lebkoungman hat geschrieben:
:???:
kommt nix. nur 404 Not Found
hups, habs grad eben noch gelesen, habs aber kopiert und brings nochmal
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Eine Flugreise im Zeitalter der Flüssigbombe - Teil 1
Steffen Liebetrau schrieb am 09.10.2006 14:25
Zu einer Reise in die USA, oder schlimmer noch nach Hawaii, tritt man heutzutage am besten barfuss und in der Unterhose an - in der linken Hand den Reisepass, viele Dollars und das Flugticket und in der rechten eventuell noch als Reiseproviant eine versiegelbare Plastiktüte mit einem Döschen Brausetabletten zum Trinken, sprich Zerbeißen, und einer ungeöffneten, originalverpackten Packung Würfelzucker zum Essen. Wer dies nicht tut, braucht sich - das nötige Quäntchen Ironie an Bord vorausgesetzt - um gute Unterhaltung und groteske Anekdoten am Wegesrand nicht zu sorgen.
So besteht mein heutiger Beitrag auch aus einer schlichten, chronologischen Nacherzählung der Flugreise von Frankfurt am Main nach Kona auf Hawaii, mit Zwischenstopps in Chicago und Los Angeles. Eines will ich vorwegnehmen: ich prophezeie hiermit, dass wir in spätestens zehn Jahren wieder angenehmer und schneller mit dem Schiff in die USA reisen!
Am frühen Montag Morgen fand ich mich fast drei Stunden vor Abflug zum Check-in ein. Soviel Zeit erbitten sich die Fluggesellschaften inzwischen für die aufwendige Prozedur einen Menschen mit Radkiste reisefertig an Bord zu bekommen. Vor mir in der Schlange stand schon Jaschek, ein unverbraucht nett grinsender Altersklassen-Athlet auf dem Weg zu seinem ersten Ironman Hawaii. In der Linken hatte er seine Reisetasche, in der Rechten schob er sein komplett unverpacktes Fahrrad. Spontan sah er aus, als wollte er direkt zum Check-in in die Wechselzone. Aus diesen Träumen riss ihn aber jäh eine Dame von United Airlines - noch bevor ihm jemand sagen konnte, dass er sein Rad so gleich zu Hause lassen könnte, da das Bodenpersonal in den USA kein ausgeprägtes Feingefühl für Freunde des Radsports hat.
Leider konnte ich dem Schauspiel nicht weiter folgen, denn am Check-in machte ich Bekanntschaft mit den neuen Regelungen für das Handgepäck: Obwohl ich schon extra alle Waffen, wie Sauerstoffkartuschen, Feuerzeuge, Nagelscheren u.ä. zu Hause gelassen hatte, verbot man mir auch meinen Getränke-Vorrat weiter mitzuführen. Flüssigkeiten über 100ml seien ab jetzt tabu im Flieger. "Bevor ich's wegschütte, trink' ich's lieber jetzt!" dachte ich und pumpte um 7 Uhr morgens auf der Stelle 1.5 Liter Lieler Vital Apfelschorle in mich hinein, gab das obligatorisch in die Fremde mitgeführte Rothaus Tannenzäpfle Pils Dani von „Hannes Hawaii Tours“ zum verstauen in ihrem aufzugebenden Gepäck und verschenkte weitere 1.5 Liter Lieler Apfelschorle an Hannes von „Hannes Hawaii Tours“. Danach fragte ich mich unsicher, ob es im Zeitalter von Selbstmordattentätern und Flüssigbomben wohl überhaupt noch erlaubt ist Flüssigkeiten im Magen mitzuführen...
So schlich ich zu den zahlreichen Hürden auf dem Weg zum Gate. Die erste Hürde, vor welcher ich ja beim Check-in bereits gewarnt worden war, ist nun für die Entfernung sämtlicher Flüssigkeiten aus dem Handgepäck zuständig. Ein Herr nahm mir dort mein Fructis Haar Gel ab, da die Verpackung auf 150ml Inhalt hinwies und auch mein Verweis, dass sie schon halb leer sei, ihn nicht überzeugte. Danach verpackte er mein Deo-Fläschchen mit Inhalt 80ml in eine Gefrier-Plastiktüte zum versiegeln und gab Sie mir mit auf den weiteren Weg. Nun bin ich in Sachen Bombenbau eher weniger bewandert, aber ich schloss daraus, dass Flüssigbomben von einer Größe unter 100ml in ihrer Detonationskraft nicht in der Lage sind Plastiktüten zum platzen zu bringen, sie ab einer Größe von 150ml mit ihrer Durchschlagkraft ganze Flugzeuge zum zerbersten bringen können.
Irgendwann flogen wir dann los und landeten in Chicago. Willkommen in den USA. Wegen der schlampigen Arbeit der deutschen Kollegen von der Flüssigkeitskontrolle, blieb ich in Chicago, wo wir unter Zeitdruck waren, fast am Zoll hängen. Ein Döschen mit Lippenbalsam von der Originalgröße 15ml (kein Witz!), wovon ca. 10ml Fett sind und nur 5 ml Wasser, erregte das Aufsehen der amerikanischen Zolltante. "We are the face of our country!" oder irgend so etwas steht immer an den Schildern, die einem an den "Countern" der Mitarbeiter des Zolls entgegen lachen. Nun gut - sie nahm das verdächtige Döschen zur eingehenden Untersuchung zu ihren Kollegen mit, brachte es alsbald in einer versiegelten Plastiktüte wieder und lies mich schließlich laufen - mit der Verwarnung, ich müsste dies am Zoll zukünftig immer versiegelt in der Hand haltend vorzeigen. So schafften wir es noch in den Flieger.
Der fuhr dann plötzlich von unserer Startbahn über das gesamte Flughafengelände von Chicago, bis ich anfing, mich zu fragen, ob wir nun nach LA fahren. Fände ich eigentlich mal geil, so mit dem Flieger über den Highway zu blasen. Dann meldete sich der Kapitän und sagte, dass wir wegen eines Gewitters just in der Richtung unseres Starts nun in eine andere Richtung starten müssten. Als wir diese andere Startbahn - die meinem Gefühl nach, irgendwo kurz vor den ersten Vororten von LA lag) endlich erreicht hatten, hatte auch das Gewitter entschieden nun dort hinzuwandern und so warteten wir ein schönes Stündchen bis zum Start nach LA. Wo wir dieses schöne Stündchen zu spät kamen, um noch den Flieger nach Kona zu bekommen. Aber ich wollte nicht vorgreifen und schön bei der chronologischen Reihenfolge der Ereignisse bleiben.
Aber egal, denn hier endet der erste Teil. Im zweiten Teil erleben Sie, was wir am Ende des ersten Reisetages zu Abendbrot aßen, wie wir Jürgen Klinsmann in LA besuchten und uns hoch droben über dem Pazifik den Kopf darüber zerbrachen, ob wir Bakterienkulturen nach Hawaii einführen wollten.