Nils hat geschrieben:
Wagnerli hat geschrieben:
Nein, mir ist aufgefallen, dass gerade viele meckern, weil alle meckern.
Meckern und Wettern ist gerade in Mode.
Das ist der Punkt. Und das kotzt mich auch dermaßen an. Wenn Politik ein leichtes Geschäft wäre, dann könnte ich es auch. Ich kann es aber nicht.
Es werden doch täglich in der Politik viele gute Entscheidungen getroffen, aber alle starren auf die (aus eigener Sicht) falschen 5% Entscheidungen und hauen dann mit Allgemeinplätzen auf die Politiker drauf.
Vom Reden, vom Gehabe, usw. mag ich viele Politiker auch nicht. Aber aus meiner Sicht bemühen sie sich Entscheidungen zu treffen, die das Land, Europa, die Welt voran bringen. Diese stimmen natürlich nicht immer mit meiner persönlichen Meinung überein, aber deshalb die Politiker andauernd als korrupt, selbstverliebt,.... zu bezeichnen ist aus meiner Sicht völlig falsch.
Meckern und Wettern war immer in Mode. Sind halt immer mal wieder andere das Ziel.
Ich hatte jetzt ein Semester lang eine Studentin, die vergleichende Interviews mit geflüchteten und vertriebenen Menschen seit 1945 durchgeführt hat. Die Parallelen sind groß. Es gibt Menschen, die wollten nie nach Deutschland, sind aber jetzt hier, es gibt welche, die wollten und wollen woanders hin, teilweise nach Hause, teilweise in andere Länder... Geschichten wiederholen siche - aus den 50er Jahren, den 90er und auch aus den letzten Jahren. Wird eine tolles Buch daraus entstehen (ich mach schon mal den Werbeblock).
Ich war in Flüchtlingsunterkünften - ich hab Dinge gesehen und gehört, die ich nicht gut fand - auf beiden Seiten. Ich hab auf Ämterseite Dinge gehört und gesehen, die gut waren und welche die man sich anders wünscht. Oft auch auf der Mitarbeiterseite, die sich jedoch auch an Gesetze und Vorschriften halten müssen. Ich bin mit Politikern in Kontakt und in politischen Gremien, wo man sich über Dinge austauscht und nach Verbesserungen sucht. Und ich höre immer wieder Geschichten die mich freuen, weil sie gut laufen und welche, die gruselig sind.
Ich hab mit Menschen aus Migrations- und Rückkehrberatungsstellen gesprochen. Und ja, es gibt Menschen, die gerne auch wieder zurück wollen, aber "Startgeld" brauchen. Nicht alle sind glücklich mit Deutschland. Gerade afrikanische Frauen wurden unter furchtbaren Lügen nach Deutschland gelockt - die wollen hier nicht sein, wenn ihnen klar wird, wie es hier läuft. Und wenn man von außen draufschaut, weiß man nicht, was man sich für die Frauen wünschen soll. Wir sollten uns davon verabschieden, daß alle, die hier sind, hier bleiben wollen. Manche wollen einfach eine Entscheidung, ob sie bleiben dürfen oder gehen müssen, damit es irgendwie Klarheit im Leben gibt. Manche warten auf die Abschiebung, weil ihnen dann die Rückreise bezahlt wird, die sie sich so nicht leisten könnten (Rückkehrfinanzierung gibt es nicht in alle Länder). Ich finde das Vorgehen bei "zwangsmäßigen" Abschiebungen nicht schön. Andererseits finde ich auch, daß es nicht sein kann, daß jeder, der möchte nach Deutschland kommen kann, hier ohne Vermögenprüfung voll finanziert wird. Schwierig ist es immer, wenn Kinder betroffen sind, weil die sich ihr Schicksal nicht ausgesucht haben. Die Kulturen und Nationen sind so unterschiedlich wie unterschiedliche Nationen halt sind. Die Unterkünfte sind so unterschiedlich wie es die Betreiber (meist nicht die Behörden) gestalten. Wie soll man das in der Kürze der Zeit alles vernünftig regeln? Ohne ausreichend Wohnraum, ohne ausreichend pädagogischer und psychologischer Betreuung? Ohne ausreichend medizinischer Betreuung? Mit Gesetzen, die zu Zeiten geschrieben wurden, als die Problemlage eine andere war, aber angewandt werden müssen, wenn die Lage ist wie sie ist?
Ich bin froh, daß ich die Entscheidungen nicht treffen muß wer bleiben darf oder nicht, weile jede Geschichte anders ist und jeder Mensch seine Gründe hat, warum er sich irgendwo ein schöneres Leben erhofft. Und trotzdem müssen die Entscheidungen getroffen werden und Gesetze vollzogen werden. Und es muß versucht werden irgendwie vergleichbare Regeln zu schaffen.
Für mich ist das erschreckende immer wieder zu sehen, daß Leben im Ausland oft eher dazu führt, daß kulturelle Eigenheiten noch stärker gepflegt werden als im Heimatland und daß in vielen Ländern Gleichberechtigung von Männern und Frauen ein Fremdwort ist und das integrieren ein unglaublich zähes und teilweise unmögliches Geschäft ist. Die "Integration" der Vertriebenen nach dem zweiten Weltkrieg dauerte doch bis in die Jahrtausendwende an. Deutschen aus der ehemaligen Sowjetunion ist jetzt 25 Jahre später noch nicht abgeschlossen, bei den Gastarbeitern der 60er Jahre sind viele Fehler gemacht worden, die man jetzt von Anfang an anders macht. Es bleibt also die Hoffnung, daß wir in 25 Jahren weiter sind als mit der Integration anderer Zuwanderer vor 20 oder 30 Jahren. Aber wir brauchen Geduld - und die finanziellen Möglichkeiten UND wir dürfen alle anderen nicht vergessen.
Ich finde es läuft unglaublich viel sehr gut und am Rest können nur alle zusammen arbeiten.
Und ich erwarte, daß ich alle an die Gesetze und Vorschriften halten - und wer dies nicht tut muß die Konsequenzen tragen und im Zweifelsfall halt auch wieder gehen.