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Ich habe heute extra mal im Fernsehen zugeguckt und auf deinen Blutbeutel gewartet, der durch die Luft fliegen sollte.

Ich glaube Dir gerne, daß an der Strecke gute Stimmung war, heute war ja auch ein toller Sonnentag.

Aber ein Weltmeister Bettini, na ja, Haken dran

Die Leserkommentare sind auch nicht schlecht:
"Danke, der Artikel spricht mir aus der Seele und erklärt wenigstens teilweise, warum ich - eigentlich ein friedfertiger und gewaltabstinenter Mensch - immer so eine unwillkürliche Lust verspüre, ihm eine reinzuhauen, wenn er im Fernsehen haarscharf an der Wirklichkeit vorbeistolziert"

Dann mußt du komplett an allen Fahrern einen Haken machen. Zwischen Bettini und dem Feld lagen Sekunden. Man sieht keinen Unterschied, wenn sie an dir vorbeifliegen. Es ist unglaublich, wie die Kerle Runde für Runde Tempo machen und über die Berge gehen und nach 220km anfangen ernst zu machen.

Yo

Ach, und Recht hat er:

Die WM der Amateure
http://www.spiegel.de/sport/sonst/0,1518,508744,00.html

"Der Sieg von Paolo Bettini bei der Rad-Weltmeisterschaft war das verdiente Ende einer lächerlichen Veranstaltung"

Also ich war mehrere Tage an der Strecke und es war mit Sicherheit keine lächerlichen Veranstaltung. Die Strecke war sehr schwer, toll organisiert und gestern mit Volksfeststimmung. Dazu Sportler, die man eigentlich nur aus dem Fernseh kennt, direkt zum Anfassen (die Frauen habe ich zur Vermeidung geschlechtertypischen Auseinandersetzungen aber nicht angefasst).

Mein Eindruck: wenn Doping, dann alle. Sonst kommt man hier nicht über die Runden bei dem Tempo. Nun auf einen zu zeigen, ist völliger Blödsinn. Schumacher der Gute, Bettini der Böse, das ist ein schlechter Witz.

In letzter Konsequenz muß man den gesamten kommerziellen Hochleistungssport in Frage stellen bzw. abschaffen. Überall werden kaum vorstellbare Leistungen erbracht.

Und letztendlich ist es ein geschellschaftliches Problem bzw. ein Spiegel unserer Gesellschaft. Wir sind längst nicht mehr eine Leistungsgesellschaft sondern eine Erfolgsgesellschaft. Nur der Erfolg zählt, egal wie.

Amen

Glaub ich Dir, aber aus der Ferne musste man das so wahrnehmen. Bettini, Scharping, McQuaid, Frollein Eisenmännchen, Schumacher, Cancellara, Drohungen gegen Stuttgart, gesperrte Bundesgelder, haufenweise angedrohte Klagen, Ehrenerklärungen und einstweilige Verfügungen, das war schon eine große Peinlichkeit.


Gut erkannt. Bettini ist eben einfach vollkommen hohl, sonst hätte er eben diesen wirkungslosen Wisch unterschrieben. Gut, dass Sinkewitz ihn dann noch des Dopinghandels bezichtigt, naja, das werden wohl auch mehr als er tun, wenn sie ihren jungen, ausländischen Kollegen auf die Beine helfen wollen.

Im Sommer stand mal irgendwo: der Radsport muss aufpassen, dass er noch als Sport wahrgenommen wird und nicht als Zirkusveranstaltung wie Wrestling. Da gucken zwar auch Leute begeistert zu, aber es ist alles eine Showveranstaltung und keine sportlicher Wettkampf.


Auch Amen

Eben, das ist der Eindruck von Weitem. Und der Eindruck vom Radsport im Allgemeinen, der bei einer WM natürlich verstärkt auftritt, da mal alle wichtigen Protagonisten gleichzeitig an einem Ort sind.
Stuttgart hätte die WM 2 Tage vor Beginn zurückgeben müssen. Das hätte zwar Schadenersatzforderungen sowie, daß Keko mehr Omas und junge Frauen erschreckt hätte, bedeutet, aber das wäre ein deutliches Signal gewesen und einen Blamage für die ganze UCI-BDR-Doping-Mafia. Und es hätte 2007 keinem Weltmeister gegeben, denn eine Ersatzveranstaltung noch in diesem Jahr aus dem Hut zu zaubern, schafft niemend.

Ergo:
- Doping freigeben?
- Amateurstatus wieder einführen?

Wo ist da der Unterschied? Und: war es nicht schon immer so? Von der Steinzeit bis heute?

Hehe, yo.

Ach, und in meiner Aufzählung hatte ich noch vergessen: Zabel, Henn und Aldag, TMO verpflichtet Hincapie, interessiert sich für Zabel und erklärt die Vergangenheit der Fahrer für irrelevant, so lange sich nur aktuell brutalstmöglich dem Antidopingkampf verschrieben.

Du hast ja recht mit dem was Du sagst.

Gleichwohl wurde dem staunenden Publikum eine unfähige UCI und BDR Führung präsentiert, die offensichtlich nicht in der Lage sind, ihren Saustall aufzuräumen. Der Vergleich Wrestling zu Radsport passt ja ganz gut.

Davon abgesehen, halte ich den kommerziellen Hochleistungssport ohnehin für grenzwertig. Mit welchem Recht verdient ein Fußballer oder "Motorsportler" Millionen und ein Fechter kann froh sein, wenn er die Fahrtkosten zur WM erstattet bekommt?

Das ist eine Sache des Marktes, in dem jeder das Recht hat seine Talente meistbietend zu versteigern. Power-Posten ist halt ein Talent, daß nicht gefragt ist.
In Portugal gibts meines Wissens eine Profiliga für Rollhockey - hier ist das ein Idealistensport.

Zähl lieber die auf, die da nicht peinlich sind. geht schneller. Keko, die Streckenposten ...

Auch wenn der Vergleich mehr als hinken mag, aber genau mit dieser Einstellung wurden nach 1949 auch die Altnazis zum Aufbau des demokratischen Staatswesens wieder eingesetzt. Man braucht ja Leute mit Erfahrung.

Es ist längst ein Zirkus.

Meine Frau unterhält sich mit ein paar Franzosen. Drüben auf der anderen Seite gröllen ein paar Holländer rüber zu einer italienischen Fangruppe. Hinter mir brutzelen die Bratwürste auf einem riesigen Grill. Es riecht nach Bier, wahrscheinlich von den Belgiern. Der Hubschrauber kreist über uns. Gleich kommen die Radfahrer ("Papa, kommt der mit dem blutigen Bein auch wieder?") Die Motorradkolone rückt an, dann die Radfahrer. Hinter mir schreien ein paar "Schumi" "Schumi". Mir kommt es so vor, als sei ich der einzige, der sich auf die Fahrer konzentriert. Nach den Fahrern kommen ca. 120 Support- und sonstige Fahrzeuge durch. Die Masse der Fans bewegt sich wieder aufs sonnige Gras oder zum Bier/Wurststand. Ich sinniere, ob man nach 220km auch ohne Manipulation mit 50km/h eine 8%-Steigung fahren kann. "Papa, da war noch einer mit Blut überall. Stirbt der?" Die Italiener schreien jetzt rüber zu den Hollöndern. Bettini ist nun vor Boogaard. Ich glaube, man kann nicht so schnell den Berg hochfahren. Wir laufen weiter Richtuung Ziel. Immer mehr Leute, immer mehr Bier- und Wurststände. Immer dickere Bäuche. Die Musik wird immer lauter. Ich sehe den ZDF-Übertragungswagen samt Turm. Oben drauf ein mir bekanntes Gesicht. Die anderen sitzen gelangweilt rum oben auf dem Turm. Unten im Start-/Ziel laufen ein paar Boxenluder rum. Gleich kommen die Radfahrer schon wieder. Ich geb´s auf, bestell mir auch Bratwurst und Bier. Drüben am T-Mobile-Stand gibt´s schicke Handys. Ein Typ von Kika-Fernseh läuft rum ("Kim") und verteilt DVDs (MobileKids). Die Rennfahrer sausen schon wieder vorbei. Ich komme zu spät, scheiß Bratwurst. Wir gehen zur Messe rein. Am Eingang stehen 2 belgische U23-Fahrer mit einer Bierflasche (Stuttgarter Hofbräu). ...

Was´n Zirkus....