VBman auf dem Weg zum Ironman.
Der Countdown war unerbittlich am runterzählen. Spätestens am 02.07.05 als das unsere Regional-Zeitung, das MainEcho zum Pressetermin an den Mainparksee geladen hat, da wußte ich, daß etwas Großes bevorsteht. Dank Birgit Reuter von der TSG Kleinostheim war dann auch am 07.07.05 ein super Bericht im MainEcho. VBman auf einem Bild mit Legenden wie Roger Uhl und Marco Schreck!
Die letzten Tage vor dem Wettkampf habe ich es gemütlich angehen lassen. Tapering war angesagt. Nur noch kurze lockere Läufchen, 2x locker schwimmen, eine kurze Runde mit dem MTB. Ansonsten früh ins Bett, nur bleifreies Bier, viel Obst und Gemüse.
Die letzten Tage im Büro waren eher unproduktiv. Im Geiste war ich schon im Wettkampf und wahrscheinlich habe ich mehr Zeit im Emu5.de Forum verbracht, als sonst irgendwas. Am Freitag ging es dann endlich los. Ich habe um 14:00 Feierabend gemacht, habe mir von den Kollegen viel Glück wünschen lassen, oder mich für völlig verrückt erklären lassen und bin nach Frankfurt zur Wettkampfbesprechung. Eine professionel moderierte Veranstaltung, ohne wirklich essentielle Informationen. Aber der Hinweis, daß MP Roland Koch den Startschuß vom Ponton im See aus gibt, und daß man den brutalstmöglichen Aufklärer nicht nasspritzen dürfe, da man sonst nie mehr beim IMG starten dürfe, hat schon Unterhaltungswert gehabt. Nach der WK-Besprechung ging´s dann zum Römerberg, die Startunterlagen abholen, kurzer Plausch mit Holger, Ingo und Fuxx, noch schnell eine weiße Laufmütze und ein Neopren-Chipband gekauft und wieder ab zur Messe, zur Pasta Party. Ich habe mindestens 3 Portionen Tortellini gefuttert; die waren auch echt lecker.
Am Samstag dann noch mal der letzte Bike-Check. Alles noch mal schon geputzt, geölt, eingestellt, Reifen und Schläuche gewechselt, etc. Dann noch eine letzte Ausfahrt und ich bekomme leichte Panik. Irgend Etwas klappert metallisch! Ich steige ab, untersuche alles und dann dämmert es mir, daß es der Hausschlüssel war den ich um den Hals hängen hatte.
Dann meine Lieblingsdisziplin; Tütenpacken. Es ist ja nun wirklich nicht der erste WK, aber es ist doch jedesmal das Gleiche. Was kommt in welche Tüte? Aber das Orga Team hat es ja leicht gemacht, auf dem Aufkleber für die weiße Tüte stand auch drauf „weißer Beutel“, usw.
OK, für 14:00 mit tacis und Winfried am See zum Bike einchecken verabredet. Aus irgendwelchen Gründen fahre ich nicht die A3 bei Frankfurt Süd ab, sondern fahre am Offenbacher Kreuz runter und verfahre mich granatenmäßig. So what, um 14:30 bin ich am See, treffe noch kurz Winfried und tacis und marschiere mit Rad und Tüten zur Wechselzone. Eine nette Helferin nimmt mich gleich in Empfang, zeigt mir meinen Stellplatz, erklärt mir noch mal, wie das dann am Sonntag funktioniert, ich verabschiede mich von meiner roten Tüte (nachdem ich mich vergewissert habe, daß wirklich Laufschuhe und Socken drin sind), verabschiede mich von meinem Rad und es geht wieder heimwärts.
Zuhause kochen wir uns noch mal lecker 500 g Spaghetti mit Knoblauch und Tomaten und um 09:00 liege ich im Bett. Ich kann sogar sehr gut schlafen. So gut, daß ich den Wecker um 04:00 nicht gehört habe, sondern um 04:45 aufwache, weil ich pinkeln muß. Dann muß es natürlich schnell gehen. Ganz fix noch ein Kaffee, ein paar Stück trockenen Kuchen und dann mit 230 km/h über die Autobahn nach Frankfurt. Ich nutze noch mein Privileg aus im Degussa Parkhaus direkt am Römer parken zu dürfen, sprinte zum Paulsplatz, erwische den letzten Shuttle Bus zum Langener Waldsee und erreiche den See so gegen 06:30. Ein letzter Gang zum Rad, die Trinkflasche mit der Malto-Plörre festgemacht, die Aero-Bottle aufgefüllt, Neo angezogen, weiße Tüte abgegeben, zum See runter, ziemlich links eingereiht und dann ging´s auch schon los.
Da ich weiß, daß meine Schwimmkünste nicht sehr berauschend sind, habe ich mich ziemlich hinten eingereiht und habe so gut wie keine Schläge bekommen. Ich versuche im Wechsel ca. 2-300 m Kraul und dann ca. 100 m Brust zu schwimmen. Ich schwimme mit ruhigen, gleichmäßigen Zügen und komme eigentlich ganz gut voran. Das schwimmen strengt mich überhaupt nicht an und ich merke, daß ich einige Kraulschwimmer mit Brustschwimmen überholen kann. Dann der erste Landgang. Ich traue meinen Augen nicht, 41:46 für die erste Runde, das ist besser als ich gehofft habe. Dann die zweite Runde ging genauso gut wie die erste Runde. Ich hatte vom Land aus Bedenken, weil ich die Bojen nicht richtig erkannte. Aber im Wasser war das überhaupt kein Problem. Nachdem der Schwimmausstieg auf dem Rückweg in Sicht war, ging eigentlich alles wie von selbst. Beim Ausstieg hatte ich dann eine Zeit von 1:25:46! Ich hatte eigentlich mit einer 1:45 gerechnet. Auch wenn jetzt einige Lästermäuler sagen, der Typ kann nicht schwimmen, für meine Verhältnisse ist das eine Spitzenzeit!
Der Wechsel hatte etwas länger gedauert, weil ich mich entschlossen hatte, in trockenen Radklamotten auf die Strecke zu gehen. Das Radfahren lief einfach super. Ich hatte von Anfang an den richtigen Rhythmus gefunden und hatte sofort >35 km/h auf dem Tacho stehen. So ca. alle 10 km habe ich einen kräftigen Schluck von dem Malto-Zeugs genommen, habe ca. 4 Gels und 4 Riegel auf der Strecke gegessen und hatte nie das Gefühl Hunger zu haben oder kraftlos zu werden. Es lief einfach super. Ich hatte von Anfang an nur überholt. Das einzige Mal, wo ich überholt wurde war am Hühnerberg, aber den Kerl habe ich bei der Abfahrt dann kassiert. Es war zum Teil ein ziemlich dichtes Gedränge auf der Radstrecke. Besonders wenn man das Feld von hinten aufrollt, muß man schon sehr vorsichtig sein, daß man niemand zu dicht auffährt. Hier ein großes Lob an die Kampfrichter, sie waren immer präsent und haben fair durchgegriffen. Ich bin auch einmal ermahnt worden, das war aber völlig ok. Eine Zeitstrafe habe ich Gott sei Dank nicht kassiert. Bei der zweiten Durchfahrt in Hochstadt fing es dann leicht an zu regnen, da war ich dann auf dem Kopfsteinpflaster sehr vorsichtig, 50 m vor mir ist sogar jemand gestürzt.
Die Zuschauerunterstützung unterwegs war ok, am Heartbreak Hill in Bad Vilbel kommt schon Gänsehaut Feeling auf, aber wenn Kurt Denk meint, Roth wäre die DTM und Frankfurt die F1, dann war der Mann noch nie am Solarer Berg.
Auf jeden Fall hatte ich einen genialen Radsplit von 5:38:10, wenn ich unterwegs nicht 5x zum pinkeln abgestiegen wäre, dann wäre das noch besser gewesen. Nächstes Jahr lasse ich es einfach laufen! Nachdem ich nach dem Radfahren ca. 07:10 auf der Uhr hatte, habe ich auf einmal angefangen von der Sub 11 zu träumen. Der Wechsel vom Rad war unter 2 min und ich bin ziemlich locker im 5er Schnitt losgetrabt. Nach 10 km hatte ich eine Zeit von 51:00 und ich dachte mir, das wird was mit der Sub 11. So bei km 15 überholte mich die dritte Frau, Imke Schiersch, und da sie gerade ein Moped mit Kamera dabei hatte, bin ich einfach mal 3 km drangeblieben. Es lief eigentlich alles wunderbar. An jeder Verpflegungsstelle Wasser aufgenommen, die salzigen TUC, mal ein Gel, alles bestens, keine Magenprobleme. Unterwegs auf der Strecke sehe ich immer wieder bekannte Gesichter. tacis kommt mir entgegen, ich erkenne nur nicht welches Bändchen er um den Arm hat. Ich sehe einige Emus, Edith mit ihrer Kuhglocke, am anderen Mainufer stehen Natalie, Feder und Peter, ständig brüllte es von irgendwoher „Andreas“; das so ein geiles Gefühl. Bei km 20 sammle ich Kai Hundertmark ein, der sich entschlossen hatte zu wandern. Dann begegnet mir noch Stefan Holzner, oh Mann, sah der Typ schlecht aus. Aber gefinisht, dafür Respekt!!!
Bis km 27 lief es bei mir eigentlich sehr gut. Unterwegs ist mir 2-3x Holger begegnet und ich habe gemerkt, daß der Abstand kürzer wurde. Aber dann, bei km 27 schießt mir ein Krampf in den Oberschenkel, daß ich laut Scheiße gebrüllt habe. Dann ging das Sterben auf Raten los.
Bis km 27 hatte ich 2:26:37, also einen Schnitt von 5:24 min/km. Das wäre in die Richtung Sub11 gegangen. Aber dann mußte ich einfach Gehpausen machen. Besonders der Anstieg auf den Holbeinsteg, der war so was von steil! Auf den letzten 15.2 km hatte ich dann einen Schnitt vom 6:46 min/km. Schade, das war es dann mit EMU4 und der sub11.
Aber das gemeinste war, das mir 4 km vor dem Ziel jemand ein kühles Hefeweizen vor die Nase hält. Ich hätte am liebsten angehalten und das Ding getrunken. Ca. 1 km vor dem Ziel treffe ich Natalie, die mir einen Hawaii Blumenkranz umhängt, das war echt super. Der letzte km lief dann von selbst. Als ich endlich die Laufstrecke verlassen konnte, da habe ich mich so gut gefühlt, das ist unbeschreiblich. Der Lärm von der Finishline wurde immer lauter und dann endlich der Zielkanal. Ein Gefühl wie Weihnachten und Ostern auf einmal. Ich sehe mich auf der Videowand und weiß, ich habe es geschafft, ich bin Ironman. Mir wird jetzt noch ganz mulmig, wenn ich das hier schreibe. Bei 11:22:30 bleibt die Uhr für mich stehen. Ich erreiche den 748. Platz insgesamt und den 64. Platz in der AK. Wenn 55 Mann vor mir auf die Quali verzichten, dann bin ich auf Hawaii!
Im Ziel nimmt mich eine ganz liebe Helferin an die Hand, fragt mich wie es mir geht, begleitet mich ins Verpflegungszelt und bringt mir sogar noch das erste alkfreie Bier. Das hat so genial gut geschmeckt!
Was ein Tag, ich habe von der sub 12 geträumt und bin knapp an der sub 11 vorbeigeschrammt! Da geht noch was! Nächstes Jahr nehme ich 5 kg ab und dann will ich eine 10:xx als Ergebnis sehen.
Auf Wiedersehen in 2006
Andreas
Zuletzt geändert von vb_man am 11 Jul 2005 17:02, insgesamt 1-mal geändert.
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