captainbeefheart hat geschrieben:
Ein Mehrheitswahlrecht wie in den USA befeuert - wie wir derzeit im Extremen sehen können - die gesellschaftliche Spaltung eher, als dass es eine integrative gesellschaftliche Kraft entfaltet. Da ist mir unser Verhältniswahlrecht schon lieber, auch wenn es über Jahrzehnte eher von den beiden Volksparteien dominiert wurde. Es gab halt nicht so gravierende gesellschaftsstrukturelle Unterschiede, als dass ein "echtes" Spektrum entstanden wäre. Jetzt ist es, mit einigem Zeitverzug, aber so. Es gibt gravierende gesellschaftliche Unterschiede und entsprechende Alternativen, die ich auch tatsächlich als solche wahrnehme. Der Unterschied zwischen z.B. Die Linke und der AfD ist nicht nur ein gradueller bzw. ein Pseudo-Unterschied. Ob man das Programm der AfD nun gut findet, oder nicht, ob es nun schlüssig ist, oder nicht - es bietet eine programmatische Wahl, die, außer in Mini-Splitterparteien, bislang nicht zur Wahl stand. Prinzipiell finde ich ein buntes Spektrum auch funktional für die Gesellschaft.
Ich finde auch die Durchlässigkeit zwischen den gesellschaftlichen Systemen (Politik, Wirtschaft, Verwaltung etc.) grundsätzlich positiv. Nicht in dem Sinne, dass z.B. Ex-Bundeskanzler, bestens ausgestattet und versorgt, zum Ober-Lobbyisten werden. Aber in dem Sinne, dass es für alle Systeme produktiv und befruchtend sein kann, nicht nur im jeweils eigenen Saft zu schmoren und systembegrenzte Kaminkarrieren zu forcieren. Wer keine Partei-Apparatschicks möchte, sollte froh sein, dass ein Politiker auch ein "echtes" Erwerbsleben hat / hatte. Wer keine massive Abhängigkeit von Lobbys möchte, sollte über wirklich unabhängige Erwerbsquellen von Politkern froh sein. Wer keine abgehobenen, vor den realen Alltagsproblemen weitgehend abgekoppelten, Politiker haben will ,sollte darüber ebenso froh sein. Sepp Daxenberger, Gott hab ihn selig, war dafür ein wirklich gutes Beispiel.
Die Verfasser des Wahlrechts in den USA oder DE haben sich sicher viel dabei gedacht. Nur sind Menschen halt erfinderisch, wenn es darum geht, Lücken zu finden, zu bauen oder zu nutzen, wenn es dem eigenen Vorteil dient.
In Italien hat man mittlerweile 12 Parteien, die dort diskutieren. Scheint auch nicht viel besser zu sein.
Nun arbeitet man sich an Seehofer ab. Ob er geht oder nicht, wird nichts ändern. Bisschen Show fürs Wahlvolk.