Klugschnacker hat geschrieben:
keko hat geschrieben:
Aber das Ganze würde ohne Innovation und unsere Produkte komplett zusammenbrechen. Sie bringen überhaupt erst mal Geld in den Kreislauf.
Die Produkte bringen erst dann Geld in den Kreislauf, wenn sie gekauft werden. Dazu müssen sie billig sein, gemessen an ihrem Nutzen. In Deutschland ist das Lohnniveau im Vergleich zur Produktivität relativ gering. Aus diesem Grund sind wir innerhalb der EU Export-Meister.
Würde das Lohnniveau in Deutschland im Vergleich zur Produktivität steigen, wären unsere Produkte teurer. Im Inland könnten wir unsere eigenen Produkte trotzdem kaufen, weil die Leute dann mehr Geld in der Tasche hätten (mehr Lohn). Im Ausland würden wir aber an Konkurrenzfähigkeit verlieren. Wir hätten weniger Export, dafür aber eine höhere Binnennachfrage.
Ein niedriges Lohnniveau im Inland bedeutet Aufträge aus dem Ausland. Es bedeutet außerdem, dass die dabei erwirtschafteten Gewinne weniger beim Arbeitnehmer landen, als beim Unternehmen. Und das Unternehmen gehört Unternehmern und Aktionären. Dass es ihnen sehr gut geht, liegt durchaus auch daran, dass in den unteren Etagen wenig verdient wird.
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Bei all dem muss man natürlich sehen, dass es uns Deutschen in der ganz großen Mehrheit – nicht allen! – gut oder sehr gut geht. Fast nirgendwo auf der Welt lebt es sich derzeit so gut wie hier. Doch die unteren Gehaltsklassen verlangen nicht ohne Berechtigung ihren Anteil am Kuchen.
Da geht jetzt doch einiges durcheinander und das Meiste ist schlicht falsch:
Produkte werden keineswegs nur dann gekauft, wenn sie im Verhältnis zum Nutzen billig sind. Im (auch volumensmäßig) nicht unerheblichen Premiummarkt ist ein (zum Teil nur subjektiv wahrgenommener) Zusatznutzen oft ebenso wichtig, wenn nicht entscheidend. Dann ist sogar ein höherer Preis der Kaufgrund, manchmal sogar bei tatsächlich geringerem Nutzen!
Deutschland hat ein im internationalen Vergleich (sehr) hohes Lohnniveau. Und gleichzeitig haben wir mit die höchste Produktivität weltweit. Das Lohniveau ist unter anderem deshalb so hoch, weil die die Produktivität sich so gut entwickelt hat - hier gibt es eine eindeutige Korrelation. Es wird allerdings nicht der ganze Produktivitätsfortschritt im Lohnniveau abgebildet, der Rest sind Gewinne der Unternehmen, die allerdings ebenso volkswirtschaftlichen Nutzen schaffen: Durch Investitionen und Innovationen sowie Einkommen aus Unternehmensbeteiligungen.
Die Exportweltmeisterschaft hat wiederum nur wenig dem Lohnniveau zu tun (wie gesagt wir haben mit das höchste Lohnniveau weltweit), sondern im Kern mit der Güte der Produkte und Dienstleistungen, bei denen wir in vielen Branchen einfach (mit) die Besten sind ("Made in Germany"). Zudem spielen hier Wechselkurse eine Rolle.
Ein niedriges Lohnniveau bedeutet außerdem keineswegs unmittelbar Aufträge aus dem Ausland. Das gilt für (vorwiegend) manuelle Arbeit, weniger für kognitive Arbeitsleistungen.
Wenn das Lohnniveau steigt müssen schließlich die Preise für Produkte keineswegs steigen. In Produkt- und Dienstleistungspreisen sind Arbeits-, Material -und Kapitalkosten enthalten, da kommt es darauf an im welchen Verhältnis diese für ein Produkt zu Buche schlagen. Und selbst wenn die Arbeitskosten den überwiegenden Anteil ausmachen, entscheiden nicht allein die absoluten Faktorkosten über eine Preissteigerung, sondern auch die Art des Faktoreinsatzes, also wie die Arbeit organisiert wird. Dasselbe gilt für Material- und Kapitalkosten.