ChiTri 2016
Der Chiemsee-Triathlon in meiner Zweit-Wahlheimat übt auf unsere Familie seit seiner Entstehung 2012 eine magische Anziehungskraft aus. Meine Mitbewohnerin war schon dort am Start, musste aber auch schon auf Starts dort unfall- und/oder krankheitsbedingt verzichten. Legendär war sicherlich ihre Teilnahme auf der Olympischen im strömenden Regen 2014, was sie aber nicht davon abhielt, dieses Jahr mal wieder im erstmalig ausgetragenen Sprint am Samstag zu starten, bei dem sie völlig überraschend ihre Alterklasse gewinnen konnte. Wir waren bestens ausgestattet worden von unserem Freund und Fahrradexperten Luis von XC Bikes in Bernau. Die neuen Zoot-Anzüge kamen pünktlich am Freitagabend und so ging es mit den Looketen Samstag und Sonntag auf die nicht gerade einfache Radstrecke.
Die Vorbereitung Für mich sollte es der erste richtige Kurztriathlon-Start seit dem legendären Hagelrennen von Erding 2011 werden. 5 Jahre „Babypause“ und Dasein als „Mädchentrainer“ waren genug. Dazu kam die Motivation, von meinen Schwimmvereinskollegen zur „Vereinsmeisterschaft“ herausgefordert worden zu sein und natürlich die neue Lookete, die meine Bereitschaft zum Radtraining massiv erhöhte. Nach quasi 5 Jahren ohne zielgerichtetes Dahinsporteln habe ich im Januar wieder mit regelmäßigem Lauftraining bekommen. Dazu ein neues Arbeitsfahrrad mit Schutzblech, Nabendynamo und Nabenschaltung. Das Wintertraining – in einem Winter der kein richtiger war – ließ sich damit gut an. Zusammengekommen bis zum ChiTri sind so über 100 Schwimm-KM, 3800 Rad-Km und 550 Lauf-Km.
Das Rennen Hatte es Samstag für die Volkstriathleten noch weit über 25 Grad und Sonne, verwüstete ein Chiemgau übliches Gewitter am Samstagabend einen Teil der Wechselzone und es kühlte merklich ab. Die am Vorabend eingecheckte Lookete hatte alles schadlos überstanden und so stand ich relativ entspannt im um die Ärmel gekürzten - Neo in den fast 22 Grad warmen Fluten des Chiemsee. Pünktlich um 09.30 ertönte der Knall der Gebirgsjäger und ich begab mich in die Waschmaschine. Bis zur ersten Boje war überleben angesagt, dann die Rückbesinnung auf Tugenden wie Gleiten, Ziehen, Dreieratmung. Eigentlich hatte ich ein gutes Schwimmgefühl, die Schwimmzeit nach 1500m mit 26 Minuten brachte mich aber wieder auf den Boden der Realität. Der Wechsel lief so einigermaßen, der gekürzte Neo ging doch viel schneller runter und auch der Rest war OK, Wechselzeit von knapp über 2 min ist überraschend gut für mich. Die Wege von den Beuteln zum Rad und dann mit dem Rad raus aus der WZ waren echt kurz, das war entspannend. Dazu war es auch noch recht leer in der WZ, so dass ich beim Aufsteigen und losfahren keinerlei Probleme hatte. Strategie beim Radfahren war, auf meinen „Leistungsbegrenzer“ zu hören, den ich bei 320 Watt festgesetzt hatte. Seit der Transalp-Tour eine Woche zuvor wusste ich, dass ich um die 240 Watt eine Stunde gut treten konnte und so bin ich die ersten Kilometer auch genau in dem Bereich losgerollt, um auch Puls nach dem Schwimmen wieder zu beruhigen.
Es war recht frisch auf dem Rad (anfangs ca. 16 Grad) und ich rollte aus Chieming raus in Richtung Norden. Schon nach 2 km an einer Engstelle sah ich Carbonschrott im Graben liegen und zwei recht unzufrieden dreinschauende Athleten daneben stehen. Für mich eine Warnung zur richtigen Zeit, es beim ersten Rennen nach so langer Zeit nicht zu übertreiben. Ich blieb bei meiner 240 Watt Strategie und der Puls kam runter auf 150 – Durchatmen. Die ersten Wellen und kurzen Steigungen gingen problemlos durch und ich war permanent am Überholen und wurde selber nur 2-3-mal überholt, ein gutes Gefühl. Nach ca.5 km hatte ich meinen Vereinskameraden an einer Steigung eingeholt, hatte er es doch tatsächlich geschafft, vor mir aus dem Wasser zu kommen. Ich muss wirklich mehr an meinen Freiwasserqualitäten arbeiten. Das gleiche Problem wie früher, die guten Leistungen aus dem Becken kann ich im Freiwasser nicht umsetzen.
Es lief, die Beine waren frei, mir wurde warm und ich konnte es richtig rollen lassen. Die Wahl, die Lookete mit einem Aero-Auflieger auf den Rennradlenker zu versehen und den Tria-Sattel meiner Mitbewohnerin in das Sitzrohr zu stöpseln war genau richtig. An den Steigungen konnte ich gut aus dem Sattel gehen und Leistung abrufen und auf den teils langezogenen Abfahrten lief das Rad fiel besser als früher mein Cervelo. Angstfreie 71 Stundenkilometer bin ich in einem Rennen früher nie gefahren! Auf den 2. 20km bin ich dann sogar noch deutlich höher in Tretleistung gewesen, es ging immer wieder an und über die 300 Watt Marke. Leider fiel die letzten 10km der Leistungsmesser am linken Pedal aus, aber die Leistung aus dem rechten Pedal wurde weiter angezeigt, stetig um die 140-160 Watt, ich war mehr als glücklich darüber.
1h 9min brauchte ich für die 41,5 Km lange Strecke, auf der immerhin 300 Höhenmeter versteckt waren und ich kam entspannt in die T2 und wechselte recht zügig. Leider wurde die zweite Wechselzeit in die Laufzeit mit reingerechnet, eine Zeitmessmatte am Ausgang zur Laufstrecke hatte man sich gespart.
Der Lauf Ich war ganz euphorisiert, weil ich die Staffel mit meiner Tochter als Schwimmerin, Luis als Radler und meinem Besten Kumpel als Läufer 5 km vor der T2 auffahren konnte – 5 min war ich schneller geradelt. Aber gegen Tobi hatte ich dann keine Chance beim Laufen, 50m vor mir ging er auf die Laufstrecke und war weg....
Das Anlaufen war natürlich viel zu schnell und ich musste mich mit Gewalt bremsen. Nach 2km kam ein kleiner Anstieg und recht schlechter Untergrund. Ich war froh dass ich mit meinen Salomon-Trailrunnern unterwegs war, denn auch der Teil über ein Wiesenstück war recht schlüpfrig. Ich fand in meinen Rhythmus und die Pace pendelte sich so bei 4:40/min ein. Das war dann wirklich kein Vergleich zu früher, aber mit den wenigen Lauf-Km auch nicht anders zu erwarten. Auf der Radstrecke hatte ich mir schon ein Sponser-Gel reingedrückt, dazu noch ein Activator, gleich zu Beginn des Laufes dann noch ein Activator und ein weiteres Gel. Getrunken hatte ich vielleicht eine halbe Flasche und dann nur ein wenig Wasser an der Laufverpflegung. Ich hatte dieses Mal kein Völlegefühl, so wie letztes Jahr als Staffelradler in Roth und ich konnte in der 2.Runde sogar noch auf unter 4:40/min beschleunigen. Die Familie stand an der Weiche zum Zielbereich und auch einige Bekannte und Freunde konnte ich entdecken. Es lief. Am Ende der 2.Runde nahm ich meine Kinder an die Hand und wir sind gemeinsam ins Ziel gelaufen, Zielzeit 2:28:xx. Es war ein tolles Gefühl, ich bin heute noch vollkommen euphorisiert und freue mich, dass ich „Back on Track“ bin. Meinen Mädels hat es auch Riesenspass gemacht, meine Tochter ist fast 3 Minuten schneller geschwommen als ich und ihre Staffel hat souverän in den Top-10 gefinished. Ich freue mich jetzt auf die Sprints am Steinsee und in Grassau im Juli und werde mir noch überlegen, ob ich mir noch ein weiteres sportliches Ziel für die 2.Jahreshälfte suche.
_________________ Du kannst aus einem dicken Schwein kein Rennpferd machen, aber Du kannst versuchen, daraus das schnellste Schwein zu machen.
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