Sabine hatte dummerweise die Ausschreibung gelesen. Und so konnte ich nicht ohne die angekündigte Flasche Wein nach Hause kommen oder sie heimlich an ihr vorbeischleusen.
Eigentlich hatte ich im Sommer noch mit dem Marathon geliebäugelt, dann aber festgestellt, daß ich mit dem Training nicht so richtig in Fahrt komme. Also gedanklich schon mal auf Halbmarathon umgeschwenkt. Aber auch da liefen die Vorbereitungen nicht optimal. In der Woche vor dem Wettkampf dann noch im Büro viel um die Ohren, tagsüber kaum getrunken. Am Freitag nach dem Schwimmtraining kammen dann die ersten Krampfansätze. Abends dann noch Abendveranstaltung mit den Kollegen.
Samstag morgen mag auch die Verdauung nicht so richtig. Alkohol war keiner im Spiel und am Karpfen wird's auch nicht gelegen haben. Schieben wir es mal auf die Aufregung vor dem Lauf.
Die Parkplätze an der Startnummernausgabe sind begrenzt, aber ich finde noch einen Platz in akzeptabler Laufentfernung. Die Abholung der Unterlagen geht ohne Wartezeit, aber von hier aus sind es noch gute zwei Kilometer zum Start. Auf dem Weg und beim Warmlaufen merke ich, daß heute die Hüfte komplett dicht ist - alles irgendwie verkrampft. Das kann ja lustig werden!
Ich will langsam angehen, vielleicht werde ich ja noch warm und die Muskulatur doch noch etwas geschmeidiger. Also eher hinten einsortieren. Zumal es auf den ersten Kilometern nur konstant bergauf geht. Hinten heißt, daß wir dort den Startschuß gar nicht richtig mitbekommen und es eine halbe Minute dauert, bis ich überhaupt über die Startlinie bin. Und dann in einem Feld stecke, das sich mit knapp 8 min/km vorwärts bewegt. Nach 3 Kilometern ist oben, ich hinter dem Zeitplan und das Feld wieder etwas schneller unterwegs. Auf der jetztigen Waldautobahn ist das Läuferfeld endlich einigermaßen entzerrt und ich versuche, etwas Zeit wieder gutzumachen. Ohne irgendeinen Hinweis herrscht plötzlich Gegenverkehr auf dem Weg, denn die Marathonis, die eine Stunde vor uns gestartet sind, kommen uns entgegen. 100m später kommt mir das Hörnchen entgegen, doch die Reaktionszeit erlaubt nur noch ein kurzes "Hej!" Auf den nächsten Kilometern geht es schließlich bergab und ich lasse es rollen. Zumindest bis zur nächsten Rampe - flach ist hier irgendwie gar nix. Noch etwas auf und ab, dann gibt es bei Kilometer 10 eine Verpflegungsstation. Ich erwische warmes Iso - und speie mich fast. Das Zeug beschäftigt meinen Magen dann auch für den Rest des Laufes.
Irgendwie hatte ich den Kurs etwas weniger hügelig in Erinnerung und deswegen schlägt jede weitere Steigung vor allem mental voll ein. Eigentlich dachte ich, ich bräuchte jetzt nur noch heimlaufen. Bitter ist aber, daß ich bei km 14 die Gehpause bergab machen muß, weil sich sonst mein Magen des Isogetränks entledigt hätte. Und auf den letzten drei Kilometern ins Ziel, auf denen es nur noch bergab geht, meldet sich schließlich noch mein Knie und meint, es wäre jetzt genug. Also auch hier nochmal ein paar hundert Meter gewandert und und mich endgültig von den zwei Stunden verabschiedet.
Am Ende stehen 2:05 auf meiner Uhr, der Höhenmesser sagt 485Hm. Plan klar verfehlt, aber vielleicht hätte man vorher trainieren sollen und nur in körperlich guter Verfassung an den Start gehen sollen. Vorteil des langen Laufzeit: Ich muß nicht mehr so lange auf das Triahörnchen warten. Aufgrund ihrer Zeit bei km17 habe ich unterwegs mal grob überschlagen und bin auf 3:30 gekommen. Sie trifft die Abschätzung auch ziemlich genau, wir plaudern noch ein wenig, dann humple ich heimwärts - und bekomme unterwegs noch Krämpfe im Mittelfuß.
_________________ Wennst was machst, mach's gern. Machen mußt 'es eh! (Dem Fritz Engelhardt seine Mutter)
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