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 Betreff des Beitrags: Re: Die Deutschen sterben aus
BeitragVerfasst: 18 Sep 2018 13:23 
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Admin-Emu
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Wagnerli hat geschrieben:
keko hat geschrieben:
Wenn es um die eigenen Kinder geht, sind viele Eltern gnadenlos. Liberal daherreden und wenn Mehmet und Ayasha im Kindi sind, das eigene Kind rausnehmen. Ein bekanntes Phänomen :roll:



Eher die Seltenheit in Frankfurt, weil auch Mehmets Eltern das Kind auf eine Privatschule schicken.
Du willst das Problem der Brennpunktschulen für dieses Phänomen heranziehen, aber diese Eltern können sich keine Privatschulen leisten.
Mehmets Eltern, die auf dem Sachsenhäuser Berg wohnen, schon. ;)


Dazu kann ich nichts sagen. Statistisch gesehen lebt Mehmet in einem schlechteren Wohnviertel, geht auf eine niedrigere Schule, hat einen schlechteren Abschluß und verdient weniger Geld als Dominik.

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 Betreff des Beitrags: Re: Die Deutschen sterben aus
BeitragVerfasst: 18 Sep 2018 13:37 
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Wohnort: Im hinterletzten Eck, nicht weit vom See am Ende der Welt. Aber schön ists hier schon. :)
keko hat geschrieben:
Wagnerli hat geschrieben:
...
Hauptgrund ist die Ganztagesbetreuung.


Mag sein. Doch sorgen diese Schulen für eine Entmischung.
Letztendlicher Grund für das Auseinanderbrechen der Gesellschaften ist die seit den 90er Jahren fortschreitende Durchökonomisierung verschiedenster Bereiche, was von der Politik gefördert und den Medien unkritisch wiedergegeben wird. Das ist die wahre "Mutter aller Probleme".


Ich würde das zwar nicht komplett negieren wollen, fände es aber zu verkürzt.

Ich nehme an, Du schreibst von der SIS?

Ich sag mal so. Unser inzwischen großer war in der ersten Klasse auf dem frisch eröffneten Standort dieser Schule in Fellbach und in Klasse 2-4 am Standort in Ingolstadt. Die Gründe dafür waren ein Konglomerat aus
a) meine Frau ist Amerikanerin und wir wollten den fremdsprachigen Aspekt haben, der an öffentlichen Schulen quasi nicht existent ist
b) wir hatten aus beruflichen Gründen entfernte Wohnsitze und brauchten vernünftige Ganztagsbetreuung
c) er tut sich nicht so leicht mit Konzentration, weswegen die niedrige Klassenstärke erwünscht war
das "Kinderpublikum" war da zu dieser Zeit recht international.

Inzwischen ist er ja hier bei uns auf dem Sportgymnasium, was genaugenommen auch eine Privatschule ist. Unsere Tochter geht aber auf eine ganz normale öffentliche Schule. Also von Segregationsabsichten würde ich deswegen nicht grundsätzlich sprechen, wenngleich man sich natürlich das schon leisten können muss, was ohne Zweifel bestimmte Familien davon ausschließt. Wir passen aber sowieso in keine Klischees. :D

Ich halte es für nachvollziehbar, dass zumindest jeder innerhalb seiner Möglichkeiten versucht (versuchen sollte), für seine Kinder den geeignetsten Ausbildungsstart zu finden. Und ich bin mir bewusst, dass nicht alle die gleichen Möglichkeiten haben oder entsprechend bereit sind, für sich selbst auf entsprechendes zu verzichten, um die Möglichkeiten zu erleichtern. Und an dieser Stelle sehe ich die Aufgabe der Allgemeinheit (=des Staates), diese Unterschiede, die sich der persönlichen Entscheidungsfreiheit entziehen, weil sie z.B. rein materiell verursacht sind, so gut wie möglich zu nivellieren. Dieser kommt er leider höchstens mit dem Mundwerk nach.

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 Betreff des Beitrags: Re: Die Deutschen sterben aus
BeitragVerfasst: 18 Sep 2018 13:44 
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Sauna-Emu

Registriert: 11 Aug 2010 09:58
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keko hat geschrieben:
Wagnerli hat geschrieben:
keko hat geschrieben:
Wenn es um die eigenen Kinder geht, sind viele Eltern gnadenlos. Liberal daherreden und wenn Mehmet und Ayasha im Kindi sind, das eigene Kind rausnehmen. Ein bekanntes Phänomen :roll:



Eher die Seltenheit in Frankfurt, weil auch Mehmets Eltern das Kind auf eine Privatschule schicken.
Du willst das Problem der Brennpunktschulen für dieses Phänomen heranziehen, aber diese Eltern können sich keine Privatschulen leisten.
Mehmets Eltern, die auf dem Sachsenhäuser Berg wohnen, schon. ;)


Dazu kann ich nichts sagen. Statistisch gesehen lebt Mehmet in einem schlechteren Wohnviertel, geht auf eine niedrigere Schule, hat einen schlechteren Abschluß und verdient weniger Geld als Dominik.


Das entspricht absolut den Fakten und liegt an unserem Schulsystem, das auf der Mithilfe des Elternhauses basiert und dass leider schon alleine der Name reicht, um den Ausbildungsplatz nicht zu bekommen.
Das ist traurig und man kann das auch nicht schön reden.
Auf den Frankfurter Privatschulen wirst Du aber Kinder aller Nationalitäten und Religion antreffen.
:tomtiger


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 Betreff des Beitrags: Re: Die Deutschen sterben aus
BeitragVerfasst: 18 Sep 2018 14:16 
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Wagnerli hat geschrieben:
keko hat geschrieben:
Wagnerli hat geschrieben:
keko hat geschrieben:
Wenn es um die eigenen Kinder geht, sind viele Eltern gnadenlos. Liberal daherreden und wenn Mehmet und Ayasha im Kindi sind, das eigene Kind rausnehmen. Ein bekanntes Phänomen :roll:



Eher die Seltenheit in Frankfurt, weil auch Mehmets Eltern das Kind auf eine Privatschule schicken.
Du willst das Problem der Brennpunktschulen für dieses Phänomen heranziehen, aber diese Eltern können sich keine Privatschulen leisten.
Mehmets Eltern, die auf dem Sachsenhäuser Berg wohnen, schon. ;)


Dazu kann ich nichts sagen. Statistisch gesehen lebt Mehmet in einem schlechteren Wohnviertel, geht auf eine niedrigere Schule, hat einen schlechteren Abschluß und verdient weniger Geld als Dominik.


Das entspricht absolut den Fakten und liegt an unserem Schulsystem, das auf der Mithilfe des Elternhauses basiert und dass leider schon alleine der Name reicht, um den Ausbildungsplatz nicht zu bekommen.
Das ist traurig und man kann das auch nicht schön reden.
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Das erklärt natürlich nur bedingt, warum Liu und Tao statistisch bessere Noten haben als Mehmet und zwar in allen westlichen Ländern. Deutschland erlaubt sich eine Integration hauptsächlich in Bildungsschichten, die unterhalb unseres Standards liegen. In den USA ist das z.B. genau umgekehrt: Einwanderer sind dort im Schnitt leistungsfähiger (Asiaten).

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 Betreff des Beitrags: Re: Die Deutschen sterben aus
BeitragVerfasst: 18 Sep 2018 14:40 
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Die Emu-Maus
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Mein Berufsschullehrer hat damals die Ansicht vertreten, daß Asiaten im Schnitt intelligenter wären als Deutsche/Europäer.
Er begründete dies (in den 80igern) mit dem mehrfachen Gewinn der Lesewettbewerbe in Grundschulen durch vietnamesische Kinder,
die als Boot-People-Flüchtlinge nach D gekommen waren, und diese Bewerbe gewinnen konnten, obwohl sie deutsch als Fremdsprache hatten, und obwohl viel mehr deutsche Kinder antraten.

hm. ob das stimmt :roll: ? daß sie intelligenter sind, meine ich.

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und was davor geschah... runningmaus 2012: Kopf hoch!


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 Betreff des Beitrags: Re: Die Deutschen sterben aus
BeitragVerfasst: 18 Sep 2018 14:52 
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Admin-Emu
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runningmaus hat geschrieben:
hm. ob das stimmt :roll: ? daß sie intelligenter sind, meine ich.


Klar gibt es Unterschiede. Diese sind aber kulturell bedingt und nicht Genetisch. Ausserdem sind es statistische Werte, die nichts über den Einzelfall aussagen.

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 Betreff des Beitrags: Re: Die Deutschen sterben aus
BeitragVerfasst: 18 Sep 2018 15:19 
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Sauna-Emu

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keko hat geschrieben:
Wagnerli hat geschrieben:
keko hat geschrieben:
Wagnerli hat geschrieben:
keko hat geschrieben:
Wenn es um die eigenen Kinder geht, sind viele Eltern gnadenlos. Liberal daherreden und wenn Mehmet und Ayasha im Kindi sind, das eigene Kind rausnehmen. Ein bekanntes Phänomen :roll:



Eher die Seltenheit in Frankfurt, weil auch Mehmets Eltern das Kind auf eine Privatschule schicken.
Du willst das Problem der Brennpunktschulen für dieses Phänomen heranziehen, aber diese Eltern können sich keine Privatschulen leisten.
Mehmets Eltern, die auf dem Sachsenhäuser Berg wohnen, schon. ;)


Dazu kann ich nichts sagen. Statistisch gesehen lebt Mehmet in einem schlechteren Wohnviertel, geht auf eine niedrigere Schule, hat einen schlechteren Abschluß und verdient weniger Geld als Dominik.


Das entspricht absolut den Fakten und liegt an unserem Schulsystem, das auf der Mithilfe des Elternhauses basiert und dass leider schon alleine der Name reicht, um den Ausbildungsplatz nicht zu bekommen.
Das ist traurig und man kann das auch nicht schön reden.
Auf den Frankfurter Privatschulen wirst Du aber Kinder aller Nationalitäten und Religion antreffen.
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Das erklärt natürlich nur bedingt, warum Liu und Tao statistisch bessere Noten haben als Mehmet und zwar in allen westlichen Ländern. Deutschland erlaubt sich eine Integration hauptsächlich in Bildungsschichten, die unterhalb unseres Standards liegen. In den USA ist das z.B. genau umgekehrt: Einwanderer sind dort im Schnitt leistungsfähiger (Asiaten).[/quote]

Das ist der größte Blödsinn, den ich je gelesen habe.
Das Bildungssystem in USA begünstigt noch mehr Menschen, die aus reichen Haushalten kommen
Asiaten werden dazu erzogen überdurchschnittlich zu lernen. Viele Asiaten sind sehr ehrgeizig auch mit ihrem Nachwuchs. Letzte Woche beim Lauf für mehr Zeit beobachtete ich , wie ein Japaner seinen 5jährigen Sohn auf der 5km Strecke hinter sich Herzog. Das muss man nicht gut heißen.
Ich weiß echt nicht, wie Du auf die Idee kommst, dass Amerika sich einen höheren Standart an Einwandern leistet. Die Asiaten sind nur ein kleiner Teil der Einwanderer.

Fakt ist aber in Deutschland wollte man Arbeiter als Einwanderer haben.
Und der Deutsche will auch nicht, dass der Einwanderer besser ist, als sein eigenes Kind. Stell Dir nur vor, Ali würde Andreas den gut bezahlten Job wegnehmen.
So sind wir.....wir grenzen aus, wir wollen haben, dass wir uund unsere Kinder besser dastehen als die anderen, deshalb gibt es nach wie vor bei uns Huaptschulen.
Da kann man die schlechten gleich absondern. Stell Dir mal vor, wie lernen was von den schlauen Kindern.
Ich habe zu diesem Thema mal einen sehr guten Vortrag von Prof. Heitmeyer der Uni Bielefeld gehört.
Meine Große durfte im Rahmen ihres Studiums in Erziehungswissenschaften einige Texte von Herrn Heitmeyer lessen und bearbeiten.
Wir wollen auch nicht, dass die Kinder aus sozialschwachen Haushalten die selben Chancen haben, sonst hätte man schon lange was am System geändert.


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 Betreff des Beitrags: Re: Die Deutschen sterben aus
BeitragVerfasst: 18 Sep 2018 15:44 
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MD Emu

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runningmaus hat geschrieben:
Mein Berufsschullehrer hat damals die Ansicht vertreten, daß Asiaten im Schnitt intelligenter wären als Deutsche/Europäer.
Er begründete dies (in den 80igern) mit dem mehrfachen Gewinn der Lesewettbewerbe in Grundschulen durch vietnamesische Kinder,
die als Boot-People-Flüchtlinge nach D gekommen waren, und diese Bewerbe gewinnen konnten, obwohl sie deutsch als Fremdsprache hatten, und obwohl viel mehr deutsche Kinder antraten.

hm. ob das stimmt :roll: ? daß sie intelligenter sind, meine ich.


Es dürfte kaum etwas unintelligenteres geben, als Intelligenz an Resultaten, wie Lese- und Rechenwettbewerben festzumachen. Hier wird höchstens Reproduktionskompetenz gemessen.

Leider ist es das, was wir mit unseren Bullimie-„Lern“-Konzepten im Regelschulsystem auch maßgeblich fördern.


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 Betreff des Beitrags: Re: Die Deutschen sterben aus
BeitragVerfasst: 18 Sep 2018 18:24 
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Oranje-Emu
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captainbeefheart hat geschrieben:

Leider ist es das, was wir mit unseren Bullimie-„Lern“-Konzepten im Regelschulsystem auch maßgeblich fördern.

Mir ist kein Bullimie-Lern-Konzept bekannt. Ich kenne dies als Konzept von Schülern, aber keinen Lehrer, der dies befürwortet oder unterstützt. Weder musste ich in meiner Schulzeit Bullimie-Lernen, noch müssen das meine Schüler jetzt.
Es gibt aber Schüler, die nicht aktiv beim Unterricht mitmachen, die sich nicht aktiv um das Lösen von Problemen kümmern, die keine Fragen stellen, die sich in Gruppenarbeiten auf die anderen verlassen...ja...die müssen vor einer Klassenarbeit mehr lernen.

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 Betreff des Beitrags: Re: Die Deutschen sterben aus
BeitragVerfasst: 18 Sep 2018 19:17 
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MD Emu

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Nils hat geschrieben:
captainbeefheart hat geschrieben:

Leider ist es das, was wir mit unseren Bullimie-„Lern“-Konzepten im Regelschulsystem auch maßgeblich fördern.

Mir ist kein Bullimie-Lern-Konzept bekannt. Ich kenne dies als Konzept von Schülern, aber keinen Lehrer, der dies befürwortet oder unterstützt. Weder musste ich in meiner Schulzeit Bullimie-Lernen, noch müssen das meine Schüler jetzt.
Es gibt aber Schüler, die nicht aktiv beim Unterricht mitmachen, die sich nicht aktiv um das Lösen von Problemen kümmern, die keine Fragen stellen, die sich in Gruppenarbeiten auf die anderen verlassen...ja...die müssen vor einer Klassenarbeit mehr lernen.


Du bist wahrscheinlich eine der wenigen Ausnahmen, die aus einem Systemfehler das Beste machen, das freut mich für Dich und Deine Schüler sehr.

Wir wissen heute, dass nach den optimistischeren Studien zufolge ca. 80%, den pessimistischeren Studien zufolge ca. 92% des in der Schule gelernten Wissens schon 1 Jahr nach dem Abitur nicht mehr verfügbar ist. Ein ziemlich schlechter Return für 12 bis 13 Jahre Invest :-).

Das überrascht auch gar nicht. Wir wissen ja aus der Neurobiologie längst, dass "wirkliches Lernen", also ein tiefes und nachhaltiges Verankern mit einem tiefen emotionalen Erlebnis einhergehen muss, sonst eliminiert der "gesunde" und "ökonomisierte" Betrieb unseres Gehirns all die oberflächlich aufgenommenen Eindrücke, die uns sonst "um den Verstand bringen" würden.

Jetzt sind die Rahmenbedingungen in den Schulen heute doch weitgehend so, dass die Lehrpläne viel zu vollgestopft sind (die immer noch steigenden Ausfälle von Stunden kommen zum Problem hinzu) und das zu einem Hecheln von einer Stunde in die nächste führt, von einem Fach zu nächsten, von einer Kurzfrist-Aufnahme von Wissen zum nächsten Prüfungsauskotzen.

Für ein echtes "Abtauchen", ein emotionalisierendes Lernerlebnis bleibt schlicht keine Zeit. Zu viel Stoff, zu wenig Lehrer, zu antiquierte Didaktik. Dazu kommt noch: Keine Vernetzung der Wissensgebiete, die in der Praxis ja der Regelfall ist, sondern isoliertes Silo-Wissen - neben- und aufeinandergepackt.

Fast vollkommen auf der Strecke bleiben zudem das Invest und Entwicklungsmöglichkeiten der Persönlichkeit. Und die finden zunehmend auch nicht mehr nach der Schule statt, weil für außerschulische Aktivitäten angesichts des Leistungsdrucks (z.B. Übertritt) immer weniger Zeit bleibt.

Paradoxerweise wird dann in der Erwachsenenbildung von Unternehmen unendlich viel Geld in diese offensichtlichen Defizite gesteckt und eine ganze Trainerindustrie bringt den Erwachsenen dann in kleinen Gruppen von ca. 8 Personen und mit ausgefeilten didaktischen Inszenierungen z.B. die Handhabung von Komplexität, Team- und Sozialverhalten etc. bei, weil wir wissen, dass Lernen über emotionale Erlebnisse stattfindet ...

Es ist ein bizarres Trauerspiel, wie wir in den Schulen mit "unserem" Produktivfaktor "Wissen" umgehen.


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 Betreff des Beitrags: Re: Die Deutschen sterben aus
BeitragVerfasst: 18 Sep 2018 19:55 
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Oranje-Emu
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captainbeefheart hat geschrieben:

Du bist wahrscheinlich eine der wenigen Ausnahmen, die aus einem Systemfehler das Beste machen, das freut mich für Dich und Deine Schüler sehr.

Hm, kein Ironie-Smiley. Dann Danke. Aber das kannst Du eigentlich gar nicht einschätzen, ob ich ein guter oder schlechter Lehrer bin. Ich lasse meine Schüler meinen Unterricht bewerten, sobald ich keine Noten mehr geben muss. Daher beantworten diese mir jährlich die Frage...

captainbeefheart hat geschrieben:


Wir wissen heute, dass nach den optimistischeren Studien zufolge ca. 80%, den pessimistischeren Studien zufolge ca. 92% des in der Schule gelernten Wissens schon 1 Jahr nach dem Abitur nicht mehr verfügbar ist. Ein ziemlich schlechter Return für 12 bis 13 Jahre Invest :-)..

Wusste ich nicht. Sicherlich kannst Du die Studie hier verlinken.
Von ROI bei Menschen zu sprechen finde ich gelinde gesagt daneben...aber so ist das in unserer BWLer-Welt. Aber dazu komme ich weiter unten noch.

captainbeefheart hat geschrieben:

Das überrascht auch gar nicht. Wir wissen ja aus der Neurobiologie längst, dass "wirkliches Lernen", also ein tiefes und nachhaltiges Verankern mit einem tiefen emotionalen Erlebnis einhergehen muss, sonst eliminiert der "gesunde" und "ökonomisierte" Betrieb unseres Gehirns all die oberflächlich aufgenommenen Eindrücke, die uns sonst "um den Verstand bringen" würden.


Nie Neurobiologie sagt genau das. Jetzt sehe ich als Lehrer das Problem, dass ich einen relativ trockenen Stoff vermitteln muss (wenn ich nur bei Inhalten bleibe). Ich bereite diesen "spannend" an der Lebenswirklichkeit der Schüler vor. Die Schüler arbeiten (fast) alle toll mit. Es gongt. Die Schüler gehen raus, Handy an und "zocken" oder "chatten". Die Neurobiologie besagt aber, dass genau in diesem Zeitfenster das Wissen im Langzeitgedächtnis gespeichert wird. Jetzt macht das Gehirn aber die "Wahl" das "zocken" spannender ist. Schon ist bereits 50% des Wissens nach der Pause - weg. Genau so ist es beim lernen, Hausaufgaben machen, usw.
Will sagen (und das sage ich auch meinen Schülern): ich kann noch so geilen Unterricht machen - wenn die Schüler diesen torpedieren, dann bleibt nix hängen.

captainbeefheart hat geschrieben:

Jetzt sind die Rahmenbedingungen in den Schulen heute doch weitgehend so, dass die Lehrpläne viel zu vollgestopft sind (die immer noch steigenden Ausfälle von Stunden kommen zum Problem hinzu) und das zu einem Hecheln von einer Stunde in die nächste führt, von einem Fach zu nächsten, von einer Kurzfrist-Aufnahme von Wissen zum nächsten Prüfungsauskotzen.

Für ein echtes "Abtauchen", ein emotionalisierendes Lernerlebnis bleibt schlicht keine Zeit. Zu viel Stoff, zu wenig Lehrer, zu antiquierte Didaktik. Dazu kommt noch: Keine Vernetzung der Wissensgebiete, die in der Praxis ja der Regelfall ist, sondern isoliertes Silo-Wissen - neben- und aufeinandergepackt.


Lehrpläne vollgestopft: ja
Aber ich nehme mir als Lehrer die Freiheit auch Dinge NICHT zu unterrichten, wenn sie für die Schüler nicht relevant sind.
Keine Vernetzung von Wissensgebieten: falsch - klar findet das statt. Man kennt ja durch die didaktische Jahresplanung den Stoff der anderen Lehrer. Darauf bezieht man sich. Zudem gibt es Lernarrangements, bei denen Fächer kombiniert werden.
Antiquierte Didaktik?: was ist antiquiert? was ist "moderne" Didaktik? es gibt nur gute und schlechte (jeweils bezogen auf Inhalt, Schüler, Ziel des Unterrichts). Da kann ein Lehrervortrag mal gut und mal schlecht sein und da kann Selbstorientiertes Lernen mal gut und mal schlecht sein.

captainbeefheart hat geschrieben:

Fast vollkommen auf der Strecke bleiben zudem das Invest und Entwicklungsmöglichkeiten der Persönlichkeit.

Hast Du mal einen Lehrplan von vorne bis hinten durchgelesen? Da steht fast mehr drin über Entwicklung von Kompetenzen (Sozial- und Humankompetenzen) , als Wissen, dass vermittelt werden soll. Wissen ist ein Vehikel um Kompetenzen zu fördern. Z.B. kann ich über Dilemmasituationen bei Lenk- und Ruhezeiten einerseits das Wissen über das Thema behandeln, aber auch die Schüler zum Thema "Verantwortung in der Gesellschaft, eigene Verantwortung" bilden. Tja, da passiert gleichzeitig und ich muss immer innerlich grinsen, wenn die Schüler denken, wir haben "nur" das Thema Lenk- und Ruhezeiten behandelt...

Wenn für Dich 12/13 Jahre "Invest" = soundsoviel Wissen am Ende sein muss, dann tut es mir leid. Mir ist wichtiger, ich sehe, wie die Schüler sich als Menschen weiterentwickeln, Persönlichkeit aufbauen, Probleme lösen können, offen für neues/anderes sind, usw.
Wissen wandelt sich, Probleme lösen muss man immer...

Ich hoffe es fällt auf, dass ich so allgemeines Bashing total verabscheue und versuche auch deshalb, dass meine Schüler die Dinge individuell und differenziert sehen. Aber auch hier sagt die Neurobiologie, dass "Schubladendenken" uns Menschen erst so weit gebracht hat, weil wir bestimmte Dinge in Schubladen ablegen und uns deshalb den lebensbedrohlichen Problemen zuwenden konnten...

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 Betreff des Beitrags: Re: Die Deutschen sterben aus
BeitragVerfasst: 18 Sep 2018 20:05 
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Admin-Emu
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Registriert: 21 Jun 2004 12:00
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Wagnerli hat geschrieben:
Das ist der größte Blödsinn, den ich je gelesen habe.
...


Nanana.... :D

Deutschland hat eine Nettoreproduktionsrate (Töchter pro Frau) von 0,64. Die USA von 1,0. D.h., Deutschland würde ohne Zuwanderung deutlich schrumpfen. Zwar gibt es in den USA eine große Anzahl illegaler hispanischer Einwanderer für einfache und ungelernte Tätigkeiten. Gleichzeitg sind die USA für die geistige und technische Elite hochattraktiv. 30% aller Software-Ingenieure sind Japaner, Koreaner und Chinesen. Deutschland ist dagegen wegen dem Sozialsystem für Armutsintegration aus Nah- und Mittelost und Afrika anziehend. In den USA gibt es dieses Sozialsystem quasi nicht.
Wir hängen noch dem "Gastarbeitersystem" der 60er und 70er nach. Statt Eliten zu holen, lassen wir in großer Anzahl Niedrigqualifizierte ins Land, gerade so, als wären die klassischen Industrien wie Maschinenbau noch lange zukunftsträchtig.
Das Schulsystem in den USA ist längst ein Zweiklassensystem von (schlechten) öffentlichen und (guten) privaten Schulen. Ich hoffe eben gerade nicht, dass wir das auch bekommen werden, befürchte es aber.

Vorsichtshalber erwähne ich, dass ich jedem Menschen ordentlich und freundlich gegenüber trete, Egal, ob Flüchtling, ChefChef oder sonstwas.
Ich bin nur der Meinung, dass ein Land das Recht und die Pflicht hat, genau hinzuschauen, wen man ins Land holt und diese auch zu einem gewissen Teil eigennützig auszususchen.

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 Betreff des Beitrags: Re: Die Deutschen sterben aus
BeitragVerfasst: 18 Sep 2018 22:54 
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MD Emu

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Beiträge: 1253
Servus Nils, Danke für Deine Perspektive!

Natürlich weiß ich nicht, ob Du ein guter oder schlechter Lehrer bist.

Ich find cool, dass Du Dich von Schülern bewerten lässt. Deren Bewertung sagt allerdings wenig bis gar nichts über deren nachhaltigen Lerneffekt aus.

Der „RoI“ des Schullernens ist für mich persönlich irrelevant, ich mache „Schulerfolg“ an anderen Kriterien fest. Allerdings messen sich die (Bundes)Länder „im Bildungssystem“ ja an simplen Output Größen (z.B. Pisa) und da ist dann „im System“ die Frage nach dem Input mindestens naheliegend und fällt sehr ernüchternd aus. Ich würde allerdings „am System“ arbeiten, das Lernparadigma ganz grundlegend ändern - und da spielt dann ausgekotztes Wissen kaum noch eine Rolle.

Dass wir die Schüler mit Faktenwissen zuschütten - und sich das nicht einprägen kann - haben wir schon vor der Ära der Smartphones gehabt. Im Prinzip hat sich das Lernparadigma seit Hunderten von Jahren nicht wirklich geändert: im Single-Loop-Lernmodus haben wir (z.T. löbliche) oberflächliche Anpassungen vorgenommen, aber kein grundlegendes Double-Loop-Learning vollzogen.

Antiquierte Didaktik ist alles, was keine emotionalen Lernerlebnisse und entsprechende Dopamin Ausschüttungen zulässt. Hirngerechtes Lernen findet einfach anders statt, als es „das System“ zulässt. Kein Vorwurf an die Lehrer, die versuchen ja auch nur im System das Bestmögliche zu tun- und das ist eben ohne Paradigmenwechsel doch ernüchternd wenig.

Dass Persönlichkeitsentwicklung vor Wissensoutput in unseren Schulen zählt - da musst Du doch selbst auch schmunzeln, oder? Das Gegenteil ist der Fall: Die Einzigartigkeit jedes Schülers wird doch weder umfassend gesehen (dazu ist doch gar keine Zeit), noch findet eine stärken- oder ressourcenorientierte individuelle Förderung statt. An Ende zählt doch immer: das Zeugnis. Ob sich ein introvertierter Schüler bspw. mehr Extraversion zugetraut, oder ein gutes Feld für seine Intraversion gefunden hat, ist doch vollkommen out of scope.

Das irrwitzige ist ja, dass wir längst wissen, wie hirngerechtes Lernen geht und wir Milliarden in die Defizit Behebung bei Erwachsenen stecken - zu einer Zeit, in der die Neuroplastizität so viel kleiner ist, als im Kinder- und Jugendalter, zur Schulzeit.


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 Betreff des Beitrags: Re: Die Deutschen sterben aus
BeitragVerfasst: 18 Sep 2018 23:20 
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MD Emu

Registriert: 04 Aug 2017 22:10
Beiträge: 1253
Servus Nils,

Noch eine persönliche Anekdote, die zeigt welcher Irrsinn sich in Regelschulen abspielt:

Meine beiden älteren Töchter sind aus ihrer Privatschule ein 2 x 2-stündiges Feedbackgespräch mit beiden Lehrern (bzw. im weiteren Verlauf das Ganze zusätzlich 1-stündig mit bis 2 zu weiteren Lehrern) und Eltern gewohnt. Im Vorfeld hat jeder (Schüler, Lehrer, Eltern) eine schriftliche Einschätzung abgegeben, die dann ausführlich besprochen wurde. Dabei nahm „Persönlichkeit“ etwa 2/3 der Zeit ein. Bei Bedarf waren diese Gespräche auch monatlich möglich.

Nach der 10. Klasse haben beide auf unterschiedliche Regelschulen gewechselt. Der Elternsprechtag bestand in beiden Schulen aus einem „Speed Dating“: 5 Minuten pro Lehrer. Ein Lehrer hat im Vorfeld um das Mitbringen eines Fotos gebeten, er könne sonst die Personen nicht zuordnen! Bullimie schon beim Elternsprechtag :-)


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 Betreff des Beitrags: Re: Die Deutschen sterben aus
BeitragVerfasst: 19 Sep 2018 06:54 
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Die Emu-Maus
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keko hat geschrieben:
...
Wir hängen noch dem "Gastarbeitersystem" der 60er und 70er nach. Statt Eliten zu holen, lassen wir in großer Anzahl Niedrigqualifizierte ins Land, gerade so, als wären die klassischen Industrien wie Maschinenbau noch lange zukunftsträchtig. ....


Leider haben wir (D) auch die eigentlich gut Idee der deutschen Greencard für (IT)-Fachkräfte nicht kräftig genug weiter entwickelt.
Laut Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Greencard_(Deutschland) sind damit in der Laufzeit immerhin gut 13.000 Fachleute gekommen.

Die Firma, in der ich damals in RLP arbeitete, hatte sogar die erste Greencard Ingenieurin für RLP eingestellt :) ; eine Kroatin, die dann für uns vor allem Abgasanlagen entwickelte. :)

Sowas sollte weitergehen... :keko

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