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 Betreff des Beitrags: Lasst uns mal darüber reden...
BeitragVerfasst: 20 Jan 2015 20:29 
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Sauna-Emu

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In den letzten Wochen habe ich natürlich auch verfolgt, was auf unseren Straßen los ist.
Gestern sah ich ein Interview von der Strasse.Ein Demonstrationteilnehmer sagte,auch die Nazi im Dritten Reich haben mit kleinen "Spaziergängen" angefangen und man müsse jetzt gleich zeigen, dass hier kein Platz ist für Fremdenfeindlichkeit.

Gestern las ich bei FB ein Post von Casper:

immer wieder höre ich, dass die pegida-leute »der druck steigt« auf ihren sogenannten abendspaziergängen spielen. grundsätzlich freue ich mich natürlich über jeden, der meine musik mag und hört, aber hiervon möchte ich mich eindeutig distanzieren. denn es ist ja zum glück so: »der druck steigt« tatsächlich, aber nicht so, wie pegida sich das vorstellt. überall in deutschland regt sich widerstand – gegen pegida und ihre ideologie. für ein faires und tolerantes miteinander der ethnien und religionen. kein mensch ist illegal! schreibt und singt eure eigenen lieder, meine bekommt ihr nicht.

https://www.youtube.com/watch?v=JIGM2dZX0CY

Das hier ist Kraftclub aus Chemnitz

https://www.youtube.com/watch?v=Dx0MGYe4jR4


Das sind Musiker, die meine Töchter hören, sonst hätte ich mir ihre Texte nicht angehört.

Da ich mich im letzten Jahr mit sehr viel sozialen Ungerechtigkeiten beschäftigt habe und frage mich natürlich,
wird da gerade ein Nährboden für rechtes Gedankengut gesät ?
Fangen wir damit an, dass Politiker und Großverdiener der Meinung sind, ein Mindestlohn würde Jobs zerstören.
Wir reden hier von einen Betrag, mit den Du kaum Deine Lebensunterhalt bestreiten kannst.
Diese Leute, die nicht mehr wollen, dass Leute anständig bezahlt werden, denken von sich selbst, dass ihre Arbeit jedes überzogenes Gehalt wert ist.

Wir haben in unserer Firma auch böse Einschnitte hinnehmen müssen....natürlich nicht alle, nur die Leute mit den kleinsten Gehältern.

Ich frage mich, wo das hinführen soll.
Kraftclub besingt es ja sehr schön, dass man wieder anfängt bei noch schwächer Menschen die Schuld zusuchen,
statt das System im Frage zu stellen.

Als ich vor vielen vielen Monden angefangen haben zu arbeiten, hieß es nur:
"Geht's der Firma gut, geht's auch mit Mitarbeitern gut."

Das trifft heute nicht mehr zu.

Es ist gut auf die Strasse zu gehen, um gegen Fremdenfeindlichkeit zu demonstrieren.
Aber reicht das oder muss man wieder zu sehen, dass es gerechter zu geht ?

So, ihr Emus. Los geht's ! Und hört Euch brav die Texte an.
:tomtiger


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 Betreff des Beitrags: Re: Lasst uns mal darüber reden...
BeitragVerfasst: 21 Jan 2015 01:41 
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Das Rennsemmel-Emu
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Wagnerli hat geschrieben:
Ich frage mich, wo das hinführen soll.

In sehr unschöne Zustände und ich sehe dies mittlerweile als wahrscheinlich an. Noch zu meinen Lebzeiten.

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 Betreff des Beitrags: Re: Lasst uns mal darüber reden...
BeitragVerfasst: 21 Jan 2015 09:51 
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Admin-Emu
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Wagnerli hat geschrieben:
Ich frage mich, wo das hinführen soll.
Kraftclub besingt es ja sehr schön, dass man wieder anfängt bei noch schwächer Menschen die Schuld zusuchen,
statt das System im Frage zu stellen.


Ich möchte nur mal klarstellen, dass wir in Deutschland von dem globalen System profitieren. Wir sind die Ausbeuter und Gewinner, nicht die anderen.

Und dass es auch in Deutschland Verlierer und Gewinner gibt, liegt am Kapitalismus. Wollen wir Kommunismus? Oder was ist die Alternative?

Für mich ist das ein Jammern auf hohem Niveau. Hast du nicht auch kürzlich Bilder von deinem schönen Urlaub geschickt? Dazu haben deine Töchter ohne große Kosten Abitur machen können. Was willst du denn noch? (no offense!)

Vielleicht stinkt es manchen Leuten einfach nur, dass sie sich nicht mehr jahrelang auf dem Arbeitslosengeld ausruhen können und hartzen müssen?

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 Betreff des Beitrags: Re: Lasst uns mal darüber reden...
BeitragVerfasst: 21 Jan 2015 16:44 
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Das Rennsemmel-Emu
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keko hat geschrieben:
Wagnerli hat geschrieben:
Ich frage mich, wo das hinführen soll.
Kraftclub besingt es ja sehr schön, dass man wieder anfängt bei noch schwächer Menschen die Schuld zusuchen,
statt das System im Frage zu stellen.


Ich möchte nur mal klarstellen, dass wir in Deutschland von dem globalen System profitieren. Wir sind die Ausbeuter und Gewinner, nicht die anderen.

Und dass es auch in Deutschland Verlierer und Gewinner gibt, liegt am Kapitalismus. Wollen wir Kommunismus? Oder was ist die Alternative?

Für mich ist das ein Jammern auf hohem Niveau. Hast du nicht auch kürzlich Bilder von deinem schönen Urlaub geschickt? Dazu haben deine Töchter ohne große Kosten Abitur machen können. Was willst du denn noch? (no offense!)


Ebenfalls No offense, auch wenn es möglicherweise an einigen Stellen etwas hart klingt:

Fangen wir mal damit an:


Zitat:
Vielleicht stinkt es manchen Leuten einfach nur, dass sie sich nicht mehr jahrelang auf dem Arbeitslosengeld ausruhen können und hartzen müssen?

Ja, manchen Leuten stinkt das vermutlich. Überlegen wir mal, wieviele das wohl sind.

- Wieviele H4-Empfänger/Langzeitarbeitslose kennst Du persönlich?
- Wieviele hast Du im näheren Umfeld?
- mit wievielen hattest Du in den letzten 5 Jahren beruflich oder privat zu tun?
- wie hoch ist die Arbeitslosenquote in Deiner Stadt?
- wie oft musstest Du in letzter Zeit umziehen, weil Du Dir Deine Wohnung nicht mehr leisten konntest?
- wie viele Bewerbungen hast Du in letzter Zeit geschrieben, die eine Absage zur Folge hatten?

Ich vermute, die Antworten zu kennen - deswegen meine letzte Frage:

- was glaubst Du, wieviele sich hinter dem Wort "manche" verbergen und wie kommst Du auf diese Zahl?

Das es uns gut geht und dass dies daran liegt, dass wir vom globalen System (noch) profitieren ist richtig. Das die Anzahl derer, die davon NICHT profitieren bei uns deutlich gestiegen ist aber auch. Die absolut richtige Frage hast Du schon gestellt:

Zitat:
Und dass es auch in Deutschland Verlierer und Gewinner gibt, liegt am Kapitalismus. Wollen wir Kommunismus? Oder was ist die Alternative?


Diejenigen die von unserem derzeitigen System profitieren sehen naturgemäß wenig Anlass, eine Alternative zu wollen. Und die anderen? Geh mal in die neuen Bundesländer, schau Dir an wie dort ganze Städte abgekoppelt wurden, weil die Treuhand die Industrie verramscht hat - unter anderem in die Region, in der Du lebst und gut lebst. Die Menschen dort fühlen sich alleine gelassen. Auch und grade von der Politik.

Zeig mir Menschen in großer Anzahl, die mit der Art von Politik wie sie heute geführt wird einverstanden sind. Die nicht wählen gehen und sich hinterher dank gebrochener Wahlversprechen verarscht fühlen. Schau Dir die große Anzahl derer an, die aufgrund des globalen System zu Verlierern werden - die wollen keinen Kapitalisums. Die spannende Frage lautet für mich daher: welche Gesellschaftsform für die Zukunft gibt es? Die bekannten haben wir durch, funktionieren tun sie alle nicht richtig. Deswegen aber nun sich zurücklehnen und sagen "Ist doch ok so, was anderes haben wir ja nicht" kann nicht die Lösung sein.

Denn wenn diejenigen, die sich abgekoppelt fühlen sich wirklich abkoppeln, haben wir irgendwann Anarchie. Keine Ahnung ob Du das möchtest - ich nicht. Warum gehen denn so viele Menschen nicht mehr wählen? Weil Sie nicht wissen, wen von der korrupten Bande Sie noch wählen sollen. Und weil Sie kein Vertrauen mehr haben, dass Politik in ihrem Sinne gemacht wird. Global wie lokal. Und diese Menschen brauchen ein Ventil, ob das nun gefällt oder nicht. Von der Politik erwarte zumindest ich mir nichts mehr. Die haben keine Lösungen, auch wenn sie mit Sicherheit das Problem erkennen.

Und nun kommt das von Wagnerli verlinkte ins Spiel - irgendwo geht der Druck nunmal hin und wenn ich nicht nach oben drücken kann, dann drücke ich nach unten. Nix anderes sagen Kraftclub und ich stimme dem ebenfalls zu.

Wie oben schon geschrieben: ich bin mir sicher, ich werde noch größere Wirtschaftskriege erleben, möglicherweise auch in der näheren Umgebung und es würde mich auch nicht wundern, wenn dieser Staat innerhalb der nächsten 2 Jahrzehnte gesellschaftlich so kippt, dass sich wieder alle fragen "Ja wie konnte DAS denn nun sein?"

Lösunge für das Problem? Hab ich nicht, solange nicht der unendlichen Gier auf dieser Welt Einhalt geboten wird.

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 Betreff des Beitrags: Re: Lasst uns mal darüber reden...
BeitragVerfasst: 21 Jan 2015 17:35 
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Xterra-Emu
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drullse hat geschrieben:
....... solange nicht der unendlichen Gier auf dieser Welt Einhalt geboten wird.


drullse: 100% Zustimmung.
Die letzten Worte sagen alles aus.

Wenn jeder ein klein wenig zurückdreht, der es sich leisten kann und das Eingesparte, anderen zukommen läßt, wäre es zumindest ein kleiner Schritt, in die richtige Richtung.

Aber das ist bei vielen, die es sich leisten könnten, wohl ein klein wenig zuviel verlangt, oder???

_________________
An den Gräbern der meisten Menschen, trauert tief verschleiert, ihr ungelebtes Leben!


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 Betreff des Beitrags: Re: Lasst uns mal darüber reden...
BeitragVerfasst: 21 Jan 2015 19:25 
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S(up)portlerin
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keko hat geschrieben:

Vielleicht stinkt es manchen Leuten einfach nur, dass sie sich nicht mehr jahrelang auf dem Arbeitslosengeld ausruhen können und hartzen müssen?


Was meinst Du damit?

_________________
06.05.2012 Caldera Blanca
12.10.2014 - München Marathon * 12.07.2015 - Challenge Roth * 27.09.2015 - Berlin Marathon *
25.09.2016 - Berlin Marathon * 27. - 30.11.2016 Lanzarote Running Challenge * 10.12.2016 Lanzarote Marathon * 09.07.2017 Challenge Roth


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 Betreff des Beitrags: Re: Lasst uns mal darüber reden...
BeitragVerfasst: 21 Jan 2015 19:39 
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Sauna-Emu

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keko hat geschrieben:
Wagnerli hat geschrieben:
Ich frage mich, wo das hinführen soll.
Kraftclub besingt es ja sehr schön, dass man wieder anfängt bei noch schwächer Menschen die Schuld zusuchen,
statt das System im Frage zu stellen.


Ich möchte nur mal klarstellen, dass wir in Deutschland von dem globalen System profitieren. Wir sind die Ausbeuter und Gewinner, nicht die anderen.

Und dass es auch in Deutschland Verlierer und Gewinner gibt, liegt am Kapitalismus. Wollen wir Kommunismus? Oder was ist die Alternative?

Für mich ist das ein Jammern auf hohem Niveau. Hast du nicht auch kürzlich Bilder von deinem schönen Urlaub geschickt? Dazu haben deine Töchter ohne große Kosten Abitur machen können. Was willst du denn noch? (no offense!)

Vielleicht stinkt es manchen Leuten einfach nur, dass sie sich nicht mehr jahrelang auf dem Arbeitslosengeld ausruhen können und hartzen müssen?


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 Betreff des Beitrags: Re: Lasst uns mal darüber reden...
BeitragVerfasst: 21 Jan 2015 19:40 
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Sauna-Emu

Registriert: 11 Aug 2010 09:58
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Wagnerli hat geschrieben:
keko hat geschrieben:
Wagnerli hat geschrieben:
Ich frage mich, wo das hinführen soll.
Kraftclub besingt es ja sehr schön, dass man wieder anfängt bei noch schwächer Menschen die Schuld zusuchen,
statt das System im Frage zu stellen.


Ich möchte nur mal klarstellen, dass wir in Deutschland von dem globalen System profitieren. Wir sind die Ausbeuter und Gewinner, nicht die anderen.

Und dass es auch in Deutschland Verlierer und Gewinner gibt, liegt am Kapitalismus. Wollen wir Kommunismus? Oder was ist die Alternative?

Für mich ist das ein Jammern auf hohem Niveau. Hast du nicht auch kürzlich Bilder von deinem schönen Urlaub geschickt? Dazu haben deine Töchter ohne große Kosten Abitur machen können. Was willst du denn noch? (no offense!)

Vielleicht stinkt es manchen Leuten einfach nur, dass sie sich nicht mehr jahrelang auf dem Arbeitslosengeld ausruhen können und hartzen müssen?



:hammer :hammer :hammer :hammer
Wo ist bei Beitrag hin :cry


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 Betreff des Beitrags: Re: Lasst uns mal darüber reden...
BeitragVerfasst: 21 Jan 2015 19:52 
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Sauna-Emu

Registriert: 11 Aug 2010 09:58
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Anja hat geschrieben:
keko hat geschrieben:

Vielleicht stinkt es manchen Leuten einfach nur, dass sie sich nicht mehr jahrelang auf dem Arbeitslosengeld ausruhen können und hartzen müssen?


Was meinst Du damit?


Er meint damit, dass Du nach einen Jahr Arbeitslosengeld jahrelang harzen darfst. :blue
Mit 58 Jahren darfst Du dann zwei Jahre Arbeitslosengeld beziehen, bevor Du in den Ruhestand harzt.

Ich habe hier eben einen riesen Beitrag geschrieben, der leider weg war.
Drullse hat aber schon viele meiner Gedanken niedergeschrieben.
Keko sollte mal wieder in die Stadt kommen und sich nachts alte Omis anschauen, die Flaschen einsammeln, um die Rente aufzubessern. Oder sich mal den Opi anschauen, der die Nudelreste direkt aus den Mülleimer verschlang, weil er Hunger hatte.
Nein, das war kein Obdachloser.....das war Altersamut.

Wir brauchen keine amerikanischen Verhältnisse....das konnten mal deutlich besser.


PS:Eines mag ich aber gerade klar stellen.
Bei mir bleibt am Monatsende nicht viel über, weil ich meine Tochter gerne im Studium unterstütze.
Die Thailandreise habe ich von meinen Ersparnissen bezahlt, weil ich die Auszeit nach meiner Kündigung brauchte.
2013 und 2014 waren dann doch etwas viel.
Die Hawaii-Reisen hat großteilig Hazel bezahlt, weil er gutes Geld verdient der hast Du geglaubt, ich kann mir das als kleine Angestellte leisten?


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 Betreff des Beitrags: Re: Lasst uns mal darüber reden...
BeitragVerfasst: 21 Jan 2015 20:16 
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Wurstbrotmampfer
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Registriert: 29 Mär 2005 12:00
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In einer Demokratie werden zwangsläufig die Minderheiten von der Mehrheit über’s Ohr gehauen. Die breite Masse bedient sich an den Rändern der Gesellschaft. Und zwar überall, wo sie kann, also sowohl am oberen und am unteren Rand der Gesellschaft.

Der eigentliche Verteilungskampf findet zwischen der Mittelschicht und der Oberschicht statt. Der Neid auf die vermeintlich in der sozialen Hängematte liegenden Teile der Bevölkerung ist ein Stellvertreterkrieg. Bitte notiert das heutige Datum! Es ist der 21. Januar 2015. In 8 Wochen hört Ihr von Pegida nichts mehr.

Sehr erhellend ist ein Tierversuch von Verhaltensforschern an Schweinen, die bekanntlich sehr kluge soziale Tiere sind. Der Versuch klappt aber auch, wenn sie strohdumm wären, und lässt sich deshalb auf den Menschen übertragen:

An der Wand eines großen Stalls befindet sich ein Schalter. Stößt das Schwein mit dem Rüssel dagegen, fällt eine Portion Futter heraus. Das Entscheidende ist, dass der Futterspender an der anderen Seite des Stalls liegt. Zwischen Schalter und Futterausgabe sind ca. 30 Meter Wegstrecke zurückzulegen. Das Schwein drückt den Schalter, galoppiert dann an das gegenüber liegende Ende des Stalls und stürzt sich dort auf die kleine Futterration. Danach geht es wieder zum Schalter und so weiter.

Jetzt kommt’s: Im Stall befinden sich zwei Schweine. Das eine dominiert das andere, weil es stärker, schlauer oder mutiger etc. ist. Wie verhalten sich die beiden im Stall? Interessanterweise zeigt sich nach einiger Zeit stets das gleiche Verhaltensmuster, und man hätte mit etwas Nachdenken auch selbst darauf kommen können. Denn es gibt nur eine einzige Strategie, die auf Dauer funktioniert. Trotzdem ist das Ergebnis überraschend.

Man könnte vermuten, dass das dominante Schwein das unterlegene zwingt, immer auf den Schalter zu drücken, während es selbst an der Futterklappe frisst, bis es satt ist. Das beobachtet man zwar zu Beginn des Experiments. Doch bereits nach kurzer Zeit ändert sich das Verhalten, denn das unterlegene Schwein hat bald keine Lust mehr, für das andere den Schalter zu drücken. Also verändert sich die Strategie der Schweine über kurz oder lang hin zur einzigen auf Dauer stabilen Strategie:

Das dominante, leistungsfähigere Schwein drückt selbst den Schalter und trabt dann los zur Futterklappe. Währenddessen futtert das schwächere Schwein auf der anderen Seite bereits an der herausgefallenen Futterration. Trifft das dominante Schwein dort ein, schubst es das unterlegene Schwein weg und futtert den übrig gebliebenen Rest. Danach mach es sich wieder auf den Weg zum Schalter, während das unterlegene Schwein direkt an der Futterklappe bleibt und das Maul aufsperrt.

Man könnte meinen, das die beiden irgendwann einen Weg finden werden, sich die Arbeit und den Ertrag gerechter zu teilen. Das wäre möglich, aber nicht auf Dauer stabil: Denn dasjenige Schwein, das die Arbeit spontan verweigert, stellt sich sofort besser. Es besteht daher permanent die Tendenz, dass das schwächere Schwein das stärkere ausbeutet. Warum nicht umgekehrt? Weil das schwächere Schwein nach dem Drücken des Schalters nicht das stärkere vom Trog schubsen kann. Es funktioniert nur auf Dauer und damit "stabil", wenn das schwächere das stärkere Schwein ausbeutet. Also ist es das stärkere Schwein, das rennen muss.

Fügen wir nun in Gedanken ein drittes Schwein hinzu! Was wird passieren? Alles mögliche, aber irgendwann wird sich das Verhaltensmuster herauskristallisieren, dass nur das stärkste Schwein rennt und die beiden anderen an der Futterklappe warten. Sie müssen nur dafür sorgen, dass das starke Schwein gerade so eben mehr zu fressen bekommt, als es an Energie durch die Rennerei verbraucht und das stärkste Schwein bleibt.

Die beiden Schweine an der Futterklappe werden sich natürlich als Konkurrenten wahrnehmen, schließlich streiten sie um die selbe Ressource. Sie werden sich einig darin sein, dass das bei jeder Ration antrabende starke Schwein ein großer Arsch, Rempler und Egoist sei. So ein leistungsfixierter Ellbogentyp. Aber diese Einigkeit wird überlagert von ihrer konkreten Futterkonkurrenz an der Klappe.

So sitzt die deutsche Mittelschicht inklusive meiner Wenigkeit vor der Futterklappe und ärgert sich abwechselnd über die anderen Esser an derselben Klappe. Die Vitaleren werden sich wohl über die Schwächeren oder später Hinzugekommenen beschweren, wie aktuell auf den Pegida-Demos. Doch sie sitzen im selben Boot und melken gemeinsam einen dritten, dem nichts übrig bleibt als nach Kräften zu rennen.

Nicht die Schwächsten und nicht die Stärksten in unserer Gesellschaft sind das Problem, sondern die breite Mitte, die es sich bequem gemacht hat und sich an einen Wohlstand gewöhnt hat, der über ihren Verhältnissen liegt.

Grüße,
Arne


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 Betreff des Beitrags: Re: Lasst uns mal darüber reden...
BeitragVerfasst: 21 Jan 2015 20:44 
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Das Rennsemmel-Emu
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Merkwürdiger Vergleich.

Klugschnacker hat geschrieben:
Bitte notiert das heutige Datum! Es ist der 21. Januar 2015. In 8 Wochen hört Ihr von Pegida nichts mehr.

Und dann? Ist das Thema vom Tisch? Sind die Unzufriedenen zufrieden?

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 Betreff des Beitrags: Re: Lasst uns mal darüber reden...
BeitragVerfasst: 21 Jan 2015 20:58 
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Das Rennsemmel-Emu
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Registriert: 17 Jan 2005 12:00
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Hab grade beim Umziehen darüber nachgedacht - IMHO ist der Vergleich auf den Menschen nicht zu ziehen. Aber jetzt muss ich erstmal versuchen, mit meinem lädierten Knie nach Hause zu laufen, wenn ich da heil ankomme, schreib ich noch was. ;)

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 Betreff des Beitrags: Re: Lasst uns mal darüber reden...
BeitragVerfasst: 21 Jan 2015 21:06 
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Das Lanza-Emu
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jedenfalls ist der Pegida Chef heute zurückgetreten, weil er sich doch ziemliche Dicke Dinger geleistet hat letzten Herbst, von da her mal abwarten.

Ich finde das Thema wirklich sehr schwierig.


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 Betreff des Beitrags: Re: Lasst uns mal darüber reden...
BeitragVerfasst: 21 Jan 2015 21:07 
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Wurstbrotmampfer
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drullse hat geschrieben:
Hab grade beim Umziehen darüber nachgedacht - IMHO ist der Vergleich auf den Menschen nicht zu ziehen. Aber jetzt muss ich erstmal versuchen, mit meinem lädierten Knie nach Hause zu laufen, wenn ich da heil ankomme, schreib ich noch was. ;)

Alles Gute für Dich und Dein Knie. Mein Text ist etwas lang geworden (sorry). Vergiss ihn einfach, vielleicht schalte ich mich später mit einer Kurzfassung ein, ohne Schweine.
:pc


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 Betreff des Beitrags: Re: Lasst uns mal darüber reden...
BeitragVerfasst: 21 Jan 2015 21:16 
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S(up)portlerin
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Ich glaube es wird eher das Problem, daß die vermeintliche Mittelschicht merkt, daß sie im Verhältnis immer ärmer werden und Existenzängste auch bei Menschen in Vollbeschäftigung berechtigt sind. Angst ist eine starke Macht. Nicht umsonst werden leider Ängste wahlweise bewußt geschürt oder Faktoren verheimlicht, die Angst auslösen könnten und dann womöglich Menschen dazu bringen könnten aktiv zu werden.

_________________
06.05.2012 Caldera Blanca
12.10.2014 - München Marathon * 12.07.2015 - Challenge Roth * 27.09.2015 - Berlin Marathon *
25.09.2016 - Berlin Marathon * 27. - 30.11.2016 Lanzarote Running Challenge * 10.12.2016 Lanzarote Marathon * 09.07.2017 Challenge Roth


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