|
Ist zwar schon was her, aber egal....
"Zuerst Crosslauf 5,4 km Waldwege und Pfade, 1 Runde mit 155 Höhenmeter, dann Wechsel zum Bike-Cross 19,3 km Waldwege und Pfade mit 775 Höhenmeter." steht auf der Website. Klingt ja nicht sooo schlimm.
Auf dem Flyer, den ich später in die Hände bekam, sah es schon anders aus: "Der schwierigste Bergkurs der Region". Davon war im Internet nicht die Rede. Zu spät. Ich bin angemeldet.
Dass das nix wird, ist mir dann spätestens klar, als ich mein Otto Normalverbraucher Crossrad zwischen all den Mountainbikes der 2000 Euro aufwärts Klasse abstelle. Es wollen sich auch nur ganze 38 Leute die Quälerei antun. Neben der meisten fühle ich mich so durchtrainiert wie Rainer Callmund. Sieht der Typ im US-Postal Outfit nur so aus wie Lance, oder ist ers wirklich? Keine Chance mehr abzuhauen, das würde bei so wenigen Leuten auffallen.
Es geht los. Nach 200 Metern hat das Feld 100 Meter Vorsprung. Die sind alle wahnsinnig. Das halten die nie durch. Damit werde ich mich leider täuschen. Auf meinem mittlerweile recht einsamen Weg durch den Wald muss ich keine Erste Hilfe leisten. Gottseidank bleibt ein etwas älterer Mitstreiter während des Laufs in Sichtweite, sonst würde ich mich womöglich auch noch verlaufen.
Als ich nach 28 Minuten in der Wechselzone ankomme, ist diese erwartungsgemäß gähnend leer, nur der bereits erwähnte Konkurrent lässt sich in aller Ruhe von seiner Frau beim Umziehen helfen, was ich natürlich gnadenlos ausnutze und vor ihm losfahre. Bringt aber auch nix, nach einer Minute hat er mich eingefangen und verschwindet im Wald.
Die Steigungen sind teilweise so steil, dass es mir das Vorderrad hochreisst. Also raus aus dem Sattel. Jetzt rutscht das Hinterrad auf dem mit Laub bedeckten Weg durch. Wieder hinsetzen, kleinster Gang, und auf die Zähne beissen. Die Wege sind teilweise kaum als solche zu erkennen. Ich kann nicht mehr. Und das ist erst die erste von drei Runden. Der führende überrundet mich. Ich beschliesse, zum ersten Mal einen Wettkampf abzubrechen.
Aber überall wo es raufgeht, geht es auch wieder runter. Das macht zwar Laune, aber materialtechnisch bin ich hart an der Grenze. Wenn der Rahmen das aushält, fahre ich weiter. Er hält.
In der zweiten Runde überhole ich tatsächlich eine junge Frau. Was stimmt denn mit der nicht ? Sicher ein Defekt, was falsches gegessen oder Nachtschicht im Krankenhaus geschoben. Egal. Mit mir hatte auch keiner Mitleid. Dann fahr ich halt auch noch die dritte Runde.
Der Schlussanstieg auf die Burg Lahnstein, den ich als eine Art Landstrasse wähnte, entpuppt sich als ca 30 cm schmaler Trampelpfad. Ganz schön schwierig da hochzubalancieren, mit 8 km/h hat man nicht so die Spurtreue.
Geschafft. ich werde begeistert von einem jugendlichen Mitstreiter begrüßt: "Da ist ja noch einer! Ich habe gedacht ich wäre letzter!" Da kann ich ihn beruhigen, darauf bin ich schon abonniert. Meine Freude, dass ich nur wenige Minten nach ihm ins Ziel kam, relativiert sich etwas, als er mir erzählt, dass ihm 5 km vor dem Ziel die Kette gerissen ist. Tja, Junge, Material ist alles.
Als ich mich auf den Rückweg mache, kommt auch die junge Dame, die ich auf der zweiten Runde überholt habe, ins Ziel. Ich beschliesse, meinen vorletzten Platz nicht in Frage zu stellen. Falls sie das hier zufällig lesen sollte: Sollte Deine Schaltung im Eimer gewesen sein, ich will es nicht wissen. Das machen wir dann nächstes Jahr aus.
|
Anmelden
Zur Zeit kein geplantes Treffen
FAQ
Suche
