Bigfoot´s Racereport QCR Roth 2005
Vor dem Start
Der lange Tag begann zu einer Uhrzeit, zu welcher jeder normale und anständige Student an einem Samstag abend gerade heimkommt, aber niemals aufsteht um an Sport zu denken. Um 4.00 klingelte der Wecker und ich erhitzte mir erstmal ein koffeinhaltiges Heißgetränk bis über den Siedepunkt während ich mir ein ausgiebiges Frühstück bestehend aus mehreren dunklen Brötchen machte.
In aller Seelenruhe wurde gefuttert und die ersten Sachen verladen.
Um kurz vor 5 frühstückte auch die blaue Freche und verlud ihre Sachen und schwupps waren wir auf dem Weg nach Roth.
( kennt ihr dieses Gefühl, daß man IMMER denkt, man hätte was vergessen?)
Der morgendliche Stau auf der Bundesstraße kurz vor Heuberg verhinderte ein zu frühes Eintreffen in T1.
Jetzt hieß es sich beeilen.
Die letzten Vorbereitungen liefen wie im Film ab, viel Zeit zum Smalltalk mit anderen hatte ich nicht.
+Emma nochmal aufpumpen lassen
+umziehen
+Das Startnummernband von Crazy abholen
+Wertsachen an die Eltern geben
+Beutel checken und abgeben
+nochmal aufs Dixie
+auf die Uhr gucken
+"scheiße" brüllen
+ .... und ab zum Start sprinten
kaum war ich im Wasser und hatte mich auch nur annährend der Linie genähert zählt der Sprecher schon von 10 runter und ehe ich mich versah war ich mitten in einem Langdistanzrennen.
Schwimmen
Auf einmal fingen alle an wie wild mit den Armen zu rudern... Meine Güte, dann mache ich das halt auch.
Die ersten 300m waren ganz schönes Geprügel und ich konnte nicht wirklich schwimmen aber dann ging es eigentlich ganz gut. Nur kam ich in keinen Fluß, das was ich die letzten Wochen im Training immer beim Ein und Aus-Schwimmen probiert hatte, schön mit Gleitphase und gestrecktem Arm zu schwimmen und schön ruhig und sauber zu ziehen klappte überhaupt nicht. Der Puls schoß auf 155, soviel wie sonst nie beim Schwimmen und ich hatte trotzdem nicht das Gefühl schneller als sonst zu sein.
Naja, wenigstens wird mir so nicht kalt...
Geplant war einfach viel weniger als die letzten Jahre Brust zu schwimmen, denn das kostet sonst richtig Zeit.
Gesagt getan. An der ersten Wende merkte ich, wie der Neo im Nacken zu scheuern anfing, also hab ich kurz gestoppt ihn dort etwas geöffnet und hab fortan alle 2-300m ein paar tiefe Brustzüge gemacht um dort wieder Wasser einzuspülen. So blieben dann tiefere Scheuerstellen aus.
Ab km 2,5 ging dann die Quälerei los, die Arme wurden immer schwerer, aber ich kam noch vorwärts. Für die nächste LD trainiere ich mehr als nur einmal die Woche 45min schwimmen und vor allem mach ich dann nicht nur Rollwende und Delphin im Training.
Zwischendrin orientierte ich mich an den 200m Markierungen am Kanalufer, der Sonne, den Sternen, der Uhrzeit und dem Kot der Schnappschildkröten und konnte so einigermaßen auslesen, daß die Taktik mit dem wenig/kaum Brustschwimmen aufgehen würde. So wars dann auch und ich kam nach 1h15 aus dem Wasser.
ab, den Beutel gegriffen und ins Wechselzelt und nach Annette Auschau gehalten und siehe da: Sie war gerade mit einem Starter fertig, als hin und hallo gesagt.
Zusammen mit den Tips von Ute Mückel, dem gekürzten Neo und dem beherzten Zupacken von Annette war der Wechsel in so kurzer Zeit vorbei, daß ich eigentlich noch etwas länger mit ihr geplaudert hätte...
2min32
Später erzählte mir Annette, daß sie sich ernsthaft überlegt hatte durch eigenhändiges Eingreifen für eine neue Bigfoot-Anekdote aus T1 zu sorgen. Ich bin froh, daß sie es nicht tat
auf dem Weg zum Rad noch die Startnummer umgelegt und ne Banane innen Mundwinkel geschoben. Am Rad noch die Brille und den Helm auf und ab....
Radfahren
Schon die ersten Rad KM fühlten sich verdammt gut an. Das Wetter war da. Die Zuschauer waren da. Das Essen und Trinken schmeckte und ich hatte richtig Spaß an dem was ich gerade tat.
Code:
Es sind 180km bis zum Ziel, wir haben eine volle Flasche Iso, einen halben Riegel, es wird gerade erst hell und wir tragen Sonnenbrillen--> Hit it!!! ( Eisenmann )
Und die Emma lief. Unterwegs traf ich unheimlich viele Bekannte, was das Radfahren zusätzlich verkürzte. Hier und da mal ein kurzer Plausch und weiter kacheln. Und was soll ich sagen. ES LIEF!!!
Puls selten über 153, auch die Aeroposition konnte ich gut halten und der Tacho zeigte erfreuliche Werte. Warum also Tempo herausnehmen?
Dann das erstemal die Solarer Erdanhäufung. WOW. Ich wußte ja, daß dieses Jahr mehr Zuschauer da sein würden, nachdem ich den morgendlichen Stau mitbekommen hatte, aber das war mir seit 2002 noch nicht passiert. Irre und ich bin da schon ein paar mal hochgeheizt.
Kaum war ich oben mußte mir ein Franzose 2min lang ausführlichst erläutern, was er gerade erlebt hatte.Zwar war ich die ganze Zeit genau an seinem Hinterrad, aber egal. Ich hörte zu, verstand nur die Hälfte und mußte irgendwie an meinen ersten Start 2002 denken....
Der Rest der Fahrt machte einfach nur Spaß. Außerdem duellierte ich mich mit Oliver. Der fuhr so ziemlich genau mein Tempo und wir trafen uns ständig wieder was dann irgendwann auch zu bissl SmallTalk führte.
Ebenso traf ich G-Burger, den ich am Samstag vor dem Rennen kennengelernt hatte auf der Radstrecke wieder und wir konnten bissl plauschen.
Einzig die Pulks, die ich bis km 60 und nach km 160 beobachten mußte waren unangenehm. Bis km60 war es sogar recht schwierig sich dort rauszuhalten. Und einige Teilnehmer kennen wohl das Rechtsfahrgebot nicht. ( mit einige meine ich ca. 30%

)
Schon nach 180km stand der 2. Wechsel an. Auf dem Rad noch die Schuhe aus, den Helm annen Lenker gehängt und los. Den Beutel gleich gefunden und dank der kundigen Helferin in weniger als 2min Hose und Schuhe getauscht. Auf meine Frage " Und wie weit soll ich jetzt noch laufen?" guckte sie nur recht irritiert. Dann noch nen schönen Imbis genommen und losgetrabt.
Laufen
Die ersten 5-7km fand ich überhaupt keinen Rhythmus. 3mal bin ich extra gegangen um den Puls runter zu bekommen und um nochmals neu "anlaufen" zu können damit ich vll dann das richtige Tempo treffe.
Erst nach etlichen Minuten, weit hinter der Lände fühlte ich mich beim Laufen einigermaßen wohl, ohne dabei aber wirklich nur ansatzweise das umzusetzen, was ich im Training "gefühlt" hatte.
Die ersten KM vergingen wie im Fluge, ohne daß ich mich wirklich quälen mußte. Leider ohne wirklich Tempo zu machen.
In Schwanstetten bei WP1 machte ich dann den Fehler eine Melone zu essen, was meinen bis dahin sehr guten Magen völlig umzukrempeln.
Ich konnte nicht mehr ausreichend essen und mich mit Energie versorgen, was sich recht bald auf die Geschwindigkeit auswirkte.
Bei KM 19 kam mir ein Senior entgegen, der sich kurz vor mir mit gestrecktem Bein in die Wiese verabschiedete. Erstmal gefragt, ob ich ihm mit Krampfrausdehnen helfen kann. Das tat ich dann auch erstmal ausgiebig. Gerade als ich sein Bein langsam ablegen wollte schoß ihm der nächste Krampf in den Oberschenkel und wir dehnten weiter.
Ich war wirklich froh, als ich ihn am Montag morgen mit nem FinisherShört bei der Siegerehrung sah.
Dann quälte ich mich weiter. Die KM-Splits gingen immer weiter den Bach runter und langsam aber sicher machte ich mir trotz meiner guten Radfahrt Sorgen um die sub11h.
Da ich irgendwie meine Zeiten am Pulser ein paar mal verdrückt hatte, wußte ich irgendwie überhaupt nichtmehr, wie ich im Rennen so liege.
Ich mußte also was tun, um wieder bissl in Fahrt zu kommen. Ab km25 trank ich an jeder Verpflegung 2 Cola und kam langsam zurück.
Kurz hinter dem 2. WP traf ich noch kurz Draq und mir fiel ein Stein vom Herzen, daß er mit dem neuen Rad gut über den Kurs gekommen ist.
Langsam aber sicher konnte ich sogar richtig Tempo laufen und es machte sogar trotz brennender Beine wirklich Spaß. Auf dem Rückweg zur Lände feuerte mich noch Eisenmann an, welchen ich gleich mal fragte, wieviel Luft ich noch für die 11h hätte.
Seine Antwort: " Es ist 17 Uhr xy, rechne es dir selber aus!"
ich rechnete es mir aus und war erleichtert, daß ich noch ein richtig schön dickes Polster hatte.
Moment mal, wenn ich ein wirklich dickes Polster habe, dann reicht es ja vielleicht doch für die von mir eigentlich veranschlagten 10h45.
Auf einmal hatte ich wieder ein Ziel vor Augen und gab Gas.
Die letzten 6-8km bin ich immer 2,5km mit gut Stoff und Puls knapp unter 160 gelaufen um dann in der Verpflegung 50m zu wandern und die Kohlensäure ausm Magen zu pressen und dann sofort wieder das Tempo zu verschärfen.
Etliche von den letzten Kilometern lief ich mit deutlich sub 5min/km , ständig mit einem Auge auf der Uhrzeit.
Dann kam die letzte Steigung nach Roth rein und die tat wie jedes Jahr wieder nochmal richtig weh, aber ich konnte sie hochlaufen, um die Kurve rum und dann begann der Schlauch, der einen ins Ziel zieht.
Kaum hatte der Schlauch begonnen, standen schon etliche Emus da und konnten mich anfeuern, bzw mir gratulieren. Ab jetzt war alles Kür und das Tempo wurde nochmal höher!
Die letzte Kurve und ich wußte, ich hatte mein Ziel erreicht, wenn auch über Umwege, aber das ist egal. ( Ich hatte sogar mit 37sek dicke Luft

)
Ziel
kaum war ich im Ziel war ich sooooooooooo froh, daß ich mich diesmal einfach mal für 30sek ins Gras legen durfte um den Moment zu genießen.
Die letzten Jahre ist man immer gleich aus dem Finisherbereich herausgeleitet worden.
Gerade weil ich dieses Jahr auf der Strecke soviele Bekannte wieder getroffen habe und auch so einigermaßen meine Vorstellungen umsetzen konnte war das mal wieder ein suuuuuuuuuper Tag! Vielen Dank allen, die mir dabei geholfen haben.
Eigentlich war das gesamte WE mit Emuhausen, den Emus, den anderen Startern wirklich mal wieder ein Highlight und ich freue mich aufs nächste Jahr, nur dann vll nur als Zuschauer.
Bilder hab ich auch, werden gerade bearbeitet.
