Mein erster Triathlon in diesem Jahr! Eine Kurzdistanz im Olympiapark mit Schwimmen im Olybad und radeln und laufen im Olypark. It's your Heimspiel, make it real. An so einen Spruch kann ich mich wage erinnern und er passt ganz gut zum gestrigen Wettkampf, bei dem ich fast Siegerin der Herzen geworden wäre.
Der Olypark liegt eigentlich fast vor unserer Haustüre oder wenigstens so nah, dass wir ihn zu Fuß ganz gut erreichen könnten. Im Winter und manchmal auch im Sommer laufe ich dort. Ich kenne jede Ente und jede Gans.
Im Olybad habe ich kraulen gelernt (mehr oder weniger, wie Ihr später erfahren werdet). Aber ich habe das Wasser dort nie besonders gemocht. Im Dantebad schwimme ich schneller. (So finde ich jetzt schon mal eine Ausrede für das, was später kommt).
Gestern Morgen war es warm, ein paar Wolken bedeckten den Himmel und meine Beine fühlten sich schwer an. Das ist vor jedem Wettkampf so und ich glaube, das kommt vom Kopf. Ich hatte diese Woche nicht wirklich viel trainiert. Denn aus dem Training heraus wollte ich nicht starten. Obwohl der Wettkampf auch eine mentale Vorbereitung aufs Kraichgau sein sollte. Ich wollte mich vorher erinnern, wie ein Triathlon sich anfühlt, wie es in der Wechselzone zugeht. Und nicht zuletzt wollte ich diesen Hype wieder spüren.
Ich hatte mir vorgenommen, die 400 m Schwimmen, 20 km Rad und 5 km Laufen in ca. 1:15 zu bewältigen. Bei der Wettkampfbesprechung haben wir erfahren, dass die Radstrecke ungefähr 350 m kürzer ist. Im Kopf kurz überschlagen bin ich drauf gekommen, dass ich dafür so eine Minute abziehen müsste. Also korrigierte ich mein Traumziel auf 1:14. Ich wusste, dass das möglich ist. Aber weil es immer heißt, man solle sich nicht zu viel vornehmen, hat mein Kopf mir gesagt: 1:20 ist doch auch OK.
Um 8:45 sollte der Start sein. Ein paar Dinge beunruhigten mich. A) Ich kann keinen Kopfsprung. B) Ich hatte mir Wechselzone 2 nicht angeschaut und fürchtete Orientierungslosigkeit. C) Es gab Verwirrung mit der Startnummer meines Süßen. Der Süße ist nämlich jemand, der sich Zahlen nicht gut merken kann. Und wenn man dann die Startnummer 669 erhält, ist das ein wenig unvorteilhaft.
Dazu kommt, dass auch unter den Helfern ein paar Verwirrte gewesen sein mussten. So kam es also, dass mein Süßer sein Rad bei der 699 deponierte, dann per Lautsprecher ausgerufen wurde, es an die richtige Stelle platzieren wollte, dort aber nur die Nummer 696 zu finden war.
Und nirgendwo war ein Ordner zu finden.
Er hat sein Rad dann aber doch dort gelassen und später einem Ordner Bescheid gesagt.
Ich hatte Startnummer 193 und startete ziemlich am Anfang. Wir mussten uns in eine lange Reihe aufstellen und starteten im 6-Sekunden-Abstand. Die ersten Schwimmer waren lustig anzusehen. Eine machten ansatzweise eine A....bombe, ein anderes Mädel tauchte ziemlich tief unter und bekam einen Riesenschreck, weil ihre Haare nass geworden waren. Noch herrschte Brustschwimmen vor, doch das sollte sich ändern - ich war ja noch nicht an der Reihe. Kennt Ihr den Schwimmstil der älteren Damen am Sonntagmorgen in der Schwimmhalle? Schön ja nicht die Dauerwelle beschädigen.
Solche gab es auch gestern. Aber, ich finde, gerade das macht ja auch einen Volkstriathlon aus. Nicht die Leute mit dem super Equipment sind die Helden, sondern die Brustschwimmer und Körbchenradfahrer, die auch finishen.
In unserer Reihe war eine gute Stimmung. Im Hintergrund hörte man Sambatrommeln. Ich hatte überhaupt keine Angst. Dann gings los. Ich machte ein Zwischending aus Bauchklatscher, A...bombe und landete im Wasser, ohne dass die Brille verrutschte. Nach ca. 30 m überholte das Mädel hinter mir, die mir vorher gesagt hatte, sie wolle Brustschwimmen und dass das ihr erster Triathlon wäre und ihr Rennrad sei nur geborgt. Ich zog stoisch meine Bahnen durch, schön gleichmäßig, ohne Luftprobleme und genau so, wie ich es seit Oktober gelernt hatte. Unterwegs überholten mich so um die 6 Schwimmer, was mir nichts ausmachte. Ein bisschen blöd war jedes Mal die Wende, weil man gleichzeitig die Bahn wechseln musste. So konnte ich mich nicht so gut abstoßen. Irgendwann - ich hatte vergessen, meine Stoppuhr zu betätigen - kam ich ans Ende, eine Helferin half mir aus dem Wasser, ich bedankte mich artig, merkte, dass ich wirklich überhaupt nicht aus der Puste war und rein gar nichts in den Beinen spürte, riss meine Badekappe und meine Schwimbrille vom Kopf, warf sie in meinen Wechselbeutel und rannte zum Rad.
Hier musste man durch einen Tunnel laufen, sozusagen in den Katakomben der Schwimmhalle, danach durfte man aufs Rad aufsteigen. Ein weiterer kleiner Nervenkitzel, da ich immer leichte Probleme mit meinen Klickpedalen hatte. Letzte Woche hatten wir vor unserer Haustür noch das lässige Aufsteigen geübt, weil ich bisher immer wie ein Mädchen auf ihr Citybike aufgestiegen war.
Wie ein Wunder klappte alles super, ich klickte erst links ein, hob dann wie ein Profi mein Bein rüber und schaffte es auf Anhieb, auch rechts einzuklicken.
Dann gings auf die Radstrecke. Vier Runden im Olypark, mit vielen Kurven und etwas engeren Stellen. Aber ich fuhr wie wild und merkte schnell beide Beine. An einigen Stellen schaffte ich 36 km/h, sehr selten war ich unter 30, meistens so zwischen 31 und 33 km/h, was für mich schon gut ist. Die Strecke war ziemlich eben, es war kein Wind zu spüren. Ich überholte einige, meistens Frauen oder Männer mit Mountainbike. Es machte wirklich einen Riesenspaß. Einmal habe ich einen dickeren, rothaarigen Typen überholt, dessen Startnummer nur noch an einem Faden baumelte. Das musste ich ihn dann noch drauf hinweisen. Ich finde, man sollte nicht nur stur seine Runden fahren, sondern auch seine Umgebung aufnehmen. Und so schaffte ich es, wirklich jedes Mal nett in die Kamera eines Fotografen zu grinsen. Die Ordner klatschten, riefen öfter: "Mädchen, super, Du bist schnell..". Das motivierte. Sehr schnell waren die vier Runden rum. Mit 35:irgendwas fuhr ich in die Wechselzone, warf mein Rad in die Hände einer Helferin, stürzte zu meinem Beutel und wechselte meine Schuhe. Hier hieß es: sorgfältig sein, zwei Knoten rein. Denn bei meinem 2. Triathlon war mein einer Schnürsenkel dauernd aufgegangen. Und darauf hatte ich nun wirklich keine Lust. In der Wechselzone traf ich das Mädel vom Start wieder. Sie war schneller geschwommen und ungefähr gleich Rad gefahren. Und das mit einem ausgeliehenen Rad!
Macht nichts. Ich war ja noch nicht gelaufen. Und was ich mittlerweile weiß: laufen kann ich! Sie war ca. 20 Sekunden vor mir aus der Wechselzone raus. Nach ein paar Metern zog ich aber locker an ihr vorbei. Sie rief noch hinter mir her: "Ach, du Sportskanone!" (Ich hatte ihr vorher erzählt, dass ich im Kraichgau starten werde). Locker, so war mein Laufen. Der Puls etwas hoch, die Beine aber ohne irgendwelche Wehwehchen. Ich lief mein Tempo, war erst allein auf der Strecke, traf dann auf einen Pulk und lief an allen vorbei. Ich hatte wirklich das Gefühl, viel schneller und flüssiger zu laufen als die anderen. Jawohl, ich lief auch an hochgewachsenen Männern vorbei, deren verwunderten Blick ich im Rücken spüren konnte. Bei den Sambatrommlern bin ich sogar noch etwas schneller geworden. Irgendwo auf der Laufstrecke sah ich dann auch den Dicken wieder, dessen Startnummer jetzt ganz abgegangen war. "Jetzt ist die Startnummer ganz ab!" Er rief noch hinter mir her, dass er sie in die Tasche gesteckt hat.
Übrigens: falls sich an dieser Stelle jemand wundert: es waren zwei Laufrunden, so dass man immer wieder auf die gleichen Leute traf.
Nach ca. 24 Minuten bin ich dann ins Ziel gelaufen. Da gabs Zitronentee und Bananen, den Kuchen wollte ich erstmal nicht. Unmittelbar nach dem Laufen kriege ich nichts runter. Dann durfte ich auf meinen Süßen warten. Ich hab derweil auf der Wiese rumgesessen, Musik gehört, Weißbier getrunken. Dann irgendwann auch wieder den Mann ohne Startnummer getroffen, der mir dann erzählt hat, dass er im letzten Jahr noch 140 kg gewogen hat, dann mit Laufen anfing und am 29. April in Hamburg seinen ersten Marathon gelaufen ist. Chapeau! Solche Leute machen Volkssportveranstaltungen aus!
Irgendwann kam dann mein Mann in die 2. Wechselzone. Etwas übel gelaunt. Und, na sowas, sein Wechselbeutel lag an der falschen Stelle!
Er ist dann aber losgerannt und kam nach 23 Minuten ins Ziel. Hatte natürlich keinen Spaß mehr, was mir auch ein bisschen die Freude genommen hat. Dabei war die Musik so schön. Meine Sportfreunde tönten aus den Lautsprechern, die Sonne schien und endlich hatte ich auch Kuchenhunger.
Wir saßen dann noch ein bisschen rum, haben die Sprinter abgewartet, die nach den "Langsamen" gestartet sind. Irgendwann wurde die Luft zu drückend und wir haben beschlossen, die Siegerehrung nicht abzuwarten. Wir wussten ja, dass wir keine Medaille kriegen.
Nun aber zu den Ergebnissen:
Gesamtzeit: 1:15:57
(eine Minute schneller hätte es sein können...)
Schwimmen:
11:09 (Platz 164 von 174)
Rad: 35:59 (Platz 67 von 174)
Laufen: 24:15 (Platz 28 von 174)
Platz AK3: 13, Platz Gesamt Frauen: 61.
Übrgens wäre ich letztes Jahr mit dieser Zeit plus 1 Minute wegen verkürzter Radstrecke 4. in meiner AK geworden. Kann das sein, dass das Niveau gestiegen ist?
So, nun könnt Ihr raten, wo meine Stärken liegen und wo meine Schwächen. Ich würde sagen, ab jetzt geht's 2-3 Mal in der Woche zum Schwimmen.
Mein Süßer sagt, ich wäre wunderschön geschwommen. Mein Stil sah wirklich gut aus. Nur leider wäre in meinen dünnen Ärmchen keinerlei Kraft.
Wie auch immer: mein Ziel habe ich erreicht, ich habe ein schönes rotes Finishershirt und freue mich schon aufs Kraichgau.
Was noch zu erwähnen wäre... Mein Süßer hat mir erzählt, dass in seiner Reihe vorm Start überhaupt kein Späßchen gemacht wurde. Er hat öfter mal in die Runde gefragt: "Sollen wir 'ne A....bombe machen?" Oder: "Warum haben wir uns nicht im Whirlpool eingeschwommen? Ist doch viel angenehmer." Die Jungs drumherum haben ihn nur blöd angeguckt. Auf der Radstrecke hat er beobachtet, wie jemand mit einem ganz alten Rennrad weggetreten wurde. Nur, weil er nicht ganz rechts gefahren ist. In seinem Rad war dann eine 8. Sowas kann ich nicht hören. Was sind das für Leute, denen sämtlicher Spaß verloren geht und die meinen, es gehe hier um ihr Leben. Sind die frustriert, weil es vielleicht für Roth nicht reicht? Wollen die auf einem Volkstria posen, weil sie auf einer OD abkacken würden mit ihren Zeitfahrmaschinen? Ich verstehe das nicht...
PS. Bilder folgen vielleicht...