emu5.de

Damals war es Triathlon. Heute ist es Emu5.de
Aktuelle Zeit: 19 Apr 2025 11:10

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde [ Sommerzeit ]




Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 4 Beiträge ] 
Autor Nachricht
 Betreff des Beitrags: Für die Freunde der gepflegten Volkxmusik
BeitragVerfasst: 13 Aug 2007 13:48 
Offline
Rote Socken Emu

Registriert: 21 Nov 2004 12:00
Beiträge: 19695
Die Kollegen Lebkuchen und Pioto beginnen sich als Freunde der Volkxmusik zu outen.

Ich möchte Euch daher diesen Beitrag aus der F.A.S. vom vorvergangenen Sonntag nicht vorenthalten:

F.A.S. hat geschrieben:
Volksmusik

Der Abschieds-Jodler

Von Alexander Marguier


Zum Wegschmeißen: Heino witzelt mit Ireen Sheer
07. August 2007
Irgendetwas muss Heino da missverstanden haben. Bei den Rundfunkgebühren geht es nämlich gar nicht darum, ob einem das Programm von ARD und ZDF gefällt, sondern nur um die Frage, ob jemand ein Empfangsgerät zu Hause stehen hat. Andererseits: Wen interessieren auf dem Boulevard schon solche Spitzfindigkeiten? Also hat Heino in diesen Tagen via „Bild“-Zeitung einfach mal fröhlich die Forderung erhoben, jeder Volksmusikfreund solle „ab sofort einen Volksmusik-Euro von seinen GEZ-Gebühren einbehalten“, um so gegen die geplante Absetzung der ZDF-Sendung „Lustige Musikanten“ zu protestieren.

In der Tat dürfte den „Lustigen Musikanten“ unter der Leitung des Moderatorenduos Michael Adolf Hartl und Marianne Reiner, besser bekannt als „Marianne & Michael“, derzeit nicht zum Lachen zumute sein. Denn dass das ZDF dem „Traumpaar der Volksmusik“ nach mehr als 200 Sendungen seinen festen Platz am Donnerstagabend wegnimmt, trifft nicht nur die Beteiligten selbst ins Mark, sondern irritiert auch ihre treue Gefolgschaft: Immerhin saßen noch 4,36 Millionen Zuschauer vor den Bildschirmen, als Marianne und Michael am 26. Juli so namhafte Künstler wie „Captain Cook und seine singenden Saxophone“ oder „Die Jungen Original Oberkrainer“ präsentierten. Heino, der Gebührenrebell, war übrigens auch mit von der Partie.

Das Publikum ist zu alt

Keine Lösung für gute Quoten in Sicht: Michael Adolf Hartl...

4,36 Millionen Zuschauer, das bedeutete an diesem Tag die höchste Quote im gesamten ZDF-Programm mit einem Marktanteil von beinahe 17 Prozent. Und dennoch sollen die „Lustigen Musikanten“ am 6. September zum letzten Mal über die Bühne gehen. Ein Widerspruch ist das nur auf den ersten Blick, denn die Liebhaber volkstümlicher Fernsehunterhaltung mögen zwar treu und stattlich an der Zahl sein, allerdings haben sie einen entscheidenden Makel: Sie sind zu alt. Dass sich insbesondere das ZDF in den vergangenen Jahren immer mehr zum Seniorensender gewandelt hat, ist zwar bekannt, aber die jüngsten Erhebungen waren dann doch erschreckend: Mit einem Marktanteil von 5,7 Prozent bei den Zuschauern im Alter zwischen 14 und 49 Jahren liegt das „Zweite“ inzwischen gleichauf mit dem privaten Fernsehzwerg „Kabel 1“. Nur zum Vergleich: Die jodelfreie Konkurrenz von RTL kommt in dieser Altersgruppe auf einen Marktanteil von 16,2 Prozent.

Manchmal geht es dann sogar bei den Öffentlich-Rechtlichen ganz schnell: Kaum waren die frischen Zahlen über die desaströse Altersstruktur bekannt, da kündigte Thomas Bellut, der Programmdirektor des ZDF, eine „Überprüfung aller Formate“ an. Die „Lustigen Musikanten“ haben diese Prüfung offensichtlich nicht überstanden, und wenn es beim ZDF nun heißt, Marianne und Michael sollten dem Sender auch in Zukunft erhalten bleiben, dann klingt das ein bisschen nach dem Chef, der seinen in Ungnade gefallenen Abteilungsleiter in eine Position weglobt, wo er nicht mehr viel Schaden anrichten kann. Aber auch andere Kollegen aus der volkstümlichen Abteilung werden entlassen oder strafversetzt: „Zauberwelt der Berge“ fliegt aus der donnerstäglichen ZDF-Primetime, und bei der ARD muss der zweiundsiebzigjährige „Kammersänger Günter Wewel“ künftig zu Hause bleiben, anstatt in einschläferndem Bass und unter komatöser Regie zwischen Alpen und Waterkant allerlei Trachtengruppen und Schnulzensänger für die Schnarch-Show „Kein schöner Land“ (Branchenjargon „KSL“) anzukündigen.

Schuhplattelnde Bergbewohner

... mit seiner Partnerin Marianne Reiner, die zusammen natürlich...

Volkstümliche Musikunterhaltung gehörte jahrzehntelang zu den Kernkompetenzen öffentlich-rechtlicher Fernsehanstalten; schuhplattelnde Bergbewohner, playbacksingende Dirndlträgerinnen und dazu schunkelnde Mittsechziger an Bierbänken vor pseudorustikaler Kulisse prägten sich Generationen von Zuschauern dementsprechend als ein gesendetes Abbild der Bundesrepublik ein - auch, wenn es mit der Realität nichts zu tun hatte. Volksmusiksendungen sind bis heute der Inbegriff von rückwärtsgewandtem Spießertum mit höchstem Peinlichkeitsfaktor, in denen jegliche Authentizität nur stören würde: Im „Musikantenstadl“, bei den „Festen der Volksmusik“ oder den „Lustigen Musikanten“ beschränkt sich das Folkloristische ja im Wesentlichen auf die Kostüme, das Bühnenbild und ein paar meist alpenländische Dialekte. Der Rest ist dann klassischer Schlager-Mainstream. Dass diese Kombination außerhalb der Zielgruppe auf erhebliche Ressentiments stößt, ist wahrlich kein Wunder.

Auch innerhalb der Sender gilt die Sparte „volkstümliche Unterhaltung“ oft als Vorhof zur Hölle: Ein zuständiger ARD-Redakteur mit weitreichenden Kompetenzen, der selbstverständlich ungenannt bleiben will, berichtet davon, wie er mittags in der Kantine immer die mitleidigen Blicke seiner Kollegen ertragen müsse: „Jede drittklassige Aushilfskraft aus einer politischen Nachrichtensendung rümpft doch hinter meinem Rücken die Nase.“ Entsprechend schwach sei in den Anstalten der Rückhalt für die Jodellobby: Ein Intendant oder Programmverantwortlicher könne eigentlich nur gewinnen, indem er solche Formate absetzt, zumal den Öffentlich-Rechtlichen in den regelmäßig aufkeimenden Diskussionen über die Höhe der Fernsehgebühren immer wieder die niveaulosen Volksmusiksendungen vorgehalten würden. Da fällt dann die Trennung besonders leicht.

Eine ganze Generation bricht weg

... das Volksmusikduo „Marianne und Michael” sind

Die Frage ist, ob volkstümliche Unterhaltung überhaupt eine Zukunft hat - oder ob es diesem Genre so ergehen wird wie einst der Marschmusik, für die es bis in die siebziger, achtziger Jahre feste Sendeplätze im Radio gab. Aber als die Generation, die mit Märschen aufgewachsen war, langsam ausstarb, ging es auch mit deren Lieblingsmusik zu Ende. Manfred Hertlein zum Beispiel, Konzertveranstalter aus Würzburg, der mit Shows wie „Musikantenstadl unterwegs“ die Stars der Szene auf Tournee durch 26 Städte schickt, glaubt eher nicht daran, dass er mit diesem Programm auch noch in zwanzig Jahren Erfolg haben wird: „Das sehe ich doch an meiner Tochter - einen Teenager können Sie für diese Art von Musik heute nicht mehr gewinnen.“ Hertleins Fazit: „Da bricht in den nächsten Jahren eine ganze Generation weg.“

Wenn die Sendeanstalten sich trotz guter Quoten (die ARD erreicht mit ihren „Festen der Volksmusik“ selten weniger als sechs Millionen Zuschauer) langsam, aber halbwegs konsequent von der volkstümlichen Musik verabschieden sollten, stünde die gesamte Branche vor dem Aus. Denn ohne Fernsehen läuft da gar nichts: Wer nicht wie Stefanie Hertel und Stefan Mross - eine Art Sonny & Cher der Volksmusik - ständig auf dem Bildschirm auftaucht, hat keine Chance, an der nachfolgenden Verwertungskette in Form von Plattenverkäufen und Konzerten teilzuhaben. Bei den Sendern selbst ist ohnehin wenig zu holen, denn die kennen den geldwerten Nutzen ihrer Multiplikatorenfunktion genau und zahlen einem Newcomer deshalb lieber fünfhundert als tausend Euro pro Auftritt. Selbst Promis wie der vor einiger Zeit geschasste Schunkelmoderator Karl Moik gingen mit Gagen „im unteren fünfstelligen Bereich“ nach Hause, heißt es. Zu Wohlstand hat Karl Moik es nur gebracht, weil er als Produzent jeweils ganze Musikpakete in die Sendungen mit einbringen durfte.

Überall die gleichen Witze

Kündigt eine "Überprüfung aller Formate" an: ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut

Offiziell gibt sich die Volkstumsindustrie am liebsten gut gelaunt, kollegial und zuversichtlich - wie es dem Image halt entspricht. Da ist dann die Rede von einem Publikum, das immer jünger werde (das Gegenteil ist wahr) und von lustigen Fernsehshows für die ganze Familie (wenn die Wildecker Herzbuben in Frauenkleidern auftreten, gilt das im Drehbuch schon als gelungener Witz). Hinter vorgehaltener Hand klingt es aber meist ganz anders. Da sagt dann zum Beispiel einer der größten deutschen Volksmusikproduzenten: „Warum wird sich bei den Fernsehanstalten eigentlich nicht mal die Frage gestellt, wie man solche Sendungen attraktiver machen könnte, anstatt sie aus dem Programm zu nehmen?“ Die Probleme seien doch ganz klar zu erkennen: „Egal, welcher Sender - überall treten die gleichen Interpreten mit den gleichen Liedern auf und reißen auch noch die gleichen Witze. Wem will man das noch zumuten?“

Manfred Hertlein, der Konzertveranstalter, bekennt sogar ganz offen: „Eine Volksmusiksendung mit Karl Moik aus dem Jahr 2006 hätte in dieser Form genauso gut aus den siebziger Jahren stammen können.“ Und Heino höchstpersönlich, der dieser Tage von Mallorca aus die Nachwirkungen seiner bizarren Gebührendebatte verfolgt, gesteht gegen Ende eines längeren Telefonats dann doch ein paar branchenspezifische Defizite ein, nachdem er zunächst die Volksmusik als „Bestandteil unserer Gesellschaft“ gewürdigt hat: Manche Präsentation heimischen Liedguts wirke in der Tat reichlich angestaubt: „Vielleicht sollte man mal das Konzept von der einen oder anderen Sendung überarbeiten.“ Zum Beispiel? „Na ja, bei ,Kein schöner Land', da läuft dann am Anfang halt der Wewel ins Bild, und hinterher passiert eigentlich immer das Gleiche. Da kann man ja die Uhr nach stellen.“

Heinos Hilferuf

Florian Silbereisen macht auch als Schauspieler Quote

Seinen publikumswirksamen Aufruf zum Gebührenboykott möchte Heino deswegen auch nicht wörtlich verstanden wissen - sondern eher als eine Art Hilferuf. Unter Branchenkollegen heißt es allerdings, der Übervater volkstümlicher Musikunterhaltung habe vor allem die Gelegenheit genutzt, um mal wieder auf sich selbst aufmerksam zu machen. Der Vorverkauf für seine bevorstehende Konzerttournee laufe nämlich recht schleppend - und da könne ein bisschen Publicity nicht schaden. Auch für Heino werden die Zeiten härter.
Text: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 05.08.2007, Nr. 31 / Seite 47
Bildmaterial: A&R Medien GmbH, ddp, dpa/dpaweb, Matthias Lüdecke, NDR/ORF, rbb/C. Lechtenbrink, SWR/Kluge


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 13 Aug 2007 13:51 
Offline
Eiermann U3 Emu

Registriert: 22 Sep 2004 12:00
Beiträge: 9388
Der Artikel ist geil!


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 13 Aug 2007 13:52 
Offline
Rote Socken Emu

Registriert: 21 Nov 2004 12:00
Beiträge: 19695
Eisenmann hat geschrieben:
Der Artikel ist geil!


gell?

der ist auch nicht im Altpapier gelandet, sowas sind Highlights :D


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 13 Aug 2007 13:57 
Offline
Eiermann U3 Emu

Registriert: 22 Sep 2004 12:00
Beiträge: 9388
vb_man hat geschrieben:
Eisenmann hat geschrieben:
Der Artikel ist geil!


gell?

der ist auch nicht im Altpapier gelandet, sowas sind Highlights :D
Ich mag diese Art süffisanter Dresche.


Nach oben
 Profil  
 
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:  Sortiere nach  
Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 4 Beiträge ] 

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde [ Sommerzeit ]


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 109 Gäste


Du darfst keine neuen Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst keine Antworten zu Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht ändern.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du darfst keine Dateianhänge in diesem Forum erstellen.

Suche nach:
Gehe zu:  
Powered by php.BB © 2000, 2002, 2005, 2007 php.BB Group
Deutsche Übersetzung durch phpBB.de