... so dann stelle ich meinen Bericht auch mal rein:
Mit gemischten Gefühlen trat ich am Samstag, 22. April 2006 die Reise nach Hamburg an. Einen Marathon ohne einen einzigen langen Lauf als Vorbereitung. Einen Marathon mit nur sechs Wochen Vorbereitungszeit nach sechs Wochen Laufpause. Einen Marathon mit 274 km Gesamt-
vorbereitung.
Kann das gut gehen? Welche Zeit soll ich den angehen? Die noch mit Meldung im Dezember 2005 avisierte Zielzeit von unter 3:30 h konnte ich wohl knicken. Bestzeit von 3:37 h verbessern? Unrealistisch. Im Bereich von 3:45 h laufen oder mit Würde einfach unter vier Stunden bleiben? Ich wusste bis zum Start immer noch nicht welche Strategie ich einschlagen sollte.
Nachdem es am Vortag noch kräftig regnete waren die Wetterverhältnisse am Sonntag einfach ideal zum Laufen. Eine Viertelstunde vor Start füllte sich mein Block E allmählich. Den 3:30 h – Pacemaker lies ich schön vorne stehen, den 3:45 h – Zugläufer hatte ich im Rücken. Damit schien mir meine Zielzeit vernünftig abgedeckt.
9.00 Uhr - der Startschuss fällt. Nach knapp 3 Minuten lief auch ich über die Ziellinie. Zum Kurs des Hamburg-Marathons muss man sagen dass dieser auf den ersten 10 km recht wellig ist, dann 30 km fast völlig flach (Ausnahme: km 25) und dann einen gefürchteten Schlussanstieg mit sich bringt (als Vorderpfälzer könnte man ihn auch als Berg bezeichnen). So, erst einmal locker einlaufen. Vor mir läuft der 3:30 h -Läufer. Geht meine Uhr falsch? Der Kerl müsste einen knappen 5er-Schnitt laufen und ist vor mir gestartet!?! Auf alle Fälle passierten wir mit erst nach 5:40 min die erste KM-Marke. Wahrscheinlich war das auch seinen Mitläufern zu langsam, denn nun sprengte sich die Gruppe und man konnte einen sprintenden Tempomacher sehen, der versuchte die 40 Sekunden Rückstand auf den nächsten 300 m wieder gut zu machen. Einen Vorteil hatte das Ganze: man konnte wieder freier laufen. So langsam fand ich meinen Rhythmus und dachte dieses Tempo kannst du für heute wohl einschlagen.
Den ersten 10er in 50:53 min. Alles im grünen Bereich, doch nun passierte der Kardinalsfehler: Da es ja so gut lief warum sollte man also nicht das Tempo etwas erhöhen. Vielleicht kann man ja doch Richtung 3:30 h laufen.
Den zweiten Zehner in 48:58 min, also einem Schnitt von 4:54 min/km. Deutlich zu schnell, denn von nun an verlor ich an Tempo. Als ich an km 26 vorbei lief, dachte ich mir, so weit bist Du seit Frankfurt im Oktober 2005 gar nicht mehr gelaufen. Von nun an ging es immer mehr bergab. Nein, nicht die Strecke ist gemeint, sondern meine körperliche Verfassung.
Den dritten 10er in 52:02 min, auf dem Papier gar nicht mal sooo schlecht. Doch genau am Verpflegungsstand von km 30 ging plötzlich gar nichts mehr. Also Boxenstopp: Banane, Gel, Energiedrink, Wasser – irgend etwas wird schon helfen. Nun aber schnell wieder anlaufen, Blick auf die Uhr: Oh, 6:58 min für km 31. Egal, weiter. Von nun an überholten mich Hunderte von Läufer-/innen. Ich kämpfte mich von km zu km. 32 – 33 – 34, bald kommt die nächste Verpflegungsstation, da darfst Du wieder anhalten. Ja, solche Deals macht man mit seinem inneren Schweinehund. Frisch gestärkt eierte ich mit neuem Mut los. 36 – 37 – 38, so bald hast Du die 30er Schilder geschafft, dann ist es ja auch nicht mehr weit.
Der vierten Zehner absolvierte ich nur noch in 58:17 min, als ich nach 3:30:10 h die Matte bei km 40 überquerte. Schade, da wünschte ich mir eigentlich schon gerne im Ziel sein zu sein. Was soll’s, laufen wir eben noch 2195 m. Kurz noch mal gerechnet was rauskommt. Also unter 3:45 h wird’s auf alle Fälle. Unter 3:40 h reicht es auf keinen Fall. Also irgend was dazwischen. Mit Right said Fred’s „Stand Up For The Champions“ überquerte ich schließlich in 3:42:46 h die Ziellinie vom Conergy Marathon Hamburg.
Die Medaille gab es gleich im Zielkanal und ähnlich wie in London gab es einen Verpflegungsbeutel, der einen Müsliriegel, einen Apfel, eine Banane, eine Flasche Wasser und eine Flasche Gatorade enthielt. So wollte der Veranstalter auch die letzten Teilnehmer in den Genuss der gleichen Zielverpflegung wie die etwas schnelleren Läufer kommen lassen. Keine schlechte Idee, die Umsetzung nicht ganz nach meinem Geschmack. Für 60 € Startgeld deutlich zu wenig (siehe Berlin oder Köln), dafür aber auch kein Gedränge wie in Frankfurt.
Bei der Kleiderbeutelausgabe dauerte es ziemlich lang, denn (zumindest in meinem Bereich) waren drei Helfer beschäftigt die Kleiderbeutel für die Startnummern 5001 – 6000 herauszugeben.
Alles in allem war Hamburg mal wieder eine Reise wert, zum Einen wegen der schönen Strecke und der teilweise sehr guten Stimmung am Wegesrand, vor allem aber dass ich mit meiner minimalen Vorbereitung doch relativ gut durchgekommen bin. (Für die Statistik: HM 1 in 1:46:03 h – HM 2 in 1:56:43 – der kleine Einbruch lässt sich also nicht leugnen J)
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