Chief, Du hast eine ernsthafte Frage gestellt und ich möchte versuchen, Dir ernsthaft zu antworten.
Ich bin jetzt 46 Jahre alt. Ich führe ein Leben, daß ich wenn ich 25 Jahre zurückdenke, eigentlich nie führen wollte. Ich bin verheiratet, habe ein Reihenhaus in einer Spießer-Siedlung und stehe jeden Morgen auf um ins Büro zu fahren. Dort warten Kollegen auf mich, die intrigant, schleimig, begriffsstutzig und alles andere als kollegial sind. Mein direkter Vorgesetzter ist ein Blindgänger, mein Chef ist ein arrogantes Arschloch. Trotzdem reiße ich mir den Arsch auf, um unser EBIT in die Nähe von 15% zu bringen. Wenn ich erfolgreich bin, dann hängen sich 10 Unbeteiligte in meine Schleimspur. Wenn ich Scheiße baue, dann geiern 10 Mann darauf, mich endlich erledigen zu können. Das ganze wird mit 250 MB/woche Powerpoint und 200 MB/woch Excel dokumentiert. Wenn ich nach Hause komme, bringe ich den Müll raus, mache das Katzenklo sauber, mähe den Rasen und freue mich daran, daß meine Frau sich daran freut, daß das Haus so schön ordentlich ist. Wenn Du einen Prototyp für einen Vorstadt-Spiesser suchst, Du hast ihn gefunden.
Aber da ist noch was. Am 01.07.2007. Da ist Showdown, Rock´n Roll, Weihnachten, Ostern und Himmelfahrt an einem Tag. Da zählt´s. Da bin ich mit mit mir alleine. Ich habe einen Kampf nur mit mir selbst. Ich bin Held für einen Tag. Ich kann etwas leisten, zu dem außer mir nur ca. 1.800 Auserwählte in der Lage sind. An diesem Tag bin ich kein langweiliger Spießer, an diesem Tag bin ich Ironman. Geschissen darauf, daß Ironman als Marke gnadenlos kommerzialisiert wird und ein gewisser K.B. es sich im Arsch eines gewissen K.D. gemütlich gemacht hat. Das besondere Gefühl kann mir niemand nehmen. Wenn Du einen Ironman gefinisht hast, dann hast Du etwas ganz besonderes für Dich geleistet. Dieses Gefühl habe ich nur für mich. Ich teile es mit niemand, es ist meins. Ich weiss das ich es kann, ich weiss daß es etwas besonderes ist. Ich bin nicht besonders religös, aber das überqueren der Ziellinie ist ein Ritterschlag, die Aufnahme in eine Bruderschaft. Die letzten 300 m den Römer rauf, der Applaus, der Lärm, die Videowand, das Gefühl, es geschafft zu haben, dazuzugehören, dafür macht man es. Ob im 36er oder im 28er Schnitt ist so was von scheißegal.
|