meggele hat geschrieben:
Warum machst Du beim Laufen kein GA2? Willst Du den Marathon locker-flockig in GA1 durchcruisen? Und Galeerensklave heisst doch nicht etwa GA2?
Ich habe alle Intensitäten vom Laufen auf's Rad verlagert, weil ich sie dort besser vertrage (=schneller regeneriere).
Die schnellsten Laufkilometer der Woche habe ich am Ende einer 5-stündigen Koppeleinheit (3.5 Stunden Rad plus 1.5 Stunden Lauf). Dort laufe ich die letzten 30 min im unteren GA2, was ich recht hart finde. Immerhin sind beim Radteil der Einheit etwa 2 Stunden Wettkampftempo, aufgeteilt in 3-4 Intervalle, dabei.
Mal ein paar Zahlen: GA1 geht von mir beim Laufen bis Puls 154. Im Ironman laufe ich zwischen 150 und 153, zuletzt kam dabei eine Marathonzeit von knapp unter 3:20 Stunden heraus (4:43 min pro km). In der oben genannten Einheit gehe ich bis Puls 158 oder 160, je nach dem, was halt noch geht. Das Tempo beträgt dann ungefähr 4:20 min/km und der Puls ist klar im unteren Bereich von GA2.
Was diese Einheit für mich hart macht, ist die muskuläre Ausdauer, nicht die Puste oder der Puls. Herz und Kreislauf können noch schneller, aber die Beine sind muskulär müde und machen den Schritt immer schwerer. Dazu kommen Stoffwechselprobleme, auf deutsch: den Verbrauch an Energie nachzuführen wird immer schwieriger.
Um schneller zu werden, müsste ich also zunächst diese beiden Limiter (muskuläre Ausdauer und Stoffwechsel) verbessern. Das versuche ich auch mit speziellen Einheiten, die ich recht hart finde, obwohl sie nie auch nur in den oberen GA2-Bereich kommen. Ein zusätzliches Training im intensiveren Bereich schaffe ich nicht, dafür müsste ich schneller regenerieren, als es der Fall ist.
Man kann mir entgegenhalten, dass man mit schnellen Einheiten die anaerobe Schwelle anheben kann und damit auch alle anderen Schwellen, insbesondere diejenige, unterhalb derer man noch Fett verbrennt. Indirekt verbessert man also durch das Anheben der ANS auch die Fettverbrennung. Das scheint eben auch ein möglicher Weg zu sein. Ich habe mich aber für den anderen entschieden.
Zum Radfahren: Hier bin ich der Sklave meines SRM-Gerätes, das ich für die kommende Saison auf jeden Fall an jemanden verschenken werde, den ich nicht leiden kann. Pro Woche fahre ich zwei Mal: Einmal lauflastig koppeln, einmal radlastig koppeln wie folgt:
- 3.5 Stunden Rad mit 3-4 x 40 min GA2, danach 1.5 Stunden Lauf GA1, letzte 30 min GA2.
- 4.5 Stunden Rad mit 3-4 x 40 min GA2, danach 0.5 Stunden Lauf GA1.
Die Intensität der Intervalle lege ich so fest, dass ich das erste Intervall mit dem geplanten Wettkampfpuls (=150) oder nach Gefühl über 40 min fahre. Das sind dann normalerweise etwa 250 Watt. Für die verbleibenden Intervalle achte ich nun nicht mehr auf den Puls oder das Gefühl, sondern versuche die Wattzahl zu halten. Geschafft habe ich das aber erst ein einziges Mal, wenn man beide Augen zudrückt.
Der letzte Satz impliziert: Ich buckle da am Limit meiner muskulären Leistungsfähigkeit durch die Landschaft, und darum schrieb ich oben, das ich wie ein Galeerensklave schufte. Dennoch ist der Puls stets im mittleren GA2, gegen Ende auch mal im oberen. Mehr nicht.
Was die Einheit für mich hart macht, ist das Prinzip: "Die Suppe, die Du Dir eingebrockt hast, musst Du auch auslöffeln". Was ich im ersten Intervall vorlege, ist nachfolgend die unerbittliche Leistungsvorgabe für die weiteren Intervalle. Es steht mir frei, für das erste Intervall ein beliebiges Tempo zu wählen; ist es aber einmal gewählt, so ist es für alle Intervalle unverückbar festgelegt. So will es das grausame Gesetz dieser Einheit.
(Der Grund dafür ist jedem klar: Es entsteht ein erzieherischer Effekt für das Anfangstempo. Einen Ironman vergeigt man in 90% aller Fälle auf den ersten 80 Radkilometern und später erneut auf den ersten 15 Laufkilometern.)
Interessant für alle, die kein SRM besitzen, könnte die typische Veränderung von Puls und Leistung über die vier Intervalle sein (Dauer je 40 min, Tempo GA2):
Leistung / Puls
255 Watt / 153
245 Watt / 153
240 Watt / 151
230 Watt / 156
Hinweis: GA1 wäre bis 225 Watt, GA2 bis 270 Watt.
Die gefühlte Belastung steigt von Intervall zu Intervall. Das letzte ist beinhart. Der Puls steigt, die Leistung nimmt ab. Obwohl das letzte Intervall subjektiv wirklich hart gefahren wurde ist die Leistung nur noch im GA1/GA2-Übergangsbereich. Ohne SRM und nur mit Pulsmesser bekommt man das gar nicht mit. Die obigen Zahlen zeigen sehr deutlich die Auswirkungen eines zu hohen Anfangstempos und einer "verbesserungsfähigen" Kraftausdauer. Zwischen 255 Watt (Anfang) und 230 Watt (Ende) liegen Welten.
Die Aufgabe ist damit klar:
- Tempogestaltung ("Pacing") so weit verbessern, dass die Leistung konstant gehalten werden kann.
- Muskuläre Ausdauer verbessern.
Solange ich das nicht auf dem gewünschten Niveau hinbekomme, bleibe ich erstmal an dieser Baustelle. Erst danach werden eventuell schnelle Sachen an der ANS für mich interessant. Mal sehen, was dabei herauskommt, ich mache das auch zum ersten Mal auf diese Weise...
Grüße,
Klugschnacker