besser spät als überhaupt:
Bericht DIY-TimeWarp Marathon Erlangen 30.10.05
Nach dem DIY-Nachtmarathon, bei welchem ich einige schöne Laufmomente erleben konnte hatte ich mir in den Kopf gesetzt auch mal einen Nachtmarathon auf Zeit zu laufen.
Ausgesucht hatte ich mir hierfür den 30.10.
Angestrebt war nur ein einziges Ziel: BESTZEIT!!!
Die Planung des Events lief wesentlich besser als das Training. Ich konnte zwar etliche Kilometer schrubben, aber so wirklich auf Tempo kam ich nicht. Auch die Anzeige der Waage wollte nicht so leuchten, wie ich es gewollte hätte.
Dafür konnte ich Erfahrungen aus dem Midnight Marathon einbauen; die Ernährung wurde besser abgestimmt, die Depots sinnvoller angelegt und die Strecke hab ich mir auch so ausgesucht, daß sie möglichst schnell und Bestzeit-tauglich ist.
Startpunkt war die Kanalbrücke am Kanal Richtung Dechsendorf ( einigen von euch vom ER Tria bekannt) Von dort ging es 10,5km am Kanal entlang nach Norden, bis ein Stück hinter die Häusener Schleuse, zurück zur Kanalbrücke, darunter hindurch und wieder 10,5km gen Süden bis kurz vor den Fürther Hafen. Ziel war dann wieder der Startpunkt.
Nachmittags hatte ich noch die Strecke vermessen, Getränke und Nahrungsdepots eingerichtet und mir neue Schuhe gekauft... ( jaja, ich weiß ) und mich danach nochmal kurz hingelegt.
Am Start hab ich mich erstmal 10min warm gemacht, das HM Depot so eingerichtet, daß ich die Sachen, welche ich auf jeden Fall brauchen werde an der Strecke liegen und die restlichen Sachen ( Essen, Trinken, Kleidung ) im Gebüsch verstaut.
Dann den Pulser angeschmissen , MP3 Player angeleiert und ab die Post.
Die ersten KM waren gar nicht gut. Da war kein Mond, da waren keine Sterne, es war kalt und feucht. Normalerweise kann man nachts am Kanal ohne Lampe laufen, das war nicht möglich.
Ich mußte mich konzentrieren die Schritte richtig zu setzen. Es kam kein Laufgefühl auf. Erst recht nicht, weil ich schnell merkte, daß ich zu dünn angezogen bin.
Was soll ich tun? Soll ich abbrechen? Soll ich neu starten? Noch bin ich ja noch nicht soviele KM gelaufen.
Kurzerhand disponierte ich um und entschied mich statt einmal zum 1. WP zu laufen 2mal zum 1.Depot zu laufen, welches genau auf halbem Weg lag.
Auf dem Weg zum Depot rannte ich mit Blinklichtern, Rucksack und Stirnfunzeln an einem Fischer vorbei. Der hat recht blöd geguckt, als ich in gutem Tempo vorbeirannte. Ich schmunzelte bei der Vorstellung, wie er erst gucken würde, wenn ich noch dreimal vorbeikomme... ^^
Am 1.Depot das erste Mal essen und trinken, kehrtwende und zürck zum Start. Anhand der Kilometersteine am Kanalrand konnte ich prima mein Tempo kontrollieren, was mich allerdings ernüchterte. Wenn das weiter so läuft, dann wird das nix mit PB.
Wieder beim Start angekommen hab ich mich erstmal in die Büsche geschlagen und Kleidung nachgerüstet und hab das erste Mal Malto gesüffelt.
Beim 2. Run auf das 1.Depot lief es schon besser. Ich kannte den Weg, mir war nichtmehr kalt, der MP3 Player funzte auf einmal netterweise auf beiden Kopfhörern gleich laut und die Beine fühlten sich ganz gut an.
Ich mußte mich zwar immer noch konzentrieren wo ich meine Schritte so hinsetze, aber ich gewann Vertrauen zu der Dunkelheit.
Zunehmends ließ ich mich von dem flotten Takten in meinem Ohr inspirieren und legte die Angst immer weiter ab.
Irgendwann rannte ich mit purem Gottvertrauen und völlig in mich gekehrt vor mich hin.
Alle 5min hab ich den Puls und die Zeit mal kontrolliert. Die Splits wurden besser, aber der Puls blieb bescheiden, was ich dezent ignorierte.
Alle 2-3km trank ich aus meiner maltoflasche, welche immer gerade so voll/leer war, daß ich genau an den wichtigen Punkten eine neue Flasche an exponierten Stellen zu greifen war.
kurz vor dem HM wuchs das Selbstvertrauen, zwar war ich ncoh deutlich hinter meinen Erwartungen, aber das wachsende Tempo und die Erwartung der schnelleren, weil helleren Streckenhälfte stimmten mich zuversichtlich.
Bei HM verpflegte ich mich noch kurz und zog anschließend nochmals an. Heute setze ich alles auf eine Karte. ich hab das Handy dabei. Wenn ich platze, dann platze ich. Ich hab mir extra noch die Nr vom Taxi Service gespeichert, falls mich jemand abholen muß. ( Mich würde ja interessieren, ob die schonmal jemanden am Kanal zwischen Er und Fürth nachts um 2 abgeholt haben... ^^ )
Also weiter.
Schritte schön lang halten.
Rucksackgurt weiten, damit man besser luft bekommt
Und auf einmal kam der
TimeWarp. Tempo nochmals verschärft und auf einmal lief es im wahrsten Sinne des Wortes.
Auf dem Rückweg vom WP2 zum Ziel schielte ich auf die Uhr und mein Herz hüpfte 170mal pro Minute vor Freude auf die erwartete Zielzeit. Ich wußte, wenn ich dieses Tempo bis ins Ziel durchlaufe, dann verpulver ich meine Bestzeit einfach so. Also nochmal zusammenreißen und die passenden Lieder ins Ohr gelegt. Langsam brannten die Oberschenkel gehörig, ein Tribut an die 90kg+, aber egal, das ziehe ich jetzt durch. Die Splits blieben konstant. Naja und auf den letzten 3km lässt man sich ja auch nix mehr vom Brot ziehen.
Start 0.25
Ziel 3.07
Mit 2h42 Brutto kann ich wohl voll und ganz zufrieden sein.
Weiterhin bin ich wohl der einzige Emu, der brutto deutlich schneller ist als netto. Das muß mir erstmal wer nachmachen.