keine Kollision.
Km 39,5 (irre nicht? 10 Km ohne Zwischenfall!): Landstraße, kein Radweg, mir kommt ein Auto entgegen. Dahinter noch einer, der ausschert und überholt. Ist noch Platz... Nee, das wird jetzt aber langsam eng. Was macht der??? Nicht nur, dass er Gas gibt, der Überholte auch - und der Überholende fährt auch noch Schlangenlinien!!! Runter von der Straße auf den Seitenstreifen und vorbei kommt das Geschoss - am Steuer ein alter Sack, der mit seiner Hornbrille kaum über das Lenkrad schauen kann. Mein einziger (und wirklich ehrlicher) Wunsch in diesem Moment: eine Knarre. Dem Sack einen Reifen zerschossen, zuschauen wie er sich überschlägt und ihm dann so lange die Fresse polieren, dass er danach ein paar Jahre als Attraktion im Zirkus auftreten kann... Laune jetzt im gefährlichen Bereich.
Km 45,4: wieder mal Fußgänger auf dem Radweg, wieder dieselbe Leier "Fahr halt langsamer, pass doch auf!" Mein geknurrtes "Weg da, sonst gibts aufs Maul und zwar ohne langes Fackeln!" wird mir erstauntem Gesicht aufgenommen.
Km 51,6: ich überhole eine Radfahrer, Rentner mit einem uralten Stahlross. Der muss natürlich dranbleiben, auch wenn der Herzinfarkt droht. Vor mir fährt ein Auto aus ner Parklücke ohne zu gucken (regt mich schon gar nicht mehr auf an diesem Tag...), ich in die Bremse, der Alte kachelt an mir vorbei, die Bremsen funktionieren anscheinend überhaupt nicht. Also den Typen erstmal richtig zusammengefaltet, danach hält er deutlichen Abstand.
Km 58,2: der Tag hat ein versöhnliches Ende. Ich fahre auf der Straße, schräg vor mir ein MTBler, groß, muskulös, auf dem Radweg, den man aber dort nicht benutzen muss. Aus einer Seitenstraße, die aufgrund der Bauweise mit Bordsteinkante wie eine Ausfahrt zu behandeln ist und mit rot markiertem Radweg kommt ein Kleintransporter, Kennzeichen OHV (Ihr wisst schon, Umlandpocke...), macht dem MTBler ein deutliches Zeichen, er solle warten und fährt einfach. Der macht ne Vollbremsung, dass die Reifen qualmen und kommt grade noch zum Stehen. Die Ampel 150m weiter ist rot, der MTBler fährt links am Transporter vorbei - ich auch, denn ich will wissen, was jetzt passiert - hält an, macht die Tür auf und schlägt einfach zu. Kein Wort, kein gar nix. Ich höre was knacken, ein gestöhntes "AUA", Tür wieder zu und weiter fährt er. Nicht schlecht, denke ich mir, rolle langsam vorbei und sehe den Fahrer - den Kopf im Nacken, damit die Blutung der Nase nicht alles vollsaut - nach einem Taschentuch suchen. Noch schnell ein wenig Beifall geklatscht und nach Hause.
Ja - so war das. 61 Km locker gerollt, Puls 120, Schnitt 26,4, strahlender Sonnenschein und die Erkenntnis, dass ich froh bin, Triathlet zu sein. Wenn ich mir vorstelle, ich wäre Radsportler und hätte in der Zeit seit Anfang des Jahres Minimum das doppelte Pensum auf dem Rad abgerissen - es hätte vermutlich schon was über mich in der Zeitung gestanden...
Die Quintessenz dieser (und nicht nur dieser) Tour: als Radfahrer bist Du (zumindest hier) der LETZTE Arsch. Wenn sich das nicht bald ändert, werde ich mir überlegen, was ich als Verteidigungsmittel auf meine Touren mitnehme. Ernsthaft.