Mein „Roth2006-Alternativprogramm“
Alles fing damit an, dass ein Freund mich letzten Herbst fragte ob ich nicht bei einem Radmarathon in den Dolomiten mit ihm starten wolle. Der Radmarathon lag genau auf dem Termin von Roth und ich war damals noch unentschlossen ob ich nicht lieber wieder beim Challenge mitmache. Der Weg zum Start beim Maratona dles Dolomites führt allerdings über eine Startplatzverlosung (ca. 15.000 Bewerber auf 5000 freie Plätze) und da ich noch nie irgendwas gewonnen hab gab ich meinem Freund grünes Licht zur Anmeldung.
Es kommt wie es kommen muß, wenn man eigentlich gar nicht will dann klappt’s meistens – wir wurden ausgelost.
Also hieß es vorbereiten auf 138 km und 7 Pässe mit 4200 m Höhe insgesamt
. Die gesamte Strecke ist dann übrigens komplett für den Autoverkehr gesperrt!
Am Samstag waren alle Straßen voller nervöser Radfahrer, ich glaub einige sind die Tour noch schnell am Vortag abgefahren. Das Wetter war grandios und wir konnten einfach nicht widerstehen schon mal eine kleine Schnuppertour zum Falzarego rauf zu machen. Die optimale Wettkampfvorbereitung ist es zwar nicht am Tag davor noch mal schnell 1000 Höhenmeter wegzubügeln aber wir waren ja zum Spaß da
und das hat unsere Vorwettkampfausflug wirklich gemacht.
Sonntag morgen gings dann los. Aufstehen um 4 Uhr 30 (wie schaff ich das immer wieder?) und die große Frage: „Was ziehe ich an?“
Draußen hat es 10 °C, am Start steht man erst mal eine Stunde fest und die ersten zwei Abfahrten sind im Schatten also saukalt. Gegen Mittag ist dann mit 30 ° zu rechnen.
Da ich meine Ärmlinge zuhause vergessen hab ist das Problem schnell gelöst, nehm ich eben nur die Windjacke.
Beim Frühstück dann lauter hypernervöse Radler, einer kam mir vom Frühstücksbüffet schon mit angezogenen Radhandschuhen entgegen
. Ich wollte ihn schon fragen warum er Helm und Radschuhe vergessen hat. Also manche sind echt gaga …
Dann raus zum Rad, nochmal aufpumpen, langsam runterrollen zum Start (war gar nicht soooo kalt) und warten. Die Kulisse wenn über den karstigen Felsen der Dolomiten die Sonne aufgeht ist einmalig.
Nach dem Startschuß haben wir uns dann mit dem Pulk langsam Richtung Startlinie vorgeschoben und beim überqueren konnte man auch gleich losrollen.
Sofort gings den Campolongo rauf immer im Riesenpulk was aber trotzdem relativ streßfrei ablief. Zu meiner großen Überraschung hat sich auf den Abfahrten das Feld total entzerrt, ich konnte da wirklich flott runterdüsen.
In Arraba fährt man dann beim ausrollen praktisch direkt in den nächsten Paß zum Pordoi hoch rein.
Der Blick oben am Pordoi ist atemberaubend. Was mich ein bißchen stört ist, dass ich mir beim hochfahren ein Gel reinpfeifen wollte und beim aufmachen das Zeug über Finger und Lenker gespritzt ist. Ich fühl mich als wenn ich in Klebstoff gegriffen hätte … eigentlich sollte es ja in den Magen aber so hab ich es wenigstens noch an mir
.
Die Abfahrt vom Pordoi ist wieder elendig kalt und unten angekommen geht’s sofort wieder rauf zum Sellajoch.
So geht’s auch die nächsten 3 Pässe weiter und irgendwann kommen 30 km wo es leicht abschüssig dahin geht und mal richtig gekurbelt wird.
Jetzt kommt der Giau mit 1000 Höhenmetern auf 10 km der Heartbreak Hill
. In den Giau fährst du unten so rein wie Du oben raus kommst: Permanent 10 % Steigung ohne irgendeine Flachpassage. Zudem ist der Giau auch landschaftlich nicht grad ein Genuß und die Sonne brennt auch grad voll rein. Beim hochkurbeln zum Giau „sterben“ dann auch wirklich viele Teilnehmer und fangen an zu schieben.
Nach knapp über einer Stunde hab ich das Ding weggetreten und biege am Gipfel in die Verpflegung ein. Schnell eine Schinken-Käse-Semmel einwerfen, Wasser auffüllen und runter geht’s wieder.
Jetzt stehen noch die letzten 700 Hm zum Falzarego rauf an und das war’s dann. Den Falzarego rauf spüre ich dann was der Giau mit meinen Beinen angestellt hat. So langsam werde ich platt.
Oben am Falzarego fahre ich durch das Tor der Bergankunft und schalte gedanklich schon auf „das wars!“
Ein schlimmer Fehler! Wir müssen nämlich nochmal 100 fiese Höhenmeter zum Valparola rauf überwinden. Da war ich wirklich kurz davor zu schieben
. Lächerliche 100 Höhenmeter – peinlich. Den anderen Teilnehmern geht’s allerdings ähnlich, die meisten schnaufen und wer noch Luft hat stößt einen grimmigen Fluch aus
.
Jetzt geht’s zackig den Berg runter und ab ins Ziel, ich habe einen gewaltigen Bierast
.
Nach 7:45 h komm ich im Ziel an. Eigentlich wollte ich unter 7:30 bleiben aber die Pinkelpausen und Verpflegungsstellen summieren sich halt doch ganz schön auf.
Fazit:
Eine superschöne Veranstaltung, klasse organisiert und gutes Preis-Leistungsverhältnis (55,00 Euro, dafür ist auch ein schönes Radtrikot enthalten). Komplett autofreie Strecken in einer traumhaften Berglandschaft bei Kaiserwetter.
Ich würde sofort wieder starten!
Maratona dles Dolomites