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Samstag Morgen 10 Uhr. Ich bin leicht verkatert, in der Hüfte zwickts, das Wetter ist eher bescheiden und die vermutlich schlimmste Radstrecke der Saison wartet. Warum habe ich nicht mit Modellbau oder Schlagzeugspielen angefangen?

Kurz vor Eppingen hat die Route aus dem Internet nichts mehr mit der Realität gemein. Mit Durchfragen schaffe ich es dennoch bis Zaberfeld.

Während ich meine Sachen in der Wechselzone aufbaue, überlege ich, was heute anders ist als sonst. Stimmt. Abgesehen davon, dass in den Startunterlagen neben den Startnummern, Schwimmhaube etc. keinerlei Informationen zu finden waren, etwa über Startzeiten oder Wettkampfbesprechung, wollte keiner meinen Helm sehen. Die Teilnehmer, die nicht wie ich von der falschen Seite in die Wechselzone marschiert sind, werden dagegen kontrolliert. Egal.

Im Internet stand was von 2 Startgruppen um 16.10h und 16.20h. Bei den Startern geht jedoch das Gerücht um, es gebe nun nur noch eine Gruppe um 16.25h, was dann auch per Durchsage bestätigt wird. Ich reihe mich bei den ganz wenigen Neoprenlosen ein und wir sprechen uns gegenseitig Mut zu. "Beim Schwimmen wird's dann bestimmt warm". Von wegen.

Los gehts. Da das Wasser so kalt ist, habe ich echte Probleme mit der Atmung. Also, schön Köpfchen aus dem Wasser halten. Ich lege eine grauenhafte Performance hin; auch die DLRG macht sich Sorgen und bleibt immer in meiner Nähe. Ist zwar nett gemeint, aber dadurch habe ich zusätzlich mit den Abgasen des Bootsmotors zu kämpfen. Nach unterirdischen 16:39 krieche ich aus dem Wasser und bin noch nicht mal letzter.

Beim Wechsel bricht mir der Bügel der Sonnenbrille ab. Gottseidank ist es bewölkt und die Insekten alle erfroren. Auf der Radstrecke geht es entweder bergauf, steil bergauf oder monströs abartig berauf. Seit dem ersten Anstieg klebt einer an meinem Hinterrad. Ich will ihn anschreien oder -spucken, habe aber nicht genug Luft dazu. Zwei-, dreimal als die Strecke eben ist, stelle ich ihn in den Wind, nützt aber nix. Ich löse das Problem schliesslich, indem ich langsamer fahre, weil meine Kräfte nachlassen und er mich überholt. Einige Teilnehmer überhole ich zwar auch, aber als mich später nach ihnen umdrehe, ist keiner mehr zu sehen. Vermutlich hat mir nur mein mit Sauerstoff unterversorgtes Gehirn einen Streich gespielt. Oder hat die Frau vor mir wirklich ein Einkaufskörbchen auf dem Gepäckträger? Zwischen Kilometer 6 und 7 zeigt die Uhr schon 20 Minuten. Das kann ja ein heiteres Ergebnis werden. Nach ca. 10 Kilometern ist die Quälerei endlich vorbei und es folgt eine schöne, schnelle Abfahrt mit vielen scharfen Kurven. Die Strecke ist gesperrt, so kann man schön Ideallinie fahren. Zwischendrin gehts noch mal kurz bergauf, das kann mich aber auch nicht mehr schocken. Bei der Anfahrt in die Wechselzone kommen blöderweise schon die viel früher gestarteten Teilnehmer entgegen und stolpern im Weg rum.

War ja nicht zu erwarten, dass die Laufstrecke eben ist. Gleich zu Beginn gehts gut bergauf. Obwohl ich so kleine Schritte mache, dass mein Stil einer Geisha zur Ehre gereichen würde, überhole ich schon bald den ersten Teilnehmer. Nach der ersten Wendemarke gehts konstant leicht bergab. Ich fliege. Lasse noch 3, 4 Leute stehen. Mein Gehirn hat schon längst abgeschaltet. Ist doch viel besser als Schlagzeug.

Ziel. PB. Naja, die Radstrecke war auch kürzer als in Lautern. Ich pack meinen Krempel zusammen und merke am Auto, dass ich meine Schwimmbrille habe liegen lassen. Also nochmal zurück. Unglaublich, was die Leute so vergessen, Neos, Laufschuhe, Rücklichter, massig Schwimmbrillen, nur meine ist nicht dabei. Naja, dann kann ich wenigstens noch auf die Ergebnisliste warten. Nach 2 Stunden ununterbrochener Siegerehrung gebe ichs auf. Von den Jedermanns abgesehen wird so ziemlich jeder Teilnehmer geehrt. Platz 8 W25 Teamwertung mit Windschatten (oder wars ohne) und blauen Trikots. M12 Einzelwertung. Die müssen inzwischen längst im Bett sein. Ich beschliesse weder auf meine Ehrung in der Einzelwertung Raucher mit skurrilen Stahlrahmen noch auf die Ergebnisliste des Jedermann zu warten und verirre mich statt dessen auf dem Rückweg mit dem Auto. Dabei tauche ich ein in eine längst vergessen geglaubte Welt. Eine Welt mit Bundeskegelbahnen, in der man sich abends im Gasthaus zum Ochsen trifft, derweil sich die Jugend im Discopub vergnügt. Die Strassen führen nach Brackenheim oder Kleebronn, aber weit und breit kein Autobahnschild. Selbst wenn noch jemand auf der Straße wäre, den man fragen könnte, bezweifelte ich dass die Existenz von Autobahnen oder Städten der Bevölkerung bekannt ist. Oh idyllisches Zabergäu. Bis zum nächsten Jahr dann.

Klasse Bericht. Schöner Humor!
Jaja, ich weiß, war alles ernst gemeint....

wirklich schöner bericht!

aber sooooooo schlimm ist die radstrecke doch nicht??

oder:

du weisst, was du zu trainieren hast......

grüsse von feder, die gerne berge fährt....

Mit deiner Figur würde ich auch gerne Berge fahren.