Quarterman Germany (950/45/10,5)
Was auf den ersten Blick klingt wie eine Veranstaltung von Weltruf ist ein netter, sehr familiärer Wettkampf in der Nähe von Frankfurt für die reguläre Startgebühr von 20 Euro.
Wie ich zu der Veranstaltung gekommen bin, ist eine andere Geschichte, jedenfalls war ich am Sonntag trotz 20-Jahre-Abi-Treffen
am Vorabend mit der Nummer 1
am Start (historische Chance, auch das ist eine andere Geschichte).
Der ganze Wettkampf findet in und um das Freibad von Bruchköbel (das ist in der Nähe von Hanau, das wiederum ist etwa 25 Flußkilometer östlich von Frankfurt am Main) statt.
Um beim Schwimmen ordentlich Platz zu haben, wurde von jedem Teilnehmer bei der Meldung die voraussichtliche Schwimmzeit erfragt und es wurde in Wellen - etwa jede halbe Stunde - gestartet, etwa gleich schnelle Schwimmer zusammen auf einer Bahn.
Der Check-In war sehr lange geöffnet, aber durch die recht geschickte Organisation der Wechselzone kamen sich eincheckende und im Wettkampf befindliche Athleten nicht in die Quere.
Allein die Abstände der Gänge waren etwas zu eng, aber der Veranstalter gelobt hier glaubhaft Besserung.
Der späte Startblock
- 11:30 - kam mir nach dem etwas intensiver erlebten Vorabend sehr gelegen, also checkte ich mit meiner Weizenbierkiste (das gehört zu der Geschichte mit der Nummer 1)
um kurz nach 10 ein.
Jeder hat seinen festen Platz in der Wechselzone; dort ist auch der Wechsel aufs Laufen, also konnte ich mein Wechselwunder in aller Ruhe vorbereiten.
Schade nur, daß ich die Jonglierkeulen, das Einrad und die Propellerkappe vergessen habe.
Im Startbeutel kein Schnickschnack, sondern eine Startnummer, zwei Klebenummern und ein Chip mit bequemem Fußband. Ach ja, zwei kleine Sponsorenprospekte, ein Müsliriegel und ein Hinweis von AsiPhoto, daß es die Wettkampfbilder für umme zum 'runterladen geben wird.
Das erklärt sich von selbst.
Also: Zeug am Wechselplatz drapieren, Nummern drauf und ab zur Wettkampfbesprechung - die ist ganz sinnvoll, denn man sollte zumindest mal einen Blick auf die Streckenführung werfen und die Anzahl der jeweils zu bewältigenden Runden wissen.
Die Wettkampfbesprechung kommt kurz und knackig auf den Punkt: "19 Bahnen schwimmen, die Helfer zählen zwar mit, rufen Euch aber nur die letzte Bahn zu, danach rechts aus dem Becken, Badekappen abwerfen, den winkenden Helfern nach in die Wechselzone, Helm zu, sonst Beule, Rad nehmen, auf der anderen Seite 'raus, am Strich losfahren, kein Windschatten, Zeitstrafen werden auf die Endzeit addiert, 4 Runden, Strecke ist gesperrt, trotdem Achtung an dieser und jeder Ecke, besonders auf dem Weg zur und von der Runde weil Gegenverkehr nicht auszuschließen, Fahrrad wieder zurück auf den Wechselplatz, auf der anderen Seite 'rauslaufen, 2 Runden, noch Fragen?"
Derart unkompliziert ging's zum Abkühlen in's Kinderbecken, dann an der Bahn melden, eine Badekappenfarbe aussuchen.
Mit den anderen Teilnehmern auf der Bahn versuchten wir kurz abzustimmen, wie denn die Schwimmzeiten so verteilt wären, vereinbaren, rechts zu schwimmen, aber nach dem Startschuß ist das weitgehend vergessen.
Die ersten Bahnen sind kein ganz harmonisches Schwimmerlebnis, im großen und ganzen aber doch ganz friedlich. Nach etwa 200m gelingt es mir, mich an einem raumgreifend zugig voran strebenden Brustschwimmer vorbei an die Spitze zu setzen.
Die anderen Teilnehmer bewahren bis zur vorletzten Bahn den der Startnummer 1
gebührenden respektvollen Abstand (ohne, daß ich ihn nennenswert vergrößern könnte). Auf der vorletzten Bahn knäulen sich zwei Kampfgenossen recht gewalttätig an mir vorbei, aber was soll's.
Die Helferin sagt gut hörbar "letzte Bahn an", und das deckt sich - trotz gewissen Nachwirkungen des Vorabends - mit meinen Berechnungen.
Am flachen Beckenrand hat man sich die Leitern geschenkt, dennoch wälze ich meine Lebesfülle irgendwie an Land und als ich auf etwa halbem Weg in die Wechselzone auf meine Uhr schaue, sind etwa 19:30 vergangen.
Der Veranstalter mißt die Schwimmzeit erst beim Eintritt in die Wechselzone.
Das ist gut für mich, denn es drückt die gemessene Wechselzeit.
Ohne Neo wechselt es sich sehr komfortabel und schnell, aber auch auf dieser Distanz möchte ich auf keinen Fall auf Handschuhe und den Komfort trockener Füße in frischen Socken verzichten.
Weil die Meßmatte sehr günstig liegt, komme ich mit einer persönlichen Jahreswechselbestzeit von etwa 2:38 (Minuten, nicht Stunden!) auf die Radstrecke.
Das geht nach etwa 1,8km sehr wechselhafter Straße dann ab wie die Post, und das liegt vor allem an dem kräftigen Rückenwind. Die vier Mal zu bewältigende Runde hat drei Steigungen, eine davon ist etwas ernster als solche zu betrachten, zumal der Kurs danach in den Gegenwind einbiegt.
Windschattenfahren ist kein Thema, denn die Fahrer verteilen sich sehr gut und die eventuell noch von anderen Startblocks auf der Strecke befindlichen sind entweder deutlich schneller oder deutlich langsamer. Trotzdem kommt es nicht zu Gefahrensituationen, denn die überwiegend zweispurigen Straßen der Runde sind komplett gesperrt und sehr übersichtlich.
Verpflegung gibt es auf dieser kurzen Strecke nicht.
Der Wind ist sehr warm und trocken und so brauche ich meine zwei Trinkflaschen wirklich vollständig - auch das könnte noch mit dem Vorabend zusammenhängen.
Dieses Mal zählt die Wechselzeit zur Radzeit, und bis die Laufschuhe ordentlich sitzen, gehen immer mal zwei Minuten ins Land.
Aber auch mit der dann noch gemessenen Radzeit von 1:28:21 kann ich ganz gut leben. Schnell auf dem Fahrrad ist anders, aber ich weiß, daß dieses Jahr diesbezüglich keine Akzente setzen können werde.
Die Startnummer (und Sonnenbrille/Kopftuch) sitzt, und das ist wichtig, denn meine Frau steht am Ausgang der Wechselzone für das historische Nummer-1-Foto
.
Gut gelaunt gehe ich auf die Laufstrecke, nachdem ich mich am Verpflegungsstand mit Wasser und Schwämmen versorgt habe.
Auf der Strecke wird es sehr schnell sehr warm, und der Veranstalter (oder waren es die Helfer und Anwohner selbständig?) haben darauf sehr gut reagiert, indem es unterwegs noch einige improvisierte Wasserstellen gab.
Schon nach eineinhalb Kilometern spüre ich, daß der Puls immer weiter steigt, statt sich zu stabilisieren, nehme etwas Tempo weg, aber das bringt nicht so ganz den gewünschten Effekt, also kühlen, kühlen, kühlen. Es kommt etwas Schatten und ich nähere mich dem Wendepunkt.
Als ich sicher bin, daß es dort Wasser geben wird (zwischenzeitlich haben wir den Ortsrand verlassen und die Anwohner wagen sich nicht über ihren Claim hinaus!), reiße ich meinen immer präsenten absoluten-Verzweiflungs-Gelbeutel (coffeinated black currant, ein guter Jahrgang!) auf.
Das bringt erst mal psychologisch ein wenig Schwung, aber ich brauche noch eine Gehpause auf dem Rückweg, um den Puls im Zaum zu halten.
In Richtung Wendepunkt laufe ich zwar wieder, gönne mir aber an der Verpflegung noch ein paar ruhige Schritte.
Ich trete wieder an, komme aber nur knapp einen Kilometer weit. Nach der nächsten Gehpause kommt endlich etwas Energie von dem Gel und ich kann den Rest langsam laufen. Zwar haben viele offensichtlich Probleme, denn es ist warm und der Wind trocknet uns merklich aus, aber das entschuldigt die eigene Schleicherei in keinem Fall.
Zum Zieleinlauf verstaue ich die Sonnenbrille, ziehe die Startnummer (1
, ich weiß, ich erwähnte es bereits) zurecht und bemühe mich um etwas Haltung, da kommt doch tatsächlich auf den letzten Metern noch so ein Aas und möchte im Sprint überholen
- Du Penner, ich weiß, daß ich langsam bin, aber so einfach geht das nicht!
Ich mobilisere noch mal alles, trete auf den letzten 50 Metern an wie Carl Lewis zu seinen besten Zeiten nicht, aber ich kann es nicht mehr retten.
Der arglistige Angreifer nimmt mir in der Endzeit doch noch eine Sekunde ab.
Mit einer - bis auf den Sprint - absolut üblen Laufzeit von 55:24 komme ich nach insgesamt 2:43:52 endlich an.
Die Zielverpflegung ist nicht verschwenderisch aber in Ordnung: Fruchstückchen und tollbunte Isodrinks.
Ich entscheide mich für etwas, das wie Blue Curacao aussieht und setzte mich damit in das Planschbecken des Schwimmbads.
Sehr angenehm ist hier, daß sich im Zielbereich Athleten und Begleiter mischen, ohne, daß es stört. Auch die Zuschauer und Begleiter haben den Sport so weit begriffen, daß sie sich nicht an der Zielverpflegung vergreifen.
Einige Drinks später raffen wir uns zum Duschen auf, bemerken die auf den ersten Blick sehr ordenltiche Qualität des Finisher-Shirts (schöne Idee: es sind die Namen aller Teilnehmer aufgedruckt) und wenden uns einem zu moderaten Preisen angebotenen Grillsteak nebst gängigem Kaltgetränk zu
, während ein Schauer unser in der Wechselzone zurückgelassenes Zeug wäscht.
Danach schauen wir noch dem Kinderstart zu
, ein nettes Detail am Rande: Hier werden auch die Kinder der Athleten noch mit einem kleinen Wettkamf bespaßt. Je nach Alter dürfen sie mit echter Zeitnahme zwei oder ein paar mehr Bahnen schwimmen und dann außen um die Wechselzone herum in das "echte" Ziel rennen. Irre, was die kleinen sich da teilweise in die Schlacht werfen!
In Summe ein wirklich nett gemachter Wettkampf mit teilweise etwas eigenwilliger Prägung. Ohne viel Schnickschnack so organisiert, daß alles klappt und jeder seinen Spaß haben kann.
Auch ich, und das, obwohl ich am Vorabend - ach, lassen wir das...
Auch diesen Wettkampf werde ich nächstes Jahr wieder im Blick haben; das liegt aber auch an der räumlichen Nähe und meiner besonderen Beziehung zum veranstaltenden Verein.
(Und mit Edith setze ich gleich noch ein paar Umbrüche und Smileys im Text.)